19. Auff des Diogenes Leuchte
Wie einst der wunderliche Mann,
So stecken wir
die Leucht' im Tag'
auch jetzund an:
Er suchte
Menschen
auf der Gass';
Die
Weissheit
aber wir in seinem
leeren Fass!
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Fußnoten
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Die Weissheit aber wir in seinem leeren Fass.
Wenn wir des
Diogenes
Leben und Wandel betrachten, so hat man Ursach sich zu verwundern, wie ihm der
Nahme eines Weltweisen
habe können zugeleget werden; es sey denn, dass derselbe auch einem
Marcktschreyer
und dessen
Pickelhering
zugehöre: sintemahl er jenen an
Unverschämtheit
weit übertroffen; und diesem in
närrischen Fratzen
nichts nachgegeben hat. Seine
bey Tage angesteckte Leuchte,
sein
lebendig abgepflückter Hahn,
sein
steinernes Bild von dem er Allmosen verlangte,
seine
weggeworffene höltzerne Schale,
sein
hin und her geroltes Fass,
sein
Stock den man ihm nach seinem Tod' in die Hand geben solte,
und hundert dergleichen thörichte Einfälle mehr, zeigen gnugsam an, dass dieser
Griechische
dem
Welschen Harlequin
sehr ähnlich gewesen. Seine
Unverschämtheit
aber war
so gross,
dass man sie, ohne in dasselbe Laster zu verfallen, nicht nennen kan. Denn ob gleich
Dion
zugenannt
Chrysostomus
wegen seiner Beredsamkeit, und der Heil.
Augustinus
dasjenige, was bey hellem Tage unter seinem Cynischen Mantel vorgegangen, weitläufftig und deutlich gnug, zum
Wunder ihrer Leser
beschrieben; so ist dennoch die Folge gefährlich: so gar, dass man diese grosse Männer selbst, dieser Sache wegen nicht anders als mit diesen Worten des
Cicerons
entschuldigen kan:
Magnis Illi ac divinis virtutibus hanc licentiam assequebantur.
Lib. I. de Off.