2. Abriss eines Weltmanns, unter dem Gemähld von Pomponius Atticus
Sieh' Atticus
Gemähld
in diesen Zeilen an:
Er war ein
schlauer
mehr als
tugendhaffter
Mann;
Er hatt' im Uberfluss, das was die gantze Welt
Zu des Besitzers Ruhm verblendet:
Witz und Geld.
Er hatte keinen
Trieb,
1
der ihn gewahltsam führt',
Zu dem
was sich zu thun,
und
nicht zu thun
gebührt,
So dass er
heimlich hier,
und
dorten offenbahr
Der tugendhafften
Schutz,
der Frevler
Zuflucht
war,
Und weil Pompejus das was Cesar von ihm meint',
Zugleich zwey grosse Feind'
ihn nanten ihren
Freund.
Fußnoten
1
Er hatte keinen Trieb.
Wer nach der itzigen Beschaffenheit der Welt in derselben hoch zu steigen gedencket, der muss weder der Tugend noch den Lastern von
Natur
ergeben seyn, sondern bald die eine, bald die andern nach
Gelegenheit
der
Zeit
und der
Leute Gemüther
ohne
Zwang
und zu seinem
Nutzen
auszuüben wissen. Die Welt ist zu
böse,
dass man darin durch die
blosse Tugend,
und
zu geschickt,
das man darin durch
offenbahre Laster
fortkommen solte.
Die Kaltsinnigen haben hier alle Götter,
und wenn sie noch
dabey schlau
sind, die
Helle selbst zu ihrem Dienste.