47. Auff Malpurius
Man sagt dem gantzen Raht sey das Gehirn verrückt,
Weil er
Malpurius
an frembde Höfe schickt;
Doch was findt man an ihm vor Tadel?
Ist nicht
Malpurius von Adel?
Wahr ist es wenn er redt, versteht ihn niemand nicht,
Was schadt's, weil er
Frantzösisch spricht;
1
Zwar kennt er nicht das
Recht der Völcker,
noch die
Wette
Der Reiche,
doch er spielt
Alumber
und
Bassette:
Dumm
ist er nicht, er ist nur
keck,
Er ist kein
Narr,
und nur ein
Jeck.
2
Fußnoten
1
Weil er Frantzösisch spricht.
Und hierin bestehet die Thorheit vieler Deutschen, die lieber vor
Narren
gehalten werden wollen, indem sie eine Sprache sprechen, die sie nicht recht verstehen; als vor
vernünfftige Leute,
wenn sie sich ihrer eignen bedienten.
2
Er ist kein Narr und nur ein Jeck.
Ob gleich der Unterscheid, den man zwischen einem
Narren
und
Jecken
machet, aus dem vorhergehenden Verse gnugsam zu ersehen, wenn man saget:
Dumm
ist er nicht, er ist nur
keck,
so hat man dennoch noch dieses hinzu zu setzen der Mühe wehrt geachtet, nemlich dass die
scheinende Armuth
unserer Sprache nicht
von ihr selbst,
sondern
unserer wenigen Auffmerckung
herrühre, indem wir uns nicht allein aus Eitelkeit Frantzösischer Worte bedienen, sondern auch offtmahls
zwey Wörter
vor
Gleichgeltende
halten, die doch einen
unterschiedenen Verstand
haben. Denn gleichwie, wie wir oben schon erwehnet, der Lateiner
Ingenium
und
Judicium
oder der Frantzosen
Esprit
und
Jugement
im Deutschen durch Witz und Verstand unterschieden werden, also ist es klar, dass zwischen einem Deutschen Narren und Jecken ein ja so grosser Unterscheid sey, als zwischen einem Frantzösischen
Fou
und
Fat,
oder einem Englischen
Fool
und
Fob.
Durch das Erstere giebt man eine
Angebohrne
und durch das Andere eine
Angenommene,
und unterweilen durch viel Müh' und Unkosten zu wege gebrachte
Schwachheit
zu verstehen. Eines kommt von der
Dumheit,
von der
Keckheit
aber das Andere. Ein
armer und geringer Mann
kan unterweilen
Narrens genug
seyn; aber ein
Jeck zu
seyn, das muss er woll den
Reichen
und
Vornehmen
überlassen.