3. Und im Morgendufte wandelten wir Durch die herbstlichen Rebenlauben, Es rauschte märchenmurmelnd der Rhein – Rubinfarben glühten die Trauben. »In Köln war wirklich ein arger Skandal –«, Begann ich zum alten Herrn Soherr, »Barrikaden kamen in Masse, man wußt Bei Gott nicht, von wannen und woher. Sie wurden im Nu emporgebaut Von Händen, energischen, raschen, Aus Dombausteinen und Kirchenstühln Und aus ausgetrunkenen Flaschen. Es wehte die Fahne der Republik, Und ein Tag war's, ein fürchterlicher. Steckbrieflich werden die Häupter verfolgt, Kein ehrlicher Mann ist mehr sicher. Die Insurgenten wurden verjagt, Und proklamiert ward eilig das Standrecht; Das ist wahrhaftig noch schlimmer als Das alte preußische Landrecht. Herr Engels, der ist Diktator von Köln, Bis wieder die Sonne der Ruh scheint; Der Stadtkommandant, Herr Engels, der hat Die Bürgerwehr Kölns entkuhbeint. Geschlöffelt wird, wer sich rührt oder regt, Gehangen, gebraten, gesotten – Wohl werd ich mich hüten, Herrn Engels mit Meinem Lästermund zu verspotten. Er würde mich packen mit schrecklicher Faust Und würde zu Tode mich schießen Mit seinem groben Geschütze, und ach, Das würde mich sehr verdrießen. Wie einen Krammsvogel würde er mich An den grauen Domkranen hangen – Doch die Krammsvögel lassen am besten sich In den Nebeln des Herbstes fangen. Und Krammsvögel schmecken vortrefflich gut Mit buttergeröstetem Brote – O himmlischer Vater, laß manche mich Noch essen vor meinem Tode!«