Die siebenundvierzigste Fabel. Von einem Man und dem Adlar. Ein weidman aus nach vögeln gieng, Ein lebendigen adlar fieng; Den trug er mit im heim zu haus, Rauft im die langen federn aus, Damit im tet sein macht vermindern, Und ließ in laufen mit den hünern. Ein fremder man den adlar kauft. Als er sahe, daß im ausgerauft War all sein zier und sein gefider, Besteckt er in mit federn wider, Damit er im sein sterk erneut; Des ward der adlar hoch erfreut, Daß er nun wider fliegen kunt, Flohe bald hinaus, erwischt von stund Ein hasen und denselben bracht Dem, dern het wider fliegend gmacht. Das sahe der fuchs, sprach zu dem man: »Wirstu lang bhalten disen han, So schau, daß er dich nicht auch feht, Und dir gee, wies dem hasen get.« Da bdacht er sich und nam dem adlar All sein gefider ganz und gar, Tet in gleich wie vorhin berupfen, Daß er sich nicht mer kunt auflupfen Und stetes bei der erden blieb Und seinem herrn nit bös zutrieb. Oft kumts, daß einr ein fremden hegt Und großen unkost an in legt, Dafür sich der ein zeitlang stellt Demütig und der maßen helt, Als ob er dank für die woltat; Darnach, wenn ers zu wandlen hat, In wider dafür hönt und schmecht, Gleich wie der henker lont seim knecht. Man sagt, was man den fremden hunden Zu gut tut und den fremden kinden, Das wird mit unflat und mit stank Bezalt, denn solchs ist der welt dank.