2. Nicht Schlachten will ich preisen, noch Könige Noch forschen, wer Rom's würd'ger, ob's Cäsar ist, Ob Brutus, Namen der Geschichte, Glänzende nicht und gerühmte Schatten. Ich singe meinen Freund, und auf stolzeren, Auf tiefern Wogen kühnen Gesangs sei mir Vergönnt, mit Stromsgewalt und Kraft ihn Jauchzend zu tragen zum Oceane, Da sich die Zukunft eint mit Vergangenheit, Beid' aber unvergängliche Gegenwart; Ohn' Anfang beid' und ohne Ende, Beide die göttliche Ewigkeit sind. Dich kenn' ich, seit ich kenne, was schön ist, Freund, Dich lieb' ich, seit ich liebe, was gut ist, Freund! In meinem Herzen lebst du einzig, Seit es der delphische Gott bewohnet. Dein Lob, es dünkte schon mir Unsterblichkeit, Erweckte Blüth' und Frühling, wie Sonnenschein, Dein Tadel reinigte, gleich Wettern, Dünste der Erde, die mich umfiengen. Entrissen sind wir uns, und im kalten Hauch Des Nordens athmest Seufzer der Sehnsucht du Nach meinem Süden, wo einst Menschen Wandelten besserer Art, dir ähnlich. Dir hat, uralter röm'scher Tage werth, Kraftvollen Geists und hohen Gemüths ein Weib Das Leben schön begränzt und ewig Hält in ermüdender Wirksamkeit es Lebendig dir der Grazie schönern Dienst: Mir nimmt aufopfernd keines des Herzens Gram Und Sorg' ab, kein verjüngtes Abbild Lächelt mir zärtlich mein Selbst entgegen. Die Gräber Roms sind meine Vertrauten nur; Oftmals jedoch am Fuße des aschigen Vulkans, am blauen Meer, im Glanze Parthenopeischer Lüfte fühl' ich Die Seel' aus jener Gräber Melancholei Erstehn, mit Psyches seliger Lust am Strand Des Lethe schwärmen, und in Düften Schwelgen der purpurnen Hesperiden. Wenn dann in Bajä's trümmerumgeb'nem Golf, Wo gern im Kahn ich über die Spiegelfluth Hingankle zu Misenums Felsen, Oder zum Tempelgewölb' der Venus, Mir wohl erhab'ne Namen der Vorwelt sich Gebietrisch zeigen, bringst dem gepeinigten Orest doch du des weisern Freundes Theuerstes, heiligstes Bild zurücke.