3. An die junge und wunder-schöne Salibene 1. Du alte Salibene, Mit Gunst daß ich dich höhne, Weil du dich in dem Grünen So höflich läst bedienen. 2. Dein altes Angesichte Kan bey dem schönsten Liechte, Wie finstre Wolcken pflegen, Uns in den Schatten legen. 3. Roth steht in Purpur feine, Doch nicht im Helffenbeine: So müssen schöne Minen Dich zu verstellen dienen. 4. Den Wein wird niemand kauffen Auch niemand wird ihn sauffen, Den man in faulen Fässern Auß Pfützen pflegt zu wässern. 5. Also kan auch dein Lachen Uns schlechte Freude machen, Weil sich in allen Thaten Das Alter muß verrathen. 6. Wir hoffen zwar auff Erden Noch sämmtlich alt zu werden, Und dürffen drum die Alten Nicht gar zu schimpflich halten. 7. Doch wann sie jungen Leuten In ihren Circkel schreiten, Und anders als sie sollen Der Lust gebrauchen wollen. 8. So muß man ihnen sagen Wie viel es hat geschlagen, Und ihre Schönheits-Stralen Mit hellen Farben mahlen. 9. Die Zeit ist längst verflossen, Da sie das Gut genossen, Das Gut das sie verlohren, Eh als wir sind gebohren. 10. Wir sehn den reiffen Lentzen Um unsre Jahre gläntzen, Und können die Violen Mit unsers gleichen holen. 11. Hingegen will bey ihnen Kein Gräßgen ferner grünen, Weil sich an ihren Wangen Der Winter angefangen. 12. Drum geh, O Salibene, Geh fort du alte Schöne, Daß Venus mit dem Knaben Nicht mehr darff Unlust haben. 13. Halt dich zu Hause stille, Und ließ in der Postille, Und lerne mit dem Rücken Den warmen Ofen drücken.