Die achtzehnte Fabel. Von den Tauben und Weihen. Die tauben hetten einen streit Mit dem weihen, der in groß leid Zufüget und gar hart anfacht Und liefert in gar oft ein schlacht. Die tauben konten sich nicht rechen, Dem starken feind nicht vil abbrechen; Wolten den streit nicht gern verliesen, Gedachten ein schutzherrn zu kiesen, Der ire ordnung im krieg solt füren. Den habicht zum schutzherrn sie küren: Der solt die hauptmanschaft verstan. Der sach nam sich der habicht an. Und wie er nun zum hauptman ward, Ließ er nicht ab von seiner art: Wider die tauben tobt er ser, Als ob er der feind selber wer, Flog under die einfaltig tauben, Tets nach einander ausher klauben. Da war den tauben herzlich leid, Daß sie hetten zur oberkeit Den habicht gsetzt und auserwelt, Weil er sich der gebür nicht helt: »Beßer, wir hetten allein gestritten, Schaden von unserm feind erlitten. Der freund tut uns vil größern schaden, Denn auf uns het der feind kunt laden.« Ein jeder laß sich nicht gerauen Seines berufs, mit allen trauen Demselben fleißig stellen nach Und haben acht auf seine sach. Obs schon nicht get, wie es wol solt, Und daß mans gerne bessern wolt, Wils doch nit recht auf alle seiten Zugen und ungehunken reiten. Weil mir mein stand zu diser frist Leidlich und wider Gott nicht ist, Muß ich damit zu frieden sein. Ists nicht von allen seiten rein, Weil ich noch bin in disem leben, Hienehst wird Gott ein beßers geben. Die sich aus vorwitz gern verneuen, Die müßen oft am reuel keuen. Wenn sie was neues gnommen an, Woltens das alt gern wider han. Wir sein all mit der plag geplagt, Niemand sein eigen stand behagt. Darumb sei niemand so verbolgen, Daß er wolt disen tauben folgen, Die umb ein kleine forcht des weihen Ließen den sperber sich entfreien. Was du anfahst, des hab gut acht, Hebs weislich an, das end betracht: Beßer, du leidst ein kleinen schaden, Denn daß du soltst in größerm baden.