Die einundsiebzigste Fabel. Vom jungen Gesellen und einer Schwalben. Ein jüngling het im wein und fraß Verbraßt, verschlemmet alles das, Was im sein eltern glaßen nach; Zuletst het nur ein mantel noch. Ongfer ein schwalben het vernomen, Sprach: »Nun wird bald der sommer komen!« Verzehrt den mantel auch im wein Und meint, es solt nun sommer sein. Da kam ein frost und tiefer schnee: Für großer kelte ward im we, Und war erfroren mer denn halb. Fand ligen eine tote schwalb; Er sprach: »Jetzt müt mich nit mein schad, Weil die auch iren lon jetzt hat.« Ein einig schwalb macht keinen sommer; Ein bißen brot stillt nit den kummer. Ein jeglich ding hat sein bescheit, Wenn es geschicht zu rechter zeit.