9. Auff des Socrates Steckenreiten
Wie thöricht ist es doch, dass man die Ursach fragt,
Dass man den
Socrates auff einem Stock sieht reiten!
Schau'
Arcas
der dem Fürst so
ernsthafft
steht zur Seiten,
Der
liegt
die gantze Nacht mit seiner
eignen Magd;
Antenor,
der nach nichts
als Musck zu riechen
pflag,
Der
raucht,
so bald er nur im Schlaff-Rock ist,
Toback;
Thrax
pflegt sich über
viel Geschäffte
zu beschweren,
Und spielt doch manchen Tag biss Abend
im Verkehren:
Gedenck', es sey die Welt
ein weites Schaugerüst',
Auff dem wir insgesammt
vermummte Spieler
sein,
Nun weiss man ja, dass insgemein
Der
Meister, Pickelhering
ist.
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Fußnoten
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Der Meister-Pickelhering ist.
Man will sagen, dass gleich wie unter den Comedianten der
Pickelhering
vor die
schwerste Person
gehalten, und folgends gemeiniglich von
dem Meister
selbst vorgestellet wird, also auch unterweilen zu Hofe die
Vornehmsten die grösten Gauckler
sein, so gar, dass wenn man allezeit wüste was unter der
Schlaffmütze
vorginge, man solch eine tieffe Ehrerbietung vor eine lange und grosse
Perrücke
nicht haben würde. Was
Socrates,
der zu dieser Uberschrifft die Gelegenheit gegeben, gethan, dasselbe wird auch vom König
Agesilaus
geschrieben, und ich erinnere mich vom
Cardinal de Richelieu
gelesen zu haben, dass er allezeit nach der Mahlzeit der Bewegung halber in dem langen Gange seines
Pallasts
eine Zeitlang allerhand
krumme Sprünge
gemachet, so gar dass als ihn der alte Marschall
de Grammont
in dieser
lustigen Ubung
einst wieder seinen Willen ertappet, und folgends besorget, es möchte übel von ihm aufgenommen werden, er des
Cardinals Thorheit mit seiner eignen bescheinigen
wollen, und so gleich auch etliche
Lufftsprünge
gemacht habe, sagende, dass ob er gleich alt sey, er dennoch wol so hoch als Ihre Eminentz springen könne.