Die dreiundzwanzigste Fabel. Von einem faulen Weibe. Es war in eim dorf ein fauls weib, Die spart allzeit irn faulen leib Und war der arbeit feindlich gram, Beid in arm und in beinen lam; Doch war sie in den lenden frisch, Gegen zu halten stark und grisch. Die het ein man, der sie fast trieb, Selb nimmer von der arbeit blieb. Gedacht, wie sie möcht haben rue, Und gab dem pfarrherrn eine kue, Auf daß sie gnade bei im fünd Und er dest mer feirtag verkünd. Kurz auf den sontag bald darnach Der pfaff stieg auf die kanzel hoch Und sprach: »Ich euch verkünden solt Die feirtag, wie ir gerne wolt. Der sontag ist zu feiren gmein, Sonst weiß ich in der wochen kein; Nur die frau, welch mir gab die kue, Feir noch ein tag oder zwen dazu.« Wer gerne tanzt, mag man leicht pfeifen: Wer gerne jagt, mag leicht ergreifen Ein hasen oder sonst ein wilt, Damit er seinen vorwitz stillt. Also auch wer nit gerne arbeit, Der findt auch wol zu aller zeit Ursach, daß sich den glenz leßt stechen, Solt ers auch von eim zaune brechen.