Die dreiunddreißigste Fabel. Vom Bauren und seinem Wunsch. Die leut erstmals vil götter hetten, Davon vil schreiben die poeten; Under den war ein, die Ceres hieß, Die korn und weizen wachsen ließ. Die bat ein baur, daß sie wolt laßen Das korn wachsen der gstalt und maßen, Daß die strohalmen und die äher Möchten wachsen fein schlecht daher On die scharpfen stachleten spitzen, Die eim in henden bleiben sitzen, Daß sich die schnitter nit drein stechen, Oder den dreschern dhend zerbrechen. Dem gschahe also; da es zeitig wart, Kamen die vögel nach irer art, Denn da war gut zum korn zu kommen, Weil im die stacheln warn benommen. Die kleinen vögel fraßens auf. Da sprach der baur: »Mich reut der kauf. Ich wist nit, daß ichs het so gut: Der vorwitz mir den schaden tut, Daß ich hab umb ein kleinen gwin Ein großen vorteil geben hin.« Wir sollen nicht umb kleinen gwin Ein großen vorteil geben hin; Es tut der vorwitz oft verschaffen, Daß wir auch Gott sein werk wölln strafen Und meinen, daß wir alle sachen Auch beßer denn Gott wöllen machen, Des wir doch haben keinen frummen Und oft zu großem schaden kummen, Höchlich damit erzörnen Gott Und sein gescheft halten vor spott. Desselben sollen wir uns maßen, Gottes werk ungetadelt laßen, Richten nicht mer, denn wir verstünden Und nit wol beßer machen künden, Daß man nit sag: schuster, far schon, Laß urteil übern schuh nit gan.