Ueber einen kranz Die rosen, lieb, in deinem kranz seind rot, wie deiner lefzen glanz; die frischen gilgen sich vergleichen hie deiner zart und glatten hand, und dan das güldinklare band muß deines krausen haars gold weichen. Wan nu, herzlieb, dir witz gnug wär, zu merken deiner arbeit lehr, würd deine zeit so nicht hingehen aus jugend und unachtsamkeit, sondern mit mehr fürsichtigkeit würd dein herz seinen nachtheil sehen. Der rosen gibt ein tag den gang, die gilgen blühen auch nicht lang, und deine blum ohn widerkehren veraltet und verwelket sich; so solt auch diser goldfad dich alsbald dein brüchigs leben lehren. Warum dan bist du so feindlich? warum redst du so unfreindlich? warum thust du mich stets betrüben? erbarmst du dich nicht über mich, mein, so erbarm dich über dich und laß uns nu einander lieben!