Ode an Herrn Bodmer Der die Seelen einst schuf, weich zu Empfindungen Und unendlicher Triebe voll, Gab schon damals ins Herz jeder Erhabneren Ihrer Freundinnen dunkles Bild. Damals schuf er den Trieb, welchen ein edles Herz Staunend vor den Geliebten fühlt, Den ein trennendes Land oder Jahrhunderte Seinem zärtlichen Arm entziehn. In den Schlummern der Nacht, wenn sich die Zukunft oft Im weissagenden Geist enthüllt, Stieg vom goldnen Olymp oft das geliebte Bild Meiner Freundin vor meinen Blick. Lang noch eh ich sie sah, und mich ihr göttlich Herz Fremd und himmlisch empfinden ließ; Als die Muse mich noch, Elbe, an deinem Schilf, Oder irrend in Hainen fand. Wenn der kommende Lenz in mein sanft wallend Herz Neue dichtrische Freuden goß; Fühlt ich klopfend in mir einen geheimen Wunsch, Unbefriedigt und still beweint. Oft am silbernen Fluß oder vom Weidenwald Sanft vom Zephyr herbeigeführt, Hört ich dann einen Laut, der mich zu rufen schien, Oder Seufzer der Zärtlichkeit. Die ihr, Freunde, mit mir groß und harmonisch denkt, Du, o göttlicher Sokrates! Du, geliebter Horaz, und du mein Plinius, O wie oft schlug mein Herz für euch? Bodmer, der Du vom Pind lächelnd herunter siehst, Mit homerischem Laub bekränzt, Wenn, vom Satyr verfolgt, sich an des Berges Fuß Der barbarische Schwarm ermüdt. Ja, ich wag's, was ich stets heimlich vor Dich empfand, Auf Dein freies erhabnes Herz Wag ich's, nenne Dich Freund, zähl Dich den Weisen bei, Deren Namen mir heilig sind. In der zärtlichen Brust, die mir der Himmel gab, Sind die edelsten Triebe Dein; Dein, und Langen, und Dir, lehrender Breitinger, Und dem, der den Messias singt. O! wie selig, wenn einst mein noch umwölkt Geschick Eurem Blick mich entgegen bringt! Kaum empfandest du mehr, Klopstock, da du zuerst Bodmers Armen entgegen kamst.