Die neunundvierzigste Fabel. Vom Pfeifer, der fischen gieng. Als ein pfeifer wolt fischen gan Und het gar kein verstand davon, Er gieng zum waßer hin allein Und trat auf einen großen stein, Und blies ganz laut in sein schalmeien Und macht den fischen einen reien, Und meint, sie solten ausher springen, Daß ers so möcht zu lande bringen. Als aber keiner ausher kam, Hört auf und ward im selber gram. Er nam zuletst das fischergarn, Damit zwerch durch das waßer farn Und tet in einem zug erwischen Ein eben haufen guter fischen; Zohs naus, daß auf dem lande sprungen. Er sprach: »Jetzt tanzt ir ungesungen! Ir seid fürwar gar tolle tier: Vor wolt ir nicht gehorchen mir; Jetzt, weil ir nimmer kunt entgan, So faht ir erst zu tanzen an.« Ein jede sach hat ire zeit, Wie solchs Gott und das glücke geit; Wenn als zu rechter zeit geschicht, Kan man daran sündigen nicht.