25. Frühlingsliebe Ostern 1783. Die Lerche sang, die Sonne schien, Es färbte sich die Wiese grün, Und braungeschwollne Keime Verschönten Büsch' und Bäume: Da pflückt' ich am bedornten See Zum Strauß ihr, unter spätem Schnee, Blau, rot und weißen Güldenklee. Das Mägdlein nahm des Busens Zier, Und nickte freundlich Dank dafür. Nur einzeln grünten noch im Hain Die Buchen und die jungen Mai'n; Und Kresse wankt' in hellen Umblümten Wiesenquellen: Auf kühlem Moose, weich und prall, Am Buchbaum, horchten wir dem Schall Des Quelles und der Nachtigall. Sie pflückte Moos, wo wir geruht, Und kränzte sich den Schäferhut. Wir gingen atmend, Arm in Arm, Am Frühlingsabend, still und warm, Im Schatten grüner Schlehen Uns Veilchen zu erspähen: Rot schien der Himmel und das Meer; Mit einmal strahlte, groß und hehr, Der liebe volle Mond daher. Das Mägdlein stand und ging und stand, Und drückte sprachlos mir die Hand. Rotwangicht, leichtgekleidet saß Sie neben mir auf Klee und Gras, Wo ringsum helle Blüten Der Apfelbäume glühten: Ich schwieg; das Zittern meiner Hand, Und mein bethränter Blick gestand Dem Mägdlein, was mein Herz empfand. Sie schwieg, und aller Wonn' Erguß Durchströmt' uns beid' im ersten Kuß.