Oden und Elegien aus Rom Possis nihil urbe Romae Visere majus. Horat. Ave Maria Untersank, o Roma, die Sonne deinen Siebenhügeln. Langsam erscheint die Nacht schon, Und ein Tag verschwindet von deinem Leben, Ave Maria! Deinem Leben! welch' ein Gedank', o Roma, Aufbewahrt im Buche der Ewigkeit ruht Jeder deiner Tag', und die Weltgeschichte Deine nur ist sie! Also, Allumarmende, streckt der Vater Seine Arm', Okeanos um die Erde, Ihnen sinkt die scheidende Sonn' entgegen, Ave Maria. Welch ein Ernst! wie wandelt die Nacht, die alte, Deines Schicksals Geist zu vergleichen, aus des Colosseums schreckhaft geborstnem Sarge Dämmernd hervor schon! Hell entstrahlt, gebadet im frischen Nachtblau Jovis Stern dem Himmel, mit Wehmuth blickt er Seine Tempeltrümmer am Capitol an, Ave Maria. Halb im Mondschein, halb in der Dämmerung schon Graut der Stiere säulenbedecktes Schuttfeld, Und im Zwielicht wandelt noch eines Mönches Einsamer Schatten. Und von hundert Kirchen zumal ertönet Fern und nahes Glockengeläut dem Tage Schwermuthsvoll und feierlich noch sein Grablied, Ave Maria. Dumpf antwortend folgt ein gewalt'ger Nachhall In der Seel', ein betend Gefühl, als klängen Eben drei Jahrtausenden dieser Roma Glocken zu Grabe. Und man denkt der Stunde, da vors Gericht sie Treten, wenn der ewigen Stadt und mit ihr Auch der Welt zum letztenmal schaurig tönet: Ave Maria.