15. Herr König, Ihr, in Gold und Samt, Ihr seid ein hochgepreister! Sagt, habt Ihr nicht ein kleines Amt Als Obertrinkemeister? Studieren tät ich manches Jahr Am Neckar und am Rheine Und an der Mosel und der Ahr In rot und weißem Weine. Beim Löwenwirte an der Lahn Und seiner schönen Schwester Hab ich mein Geld und Gut vertan Und blieb dort zwölf Semester! Bis mein Examen kam heran – Da war Herr Hans gar fleißig: Der Fässer größtes stach er an Vom Jahre vierunddreißig. Aus allen Schenken nah und fern Erschienen vor den Toren Der Fakultät gelahrte Herrn Und spitzten ihre Ohren. Und ich dozierte blitzgeschwind Und wies vor allen Dingen, Daß Kölner Schoppen kleiner sind Als die zu Mainz und Bingen, Und daß hier Simrock, der Poet, Als Winzer auch zu schauen, Wenn er zum Menzenberge geht, Sein Drachenblut zu bauen. – Mein römisch Glas, so hell und rein, So grün und bunt gekräuselt, Erhub ein besseres Latein Als Cicero gesäuselt. Da schrieb man mein Diploma gut Auf Pergament und Leder Und steckte auf den Doktorhut Mir eine Pfauenfeder. Die Bauern aus dem Binger Loch Hab ich zum Schmaus genommen; Doch bin ich, leider, nimmer noch Auf grünen Zweig gekommen. Drum König, Ihr, in Gold und Samt, Ihr hoch und sehr gepreister, Sagt, habt Ihr nicht ein kleines Amt Als Obertrinkemeister? Gebt mir, soviel ein ehrlich Mann Mit Würde weiß zu fassen, Und habt Ihr keine Lust – wohlan, So mögt Ihr's bleiben lassen.