Die einundsechzigste Fabel. Vom reichen Man und seinem Knechte. Es het ein reicher man ein knecht, Der war einfeltig und ganz schlecht, In allen sachen gar unendig Und auszurichten unverstendig. Derhalb sein herr war ungeschlömig, Nennt in allzeit ein narrenkönig: Mit solchem gspött in oft anfacht. Zuletst er auch bei im bedacht: Mein herr tut mich ein narren schelten, Ich muß ims zwar einst widergelten! Wie er in oft also anzannt, Der knecht auch wider in ermannt Und sprach: »Wolt Gott, mein lieber herr, Daß ich der narrenkönig wer; So wer auf erd kein königreich An weit und größ dem meinen gleich, Ir müst auch selb sein undertan Und mich zu einem herren han.« Oft kumts, daß einr den andern straft, Ist mit demselben fel behaft. Nichts beßers, daß man sich erst zem Und selber bei der nasen nem; So darf man im nit werfen für Und sprechen: ker für deiner tür! Denn mancher ist also verrucht, Ein andern in der kappen sucht, Und helt in für ein rechten toren, Steckt selber drin biß über doren.