2. Die verliebte Jägerey 1. Die Lieb ist gleichsam eine Jagt, Da sich ein grosser Hauffen In die Gebüsche wagt, Wo Angst und Müh entgegen lauffen, Und wo die gantze Welt Sich fast in das Gehäge stellt. 2. Die Netze sind von Heucheley Und Eitelkeit gestricket, Darinnen wird die Treu Der jungen Einfallt offt berücket, Und wer nicht langen kan Der flickt ein bißgen Hoffnung dran. 3. Der Spürhund ist die Ungedult, Der billt und läst sich hören, Die Unschuld mit der Schuld In ihrem Lager zu verstören: Wie ist er doch bemüht Eh er das Wild vor Augen sieht? 4. Und also muß der Windhund fort Durch bitten und Versprechen, Durch Klagen da und dort Die ungewisse Bahne brechen, Biß man den gantzen Rest Der grossen Docken lauffen läst. 5. Oft schiest man Ehr und Tugend todt, Dann die verliebten Minen Sind wie der Haasenschrot: Wohl denen die sich so bedienen! Denn wer ein Narr will seyn, Schiest gar mit silbern Kugeln drein. 6. Wiewohl manch armer Jäger sagt Er hab es gut erlesen, Und hab ein Reh gejagt, So ist es kaum ein Fuchs gewesen: Und wer den Hirschen hetzt, Nimmt wol ein Eichhorn auff die letzt. 7. Offt setzt ein Hauer seinen Zahn In die getroffne Liebe Mit solchem Eyver an, Daß alle Gunst in einem Hiebe Zu Grund und Boden geht, Und wenn sie noch so feste steht. 8. Doch geht, ihr Freunde, geht ins Feld, Habt ihr mit euren Netzen Schon einmahl auffgestellt, So seid ihrs schuldig fortzusetzen: Denn der ist übel dran Der hetzen und nicht fangen kan.