Von des menschlichen lebens elend Du wenig kot, du wenig staub hochmütig durch ein wenig leben, durch welches leben wie ein laub du kanst ein weil alhie umschweben. Du gras, du heu, in einer stund bald grünend-frisch und bald verdorben, mensch, der du, eh dein gänger mund dich sterblich nennet, oft gestorben. Der du dich achtest nicht gering, mensch, nein ihr menschen all zusamen, seid ihr wol mehr dan pfifferling und was noch einen schlechtern namen? Nein, wan schon euers lebens saft, was länger dan tag und nacht wehret, sagt mir doch, lieber, aus was kraft die welt ihr und die welt euch ehret? Wan ihr dan nichts, ist die welt mehr, dan ein versamlung alles bösen? was ist ihr lust, ihr ruhm, ihr ehr, dan leid, spot, schand und loses wesen? Was sihet und was kan man sunst bei höfen, dan gewaltig liegen, dan mit ehrgeiz, schalkheit, misgunst, fuchsschwänzen, stolz und schimpf betriegen? Kan einsam wol in einem haus ein mensch ohn allen sorgen wohnen? wer handlet über meer ohn graus? kan der feldbau ohn müh belohnen? Wer reiset durch die welt mit lust, daß er sich niemals zu befahren? und welche reichtum kan die brust stets für sorg und verdruß bewahren? Wer ist, so lang er arm, ohn klag? wer hat ein weib, und ist sein eigen? wer ist, weil ledig er, ohn plag wan seine tag ohn freind sich neigen? Und wer ist kindlos und erblos ganz abzusterben, nicht verdrossen? wer hat vil kinder, dessen schoß mit forcht und angst nicht oft durchschossen. Und welches jünglings herz und hitz verbringet nichts, das ihn zu reuen? und welches hohen alters witz kan sich für kält und schwachheit freien? O dan du stolzer mensch betracht, was du nur aus dir selbs zu machen! ein kind, kaum in die welt gebracht, will weinen oder kan nicht lachen, Und (weiser, dan du) lehret dich, wie der mensch sein elendes leben soll weinend fangen an, und sich erfreuend dem tod gern ergeben.