13. Bundesgesang Dezember 1772. Prahlt nur, Sänger Lutetiens! Gleichet euren Gesang selber (so ziemt es sich!) Der unsterblichen Grazie Des Dircäers, und trotzt jenem, der Latiums Freiheitsmörder vergötterte! Warum solltet ihr's nicht? Habt ihr die Hoffnungen Eurer Könige, welche zur Kurzweil scharenweis euch fütterten, nicht erfüllt? Scholl nicht tausendmal euer Lied Aus den Schlünden des Ruhms? Haucht' es nicht tausendmal Wilde Gluten dem Jünglinge, Und der heiligen Brust blühender Mädchen ein? Billig werft ihr den Seitenblick Spöttisch über den Rhein, in das barbarische Land, wo Roßbach und Höchstädt noch Vom unmenschlichen Mord feinerer Franzen raucht! Billig schimpft ihr das rauhe Lied, (Ach! kein Mädchen und kein witziger Höfling liebt's!) Das, in holpernden Tönen, Gott, Dieses Märchen! und ha! Freiheit und Vaterland Und altvätrische Tugend singt! – Doch laß ab, o Gesang! Spotte der Tändler nicht! Unbesorgt um den trägen Strauß, Der, dem Äther zu schwer, segelnde Schwingen dem Wind' ausspreitend, den Sand durchscharrt, Stürmt der Adler voll Stolz leuchtenden Sonnen zu! Tritt, gerüstet mit Kühnheit, auf, Und frag' jegliches Volk unter dem Himmel, frag', Welcher einzig noch Antwort hat, Selbst den Britten, ob er habe der Jünglinge, Die, von Fürsten unangefeu'rt, Hasser goldenen Lohns, Hasser weitstrahlender Pöbelehren, mit hohem Schwur Alles Leben nur dir, Tugendgesang, geweiht! Der allwissend in unser Herz Schaute, warum, o Gott, schwieg in der Rechten dir Der heimsuchende Donnerstrahl? Warum leuchtete sanftlächelnd dein Antlitz uns, Daß der Mond in dem Wiederschein Und der sternende Pol' lächelt', und ehrfurchtsvoll Jedes feiernde Lüftchen sank? Meine Brüder, Triumph! Uns hat gesegnet Gott! Kommt, umarmt mich, und reicht den Kranz Mir des heiligen Laubs, welches uns schattete! Uns gesegnet hat Gott! O kommt, Meine Miller, am Arm eures geliebten Hahn! Und du, welchem die zärtliche Wollustthräne den Blick trübet, o Hölty, komm! Seht den klopfenden Busen hier, Stolbergs Biedergeschlecht! Sieh ihn, mein Boie, du! Freiheit klopft er und Vaterland! Du, das strahlende Ziel nächtlicher Wachen und Thränenblinkender Stunden, wie Flammt dir einzig mein Herz, Vaterland! Vaterland! Ach, wie ring' ich, wie ring' ich, bald Wert des jauchzenden Danks deines erwählten Stamms, Und, Bastarde Thuiskons, und Schiele Nachbarn, zu sein eures Geknirsches wert!