Die zweiunddreißigste Fabel. Von der Maus. In einem kasten war ein maus Geborn, da wars nie kommen aus; Da nert sie sich der haselnüß, Dieselben schmeckten ir gar süß. Das macht, daß ir bei all irm leben Sonst nichts zu eßen war gegeben. Einsmals sie auf dem kasten spielt Und ongefer herunder fellt, Lief umb den kasten und besucht, Ob sie wider nauf steigen mucht. Fand ongefer gar köstlich speis, Schön zugericht von mandelreis; Die schmeckten ir gar herzlich wol. Sie sprach: »Wenn ichs doch sagen sol, Ich meint, daß in der ganzen welt Wer das mal niergend baß bestellt Denn eben da in meinem kasten. Nun mag mans sehen, fülen, tasten, Daß haußen muß vil beßer sein: Ade, ich kum nicht wider nein!« Ein jeder lobt sein vatterlant Und den ort, da er ist bekant, Als daß, wenn er einmal tut wandern Und sich begibet auf ein andern, Da er liebers und beßers sicht, Und da im auch mer guts geschicht, Daß er das sein denn kan verlaßen Und dasselb auch loben zumaßen. Man sagt von einem jungen knaben, Der zoh ins Elsaß hin aus Schwaben; Als er vermerkt ein beßern ort, Da im mer guts erzeiget wart, Setzt im daselben für zu bleiben, Dacht, wolt sich nicht laßen austreiben. Sein Vatterland tet er betrachten Und wolts nicht offentlich verachten Und sprach: »Das Schwabenland ist gut, Bitt Gott, er mich dafür behüt, Ich warf ein großen stein in Rhein, Wenn der heim kumt, kum ich auch heim.«