Überflüssiger Gedancken siebendes Dutzent 1. Der verliebte Gedancken-Streit, bestehet in fünff Personen 1. Dem zweiffelhafftigen Liebhaber, 2. Denen Gedancken wegen Marilis, 3. wegen Rosilis, 4. wegen Regilis, 5. wegen Lisilis. Verlasst mich, ihr flüchtigen Liebes-Gedancken, Mein Hertze fleust wie später Schnee, Soll meine Zufriedenheit immer so wancken, Als wie ein Schiffgen auff der See? Ach weichet ihr Grillen, und machet mich frey, Ich bleibe mir selber am liebsten getreu. Sind die schönen Rosen-Wangen Nicht der schönsten Liebe werth, Soll der Mund vergebens prangen, Welcher deinen Kuß begehrt? Ach mein Hertz, erwähle diß, Durch die süsse Marilis. Sind die Wollen-weiche Glieder, Ist das zarte Fleisch nicht schön, Als auff welchen hin und wieder Neue Wollusts-Rosen stehn? Ach mein Hertz, bedencke diß, Und die liebe Rosilis. Hier sind Lilgen und Narzissen, Hier ist weisses Helffenbein, Hier ist Unschuld bey dem Küssen, Stille Wollust bey der Pein, Drum mein Hertz, behalte diß In der werthen Regilis. Schau die angenehmen Haare, Sih die frischen Augen an, Nimm den Glantz der jungen Jahre, Welcher nichts als siegen kan, Liebstes Hertz, ach suche diß Bey der schönsten Lisilis. Wo bleib ich, was such ich, was soll ich behalten, Wo setz ich meine Ruhstatt ein? Mein schwaches Gemüthe wil lieber erkalten, Als bey der Hitze mühsam seyn: Drum weichet ihr Sorgen, und quälet mich nicht, Ich warte, was endlich mein Glücke verspricht. Mein, wie solte dir belieben, Rosilis die Bauer-Magd? Regilis kan dich betrüben, Wann sie nur ein Wörtgen sagt: Und die liebe Lisilis Ist dir trefflich ungewiß. Marilis wil gar zu niedlich Und zu wohl bedienet seyn, Regilis ist unterschiedlich Halb ein Engel, halb ein Schwein, Lisilis das lose Blut Stecket voller Wanckelmuth. Marilis wird dich belohnen Durch ein sauer Angesicht, Rosilis mag dich verschonen, Der Oremus taugt dir nicht, Lisilis der Wildfang hat Ihres gleichen in der Stadt. Marilis ist dir gewogen, Doch ein Ding verhindert sie, Rosilis hat dich betrogen, Es verlohnt sich nicht der Müh, Regilis versteht es nicht, Wann sie gleich der Kützel sticht. Ihr eiteln Gedancken, ach last mich zu frieden, Die Einsamkeit bekommt mir wohl, Ich wäre viel lieber von allen geschieden, Als daß ich länger zweiffeln sol, Verschonet nur meiner, und lasset mich gehn, Ein ander mag euere Possen verstehn. Marilis, die liebe Seele, Trägt ihr Feuer in der Brust, Drum so lauff doch und erwähle Die verliebte Tausend-Lust, Weil sie ohne Trug und List Dir von Hertzen günstig ist. Hier ist keine Complimente, Kein verblümter Wörter-Schein, Und du kanst, als ein Studente, Leichtlich Hahn im Korbe seyn, Arme Leuthe wissen auch Der Verliebten Lust-Gebrauch. Willst du dich so weit bemühen? Hier ist stets Gelegenheit, Wann du willst, so muß dir blühen Ihre süsse Freundlichkeit, Drum vermindere deine Last, Und behalte, was du hast. Hier sind liebgereitzte Minen, Wann sie auch nicht dran gedenckt, Drum so kan sie leicht verdienen, Daß man ihr das Hertze schenckt, Schau das liebe Seelgen an, Wie sie thun und lachen kan. Ihr liebes-Gedancken, Ihr habt gewonnen, Ihr habt die sauer-süsse Pein In meinem ermüdeten Hertzen entsponnen, Drum muß ich nun gefangen seyn. Ich liebe sie alle, doch Lisilis ist, Die meine Gedancken am besten versüst.