Viertes Lied Aber willst du deinem Liebchen Wirklich wohl, warum denn hast du's So allein zurückgelassen? Ach, du bist so gut und freundlich, Und so grausam doch, so wenig Schontest du in deiner Stärke Meiner Schwäche, meiner Furcht. Als ich Knabe war, da floh ich Meines Alters Kinderspiele, Und dereinst in Ruhm und Ehre Groß zu werden, träumt ich einsam, Und die Stadt zu sehn, wo dieser Erde mächtigste Gebieter, Romulus Geschlecht geherrscht. Aber mußtest du die Heimat Denn so frühe schon vergessen? Freilich ist sie dir verbittert, Deinen Haß verdienten viele, Doch ein Herz, voll heißer Liebe, Schwach und treu, verzehrt im Stillen Um den wilden Wandrer sich. Sähst du diesen blauen Himmel, Diese goldnen Abendlüfte, Diese süßen, duft'gen Berge, Diese Haine, diese Meere, Sähst du von des Mario Höhen Roma's Riesenbild, gewaltig, Wie ein Berg, St. Petri Dom – Dies Hesperien mit der Fülle Lachender Orangenhaine, Diese herrlichen Ruinen Aus der Vorwelt, dieses Lorbeers Stolzes Grün, nach dem dich lüstet, Und das schönste noch – die theure Reizende Sabinerin! Böses Kind, du willst dich rächen, Und die Züchtigung verdien' ich; Doch du weißt, wie unbefriedigt Sinn und Geist mir strebt; es reiften In der Flamme der Begeist'rung In des Herzens Brand Gedanken Und Entwürfe, gleich dem Gold. Und die Ruhe suchst du außen In des Lebens raschen Kreisen, Wunderbarer, Unzufriedner! Könnt' ich dir mit einem Kusse Meines Herzens sanfte Stille In die Lippen hauchen, stürbe Mit dem Kuß mein Leben auch! Laß, o laß, mein holdes Liebchen, Diesen Wahn mir, glücklich bin ich Einzig, wenn die Welt mich ehret, Nicht für dieses Leben leb' ich, Nur dem Ruhme nach dem Tode; Wollt' ich dir nur angehören, Müßt' ich fast ein Engel sein. O mein Freund, zuweilen schaudr' ich, Hör' ich deinen Namen nennen, Deinen Ruhm und deine Kränze, Deine Lieder muß ich fürchten, Nur mit dir, mit deinem Herzen Bin ich glücklich, groß und herrlich Wünscht' ich nie dich, aber treu. Trüg' ich doch in meinem Busen Deine Einfalt, deinen Frieden, Deine schön begränzten Freuden, Aber ach, mir ist's nicht möglich. Ruf' dem Adler in den Lüften, Gib dem Jüngling seiner Kindheit Unerwachten Sinn zurück. Ja, zu kühn ist's, dich zu lieben, Deinesgleichen bringt ein Mädchen Mit dem ersten Kuß sein Alles, Seel und Leib zum ew'gen Opfer, Ihr vermögt nicht treu zu bleiben, Aber unsre Kraft ist Liebe, Und die Treu ist unser Ruhm.