24. Trost am Grabe Februar 1783. Trockne deines Jammers Thränen, Heitre deinen Blick; Denn es bringt kein banges Sehnen Ihn, der starb, zurück. Ach, die holde Stimm' und Rede, Und der Lieblichkeiten jede, Und sein freundliches Gesicht Ruht im Grab', und kehret nicht. Gleich des Feldes Blumen schwindet Alles Fleisch umher; Traurend sucht der Freund, und findet Seinen Freund nicht mehr: Vor dem welken Greis' am Stabe Sinkt der Jüngling und der Knabe, Vor der Mutter sinkt ins Grab Oft die junge Braut hinab. Gleich des Feldes Blumen werde Alles Fleisch verstäubt! Nur der Erdenleib wird Erde; Sein Bewohner bleibt! Ja du lebst, Geliebter, lebest Über Sternen, oder schwebest Mitleidsvoll um deinen Freund, Der an deinem Grabe weint! Diese Kräfte, dieses Trachten Zur Vollkommenheit, Dieses Vorgefühl, dies Schmachten Nach Unsterblichkeit: Dieser Geist, der Welten denket, Würde mit ins Grab gesenket? Und geschaffen hätte Gott Dieses alles nur zum Spott? Nein, nicht spottend, nicht vergebens Schufst du, Gott, dein Bild; Lieb' und Weisheit hat des Lebens Geist in Staub gehüllt. Diese Hülle wird zertrümmert, Und die freie Seele schimmert Zu der höhern Geister Chor Immer herrlicher empor. Auf! von Moder und Verwesung, Blick' hinauf, mein Geist, Wo im Friedensthal Genesung Alles Jammers fleußt: Wo nicht Krieg, Erdbeben, Fluten, Hunger, Pest und wilde Gluten, Wo nicht Trennung mehr noch Tod Liebenden Geliebten droht! Ach des Wonnetags, der wieder Ewig Freund und Freund, Eltern, Kinder, Schwestern, Brüder, Mann und Weib vereint: Wann, gelehrt von Himmelsweisen, Wir des Vaters Liebe preisen, Der aus Irrtum, Schmach und Gram Uns in seine Ruhe nahm! Bald vielleicht, ach bald verschwunden Ist auch meine Zeit, Und die letzte meiner Stunden Kömmt vielleicht schon heut'! O laßt Gottes Weg' uns wandeln, Immer gut und redlich handeln: Daß wir, wenn der Vater ruft, Freudig sinken in die Gruft!