Die dreiundsiebzigste Fabel. Vom Weidman und einem Sperling. Der vogler an eim morgen fru Richtet sein garn und hütten zu, Zohe naus ins felt, allda zu stellen, Gedacht bei haufen sie zu fellen, Richt zu ein hert, mit gersten etzt, Sich darnach in die hütten setzt, Und saß allda ein kleine weil; Kamens geflohen wie die pfeil Bei zehen, zwenzig ongefer. Der vogler sprach: »Ist eur nit mer, Wil ich darumb das garn nit ziehen.« Ließ eßen und hindannen fliehen. Zuhand da kamen ander wider, Setzten sich auch daselben nider. Ir warn nit vil; drumb wolts nit han: Sie aßen, flohen auch davon. Das trieb er allen tag so lang Biß zur der sonnen nidergang, Daß er gar keinen vogel fieng, Allzeit dauchtens in zu wening, Des er sich doch het mögen schemen; Gedacht das garn da einzunemen. Kam ongefer ein sperling gflohen: Derselbig ward da überzohen: In seinen schweidler in da steckt Und sprach: »Wiewol mirs wenig kleckt, So ists doch beßer, haben ichts, Denn gieng ich ler, het alles nichts.« Die große ding oft vorgenomen Und vil gedanken überkomen, Die verachten gmeinlich das klein, Daß sie das haben solln allein. So schafft denn Gott auch solchen kummer, Daß sie das groß erlangen nimmer.