Die einundneunzigste Fabel. Vom Frosch und Fuchs. Es kroch ein frosch aus einer pfützen Und wolt nicht lenger im waßer sitzen, Tet wandern in den grünen walt; Da fand vil tierlin, jung und alt. Er sprach: »Gott grüß euch, lieben freund, Wenn ir all wisten, was ich künt, Ir solt mich hoch in eren halten.« Da sprach der has, einr von den alten: »Sag, lieb schwester, was ist dein kunst, Damit du meinst zurlangen gunst?« Er sprach: »Die schöne kunst arznei Hab ich gelernt, und bkennes frei, Zu Mompeliers in Frankenreich, In Welschland, zu Paris dem gleich. Galenus und Hippocrates Haben sich nie geflißen des, Als, was ich kan zu diser frist, Haben dieselben nie gewist; Und ob jemand von euch was felt, Ich wil in umb ein gringes gelt On alle we und sonder schaden Desselben übels bald entladen.« Die tierlin glaubten im zum teil, Wolten aufdecken iren feil. Da lacht der fuchs und sprach: »Ir toren, Sagt dem doctor, daß er zuvorn Hin ge und mach sich selber gsund. Seht, wie bleich ist er umb den mund, Das komt im als von kelt des magen. Laßt in sein brechen erst vertragen; Wenn er denselb vertrieben hat, Denn wölln wir bei im suchen rat.« Es ist ein narr, der sich da rümt Des, welchs im doch nicht eben kümt, Und sich wol zen zu tun erwegt, Der doch sein macht kaum eins ertregt. Der lon ist, daß man in belacht Und wie ein narren gar veracht, Wie oben oftmals ist bedacht.