Die neunzehnte Fabel. Vom Dieb und Hund. Zu stelen gieng ein dieb hinaus Vor eines reichen bürgers haus; Da ball in an des bürgers hund. Ein stücke brod reicht er zu stund. Der dieb dem hund es geben wolt; Der hund sprach: »Meinstu, daß ich solt Das brot nemen und schweigen still, Daß du dieweil nach deinem willn In meines herren haus mögst gan Und tragen, was du findst, davon? Lieber veracht ich deine gab, Denn ich verlier meins herren lob.« Die fabel lert, daß wir nicht söllen Dem schendlichen genieß nachstellen, Nicht umb zu haben kleinen gwin, Ein größern laßen faren hin, Und daß wir nicht, wie sie gern wöllen, Eim jedern geiste glauben söllen. Es ist manch schmeichler also klug, Daß er böse list und betrug Nicht allein in den worten hat, Sondern erzeigts auch mit der tat.