Die sechsundzwanzigste Fabel. Vom Geizigen und seinem Geltsack. Ein wuchrer het bei seinen tagen Vil gelt und gut zusamen gschlagen. Da er zum letsten sterben solt, Ließ er ein großen sack mit golt, Welchs er mit sünd gewunnen het, Her zu im bringen für das bet. Sprach: »Sack, ich far hin meine straßen, Muß dich mit all dein gülden laßen, Und kan mein sach nit leng verhelen. Sag an, wem sol ich dich befelhen, Wenn ich heut oder morn sol sterben?« Er sprach: »Dein ungezohen erben, Die mich mit huren brengen umb, Mit schwelgen jagen durch den brum, Biß sies verschlemmen ganz und gar, Und deine seel zum neuen jar, Mit meien bsteckt, dem teufel gsant, Ewig werd in der hell gebrant.« Am waßer Ganges in Indian, Wie die historien zeigen an, Die ameisen das golt auflesen Bei kleinen körnlin und bei fefen, Tragens in dlöcher, da sie wonen, Mit großer müe, keinr arbeit schonen; Selb brauchens nicht, nur daß sies bwaren. So tun die kargen mit irm sparen, Schatzen, kratzen ir ganzes leben Und niemand einen heller geben; Brauchens selb nit, auch nimmer nützen, Drauf wie die henn aufn eiern sitzen, Biß nach irm tod ein fremder kümt, Ders ungezelt all gar hinnimt.