Das erste Buch. Die erste Fabel. Vom Hanen und Perlen. Gott durch sein güt und weisheit fron Hat alle ding erschaffen schon Und als, was lebt, reichlich versorgt, Daß hungers halb niemand erworgt, Gibt jedem fleisch zur notturft gnug, Mit dem beding und solchem fug, Daß alles, was da hat das leben, Sol arbeiten und darnach streben, Nach seiner art die kost erwerben: So wird es nimmer hungers sterben, Und wird in Gott nicht darben laßen. Ein haushan tet auch solcher maßen Und scharret auf eim alten mist, Wie der hüner gewonheit ist; Bald on gefer daselbs zu hand Ein edle perlen er da fand, Des er sich nicht versehen het, Auch in nicht fast erfreuen tet. Er sprach: »Was tust, edles kleinot, In disem unstetigen kot? Wenn dich ein reicher kaufman het, Vil großer er er dir antet Und wurd dich halten also hold, Daß er dich faßen ließ in gold. Du magst aber nicht nutzen mir; So kan ich auch nicht helfen dir Und dir erzeigen zimlich er: Ein hand voll gersten mir lieber wer, Damit ich möcht den hunger stillen, Der sich nicht leßt mit perlen füllen.« Die unverstendign merk beim han: Kunst, weisheit zeigt die perlen an. Ein narr achtet nicht großer kunst, Auch ist die straf an im umbsunst. Das bös den guten ist nicht gut, Das gut den bösen schaden tut. Das heiltum ist nicht für die hund, Perlen seind schweinen ungesund; Der muscat wird die ku nicht fro, Ir schmeckt vil baß grob haberstro. Ein alter sich zum alten findt, Auch mit einander spieln die kind; Ein weib get zu den andern frauen, Ein kranker wil den andern bschauen. Darumb sichs in der welt jetzt helt: Zu gleichem gleich sich gern gesellt.