Die Totenwache Eines Nachts im Felde hielt ich seltsame Totenwacht, Da du, mein Sohn und Kamerad, an meiner Seite gefallen. Nur einmal blickt ich nach dir, und deine lieben Augen sahen mich an mit einem Blick, den ich nimmer vergesse; Nur einen Händedruck, o Knabe, den du mir gabst im Liegen – Dann eilte ich fort in die Schlacht, in die unentschiedene Schlacht ... Bis endlich erlöst, spät in der Nacht, ich den Weg wieder fand zu der Stelle, Und dich im Tode so kalt, Kamerad – deinen Leib, mein Sohn, der du meine Küsse erwidert (nie mehr auf Erden erwidern kannst). Dein Angesicht dem Sternenlicht entblößt – seltsam wars – kühl wehte der Nachtwind; So hielt ich die Totenwache, rings um mich her das Schlachtfeld dunkel gebreitet, Totendienst wunderbar süß in der duftigen schweigenden Nacht; Nicht eine Träne fiel, kein tiefer schwerer Seufzer; Lang, lang starrte ich so vor mich hin; Dann, halb ruhend am Boden, saß ich bei dir und stützte das Kinn in die Hände; Unvergängliche Stunden, groß und geheimnisreich, durchlebte ich so mit dir, mein liebster Gefährte; Kein Wort, keine Zähre; Wachen in Schweigen, Liebe und Tod für dich, mein Sohn und mein Krieger; Droben zogen schweigend die Sterne; neue stiegen herauf im Osten; Letzte Ehrenwache für dich, mein tapferer Junge; (Retten konnt ich dich nicht; rasch war dein Tod; treu sorgt ich um dich im Leben – ich glaube wir sehen uns wieder dereinst). Dann beim letzten Zögern der Nacht, als der Tag schon zu dämmern begann, Hüllte ich ihn in die Decke, sorglich gewickelt über den Kopf und unter die Füße, Und bettete ihn, gebadet im Licht der höhersteigenden Sonne, in sein rauhes Grab. So endete meine Totenwache auf dem nächtlichen Felde der Schlacht, Für den Knaben, der mich wieder geküßt, für den schnell Gefallenen; Nimmer kann ichs vergessen wie der Tag heller zu leuchten begann und ich mich erhob von der frostigen Erde, Meinen Soldaten in seine Wolldecke hüllte Und ihn begrub wo er fiel.