Ulysses und Sirene Kom her, du werter Griech, kom her, wie, woltest du nicht hie anfahren? der wind und das meer toben sehr und alhie kan dich nichts befahren: hie sehen und verstehen wir der schiffenden begird und klagen, und frölich kanst du hie mit mir die sorgen aus dem herzen jagen. O schöne Nymf, wan durch wollust man einen namen kont erlangen, so wolt ich deinen mund und brust, so schön, gern küssen und umfangen: die arbeit aber, nicht die ruh kan recht der menschen leben zieren, und keinem helden steht es zu die zeit durch wollust zu verlieren. Ulysses mein, bethör dich nicht! was bringest du doch nur zuwegen? wan alles lob nur ein gedicht in andrer leuten köpf gelegen, auch nur erfunden, unsern mut um freud und friden zu betriegen und für ruh, unser bestes gut! mit müh und streit uns zu vernügen. O geile Nymf, wär weder lob, geschrei noch trost für uns zu finden, wär es doch schlechter manheit prob, den lust sich lassen überwinden; dan eben nach müh und verdruß kan man der ru vil baß genießen; so kan auch des lusts überfluß uns so wol als die müh verdrießen. So ist der wollust dan der lon und port, der euch so lang vexieret, den ihr oft, weil ihr lang davon, ihn zu vermehren, gar verlieret: mit wollust du abwechseln must, dich allzeit frölich zu erlaben; man kan so mancherlei wollust als vilerlei geschäften haben. Doch sihet man, wie nah und fern die würdigsten der müh nachtrachten und sie, sich damit übend gern, als wie ihr euern lust, hochachten; und wie sie stets mit lieb und freid der ausgestandnen müh gedenken, hingegen wie mit reu und leid die laster leib und seel bekränken. Das macht allein der falsch argwohn, den der gebrauch (auch falsch) vermehret, der kleidet manche werk mit hohn, die doch die natur höchlich ehret. und unser kampf, der stets ohn blut, macht weder waisen noch witfrauen; und, lieber, wozu ist doch gut der helden schlagen, stechen, hauen. Müh, unruh, arbeit, fleiß und streit seind oft notwendig bei den ständen, den krieg selbs kan ein held allzeit zu des lands wolfahrt wol anwenden, indem er schand, gewalt und list kan strafen und das recht verwalten; dan der krieg selbs stets besser ist, dan mit sünd und schand frid zu halten. Ulysses wol, ich kom zu dir, weil du ja nicht zu mir wilt komen; und weil dein herz nicht wird von mir, wird mein herz von dir eingenommen; zwar mein verlust ist mehr mein pracht, dan so ich auch dich thet erwerben, dan aller schönheit gröste macht kan nur verderben und verderben.