Ode an Schinz O vera Vita, che non sà che sia Morir inanzi Morte Potess' io pur cangiar teco mia sorte! Wenn du Daphnen umarmst, und ihr geliebtes Aug Alles, was Sie empfindet, sagt, Und vor himmlischer Lust, Freund, dein gefühlvoll Herz An dem Herzen der Freundin bebt, Wenn dein Blick itzt an ihr voller Entzückung hängt, Sieht, wie Unschuld und Zärtlichkeit Jede Miene belebt, wenn Du, in ihrem Kuß Ganz gesättigt, zu groß dich fühlst, Goldne Wünsche zu tun; sprich mein Geliebtester, Wenn, von Daphnen geliebt zu sein, Wenn der große Gedank ganz deine Seele füllt, Und kein Trieb ist, den Daphne nicht Ganz beruhiget hat, fühlst du, o Schinz, dann nicht Diesen einzigen Wunsch in dir: »Möchtest Du auch hier sein, der du mich ferne liebst, Der du fern von Sophiens Arm Dein Verhängnis beweinst, und noch die Tränen mehr, Die die himmlische Freundin weint, Möchtest du auch hier sein! Wärst Du der Seligkeit Zeuge, die itzt mein Leben krönt, Jener, deren Gestalt sich vor dein wünschend Herz Stellte, da du Balsoren sangst! Wäre die auch bei uns, die du so zärtlich liebst, Die so himmlisch dich wiederliebt! O, was fühlten wir dann, Wieland, was fühlten wir! O, wie zärtlich umarmten sich Unsre Freundinnen dann! o, wie umarmten wir Uns bei ihren Umarmungen! Auch der segnete dann unsrer Empfindung zu, Dessen Nam uns zur Tugend weckt, Mit Sokratischem Blick lächelte Bodmer oft Unsrer edleren Liebe zu. O dann fänd uns die Ruh mit der ätherschen Lust In gesangvollen Hainen gehn, Unter Lauben, wo gern, weil sie die Einfalt liebt, Sich die Weisheit zur Freundschaft findt. O dann wären wir, Freund, seliger, als voreinst Die Bewohner Arkadiens, Wo die Unschuld und Lust lächelnder Nymphen Reihn Zu harmonischen Tänzen rief.« Wünscht dein Herz nicht so, wenn Du in Daphnens Arm Mehr die Triebe nach Freunden fühlst? Ja, so wünschet mein Schinz! ach! warum hörest Du Unsre weiseste Wünsche nicht, Der du niemals gehört, daß ein gemeiner Wunsch Mein erhabneres Herz entweiht! O! wie wären wir dann glücklich! dann wünschten wir Nimmer! heitre Zufriedenheit, Wie die Liebe sie schenkt, breitete dann um uns Ihre Schwanengefieder aus, Jede Stunde, die wir lebten, der gäbest Du, Weisheit, neuen verschiedenen Reiz; O! wir lebten dann so, wie man der Ewigkeit Und der nähern Gottheit lebt!