7. Auff Artemons Deutsche Gedichte
Artemon
hat gelernt an mehr als einem Ort
Ein
unverständlich Nichts
durch
auffgeblasne Wort'
In
wollgezehlte Reim'
ohn' allen Zwang zu bringen;
In jedem Abschnitt hört man klingen,
Schnee, Marmor, Alabast, Musck, Bisem und Zibeht,
1
Samm't, Purpur, Seid' und Gold, Stern, Sonn' und Morgenröht'.
Die sich im Unverstand verschantzen,
Und in geschlossner Reihe tantzen:
Zwar les' ich selten sie vom Anfang biss ans End',
Doch klopf' ich lachend in die Händ',
Und denck' es sind nicht schlechte Sachen
Aus
Schell'n ein Glockenspiel
zu machen.
Fußnoten
1
Schnee, Marmor, Alabast, u.
Diese Worte, die
an sich selbst
nicht zu tadeln sind, sind nur deswegen
lächerlich
in vielen Deutschen Gedichten, weil sie darinnen nichts als einen
leeren Thon
haben. Vielleicht bilden sich einige ein, dass hierinnen die
Poetische Raserey
bestehe, denn es kan in der That
nichts Unsinnigers
erdacht werden, als wenn man sich
trefflicher Worte
bloss allein des
Klangs halber
und ohne
einige Bedeutung
bedienet.
Nihil est tam furiosum, sagt Cicero, quam verborum vel optimorum sonitus inanis, nulla subjecta sententia de. Orat. l. 1.