Die zweiundsiebzigste Fabel. Vom Knaben und einem Stiglitz. Es het ein knab ein stiglitz gfangen, Im kevit an ein fenster ghangen; Zuletst der stiglitz fand ein loch, Da kroch er naus; er rief im noch Und sprach: »Was unglücks hat dich troffen, Drumb daß du bist hinaus geschloffen? Hab dir doch alles gnug gegeben, Davon die stiglitz mögen leben. Ich bitt dich, kom doch wider rein!« Der stiglitz antwort im, sprach: »Nein! Hie leb ich frei und unverzagt, Iß, wenn mirs, nicht wenn dirs behagt.« Die freiheit ist ein edel kleinat: Dasselb weiß niemand, der sie hat; Wer sie aber einst tut verliesen, Den tot solt lieber dafür kiesen. Dem gefangen ist kein armer gleich: Wer frei ist, hat ein königreich.