Die einunddreißigste Fabel. Vom Bettler und einem Müller. Ein bettler kam für eine mülen, Lag vor eim berg bei einer hülen, Und bat denselben müller fron, Er wolt sein milde hand auftun Und teilen im sein almos mit Und im dasselb versagen nit. Er wer auch ee ein müller gwesen, Wer aber nit dabei genesen. Der müller sprach: »Wie ists geschehen? Hast dich leicht übel vorgesehen, Mit deim vertun nit haben wöllen, Oder nit gewist in dnarung zu stellen, Daß du hetst etwas zsamen bracht Und auf ein alten man gedacht; Hetstu gemeßen gute malter, So hetstu etwas in dem alter. Sag mir, wie vil bauren du hetst, Die bei dir pflagen zmalen stets?« Er sprach: »Ir waren acht und dreißig.« Der müller sprach: »O hetstu fleißig Zugsehn und mit der molten gmetzt Und baß die weizenseck beschetzt, Dörfst jetzund nit parteken lesen; Ja, wenn ich wer ir müller gwesen, Solten sie lieber all mit ein Gebettelt han denn ich allein, All acht und dreißig hungers gstorben, Ee ich wolt sein bei in verdorben.« Treue amptleut findt man gar selten; Doch wil ich hiemit niemand schelten. Wenn sich ein jeder selber richt, So darf er fremder strafe nicht. Doch werden wir durchs sprichwort glert: Ein jedes ampt ist henkens wert.