Die vierundsiebzigste Fabel. Vom Balken und den Ochsen. Vier ochsen zohen einen wag, Darauf ein großer balken lag; Sprach zun ochsen: »Ir faulen tier, Zu solcher last ist eur wol vier; Eur zwen mich leichtlich anhin zügen Oder schier auf irn achsen trügen: Noch seid ir schelmen also faul!« Ein ochs sprach: »Lieber, halt das maul! Du darfst uns nicht also ausfegen: Die last werden wir bald ablegen Und diser arbeit wol entrinnen; Denn sol sich erst dein leit beginnen. Du magst dich hindern orn wol krauen, Wenn dich die zimmerleut behauen, Zum treger oder stender machen, So tregst, daß dir der hals muß krachen.« Da geraut den balken bald sein spott. Schlug an sein brust: »Vergeb mirs Gott!« Wenn unser nehster in nöten stet, Das waßer über dkörble get, Solln wir nit lachen oder spotten: Wir können in dieselben trotten Auch wol kommen zu seiner zeit, Darin jetzt unser nehste leit. Auf erden ist kein glück so hoch, Dem unglück nicht kan folgen noch: Darumb schrei niemand: hie gelungen! Er sei denn erst hinüber gsprungen.