Die funfzehnte Fabel. Vom Bauren und seinen Ochsen. Auf ein zeit war ein armer baur, Ließ im sein lebtag werden saur; Doch kam er zletst in ungemach. Wider sein nachbaurn het ein sach, Zu eim juristen tet sich bgeben, Daß er bei im mocht rats geleben; Kam in die stadt fürs doctors haus; Er klopft; bald komt der knecht heraus, Sprach zum bauren: »Mein herr kan nit Sein rat dir jetzund teilen mit, Hat ander gscheft, da macht an leit. Kum wider auf ein ander zeit.« Dasselb trieb er nun etlich mol. Der baur sprach: »Wie ichs machen sol?« Gieng hin, nam seiner sach zu gut Ein feißten ochsen von der stud, Bracht in für des juristen tür, Klopft; der knecht kam aber herfür, Wie er den ochsen bölken hört, Denn solchs het im sein herr gelert, Sprach: »Komt herein, mein lieber freund, Den herrn ir eben müßig findt.« Der baur sprach: »So wol gschahe mir nie!« Fiel für dem ochsen auf die knie, Sprach: »Billich ists, daß ich dich er, Daß du mir hilfest zu gehör.« Es ist kein ding so gar verdroßen, Auch keine tür so hart verschloßen, Die nicht geöffnet wird durch gaben, Welche er die götter gschweiget haben.