Die vierte Fabel. Vom Hund und stück Fleisch. Ein stücke fleisch erwüscht ein hund Und trugs hinweg in seinem mund. Er dacht: ich darfs umbs gelt nit kaufen! Und wolt über ein waßer laufen. Als er kam mitten in den bach, Sein eigen schein neben im ersach Und meint, daß ein ander hund wer Und het ein größer stück denn er; Ließ das fallen, wolt umbher schnappen Und nach dem großen stücke gappen. Dieweil das ander floß hindan, Behielt der hund gar nichts darvon, Und war sein hoffnung gar verlorn. Uber sich selbst ergrimmt sein zorn, Sprach: Du elend, betrübter fraß, Wustest deins geizes keine maß: Dir gschicht gar recht! vor hettest ichts, Jetzt hastu minder denn gar nichts. Daß du das ungwis mochtest han, Hast das gewisse faren lan, Dise fabel vermant uns fein: Ein jeder sol zu frieden sein Mit seim befelh, ampt und beruf, Dazu in Gott erwelt und schuf. Und daß wir uns des geizes maßen, An unserm kleinen gnügen laßen, In far nicht setzen unser gut, Wie denn oft mancher kaufman tut: Durch hoffnung eins kleinen genieß Macht er sein gwisses ungewis. Die kaufmanschaft mir nicht gefellt, Da man das hoffen kauft umbs gelt. Man sagt, das hoffen und das harren Macht manchen weisen man zum narren. Beßer ein sperling in der hand Denn ein gans daußen auf dem sand.