Die sechsundfunfzigste Fabel. Von einem unvorsichtigen Alten. Von eim unvorsichtigen alten Sagt man, der het sich lang enthalten Keusch, biß er ward siebenzigjärig, Runzlecht und umb den kopf grauhärig. Der nam ein dirn von achtzehen jarn Zur ee; da sie beinander warn, Und er die pflicht geleisten solt Und kunt doch nicht, so vil sie wolt, Sprach er: »Ich sihe wol, wie sichs helt, Mein leben hab ich übel bstellt: In meiner jugent het kein weib Zu notturft und zur zeitvertreib; Jetzt ists auch widersinns getan Und hat mein weib auch keinen man.« Ein jedes ding krigt rechten bscheit, Wenn als geschicht zu rechter zeit; Ja, wer solchs alles wol verstünd, Die rechte zeit stets treffen künt, Wist sich stets in die zeit zu schicken, Dem müsts in allen sachen glücken.