Jugendgedichte Ode Tugend! o wie reizend schön bist du! Himmelskind! ach kennten dich die Seelen Die vor dich ein glänzend Nichts sich wählen Und erkaufen Schmerz um Seelen-Ruh! O wie würden sie die Stimme hassen, Die sie jetzt zu süßem Elend ruft; O, wie flöhen sie aus Circens Zaubergruft, Zu dir auf die Königliche Straßen! Ach daß doch ein schimmernd Nichts uns blendt! Daß der Weise selbst, der Freund der Wahrheit, Oft, mit einem Geist voll heitrer Klarheit, Wie bezaubert sich zum Scheingut wendt! O wie glühen jetzt die ernsten Wangen Da zu spät ihn die Erfahrung lehrt Daß Sein Arm, indem er dich begehrt, Wie Ixion, einen Dunst umfangen! Englische Sophie, mein Herz, mein Licht Du bist selbst, ja Du bist selbst die Tugend, Aus der Anmut aufgeblühter Jugend, Reizt sie selbst in Dir ein klug Gesicht. O wie strahlt aus Deinen schönen Blicken, Wo mit weisem Ernst sich Anmut paart, Eine Seele von Seraphscher Art, Fähig mehr als Weise zu entzücken! Doch Dein Mund, Dein liebenswerter Mund, Nicht nur schön, wenn ihn die Küsse schließen, Auch wenn kluge Worte von Ihm fließen, Macht noch mehr als Deine Augen kund. Und Dein Brief, in dem Dein Herz sich malet O wie sanft erquickt er meine Brust! O wie schwimmt Sie in ätherscher Lust! Die mir reichlich Schmerz und Leid bezahlet. Dich, Sophie, Dich gab der Himmel mir Mich der Tugend liebreich zuzuführen; Ja, ich war bereit mich zu verlieren, Gott! Du sähest es, und gabst sie mir! Jetzo dring ich sicher durch verwachsne Hecken, Denn ihr redlich Herz verläßt mich nie; Gott und Weisheit Tugend und Sophie Sind bei mir, welch Unfall kann mich schrecken! O Mein Engel, wenn wird einst ein Tag Mich, Dir, liebstes Herz auf ewig anvertrauen Und mein Glück auf solche Felsen bauen, Die kein Orkan nicht zertrümmern mag? Denn bin ich beglückt der Not entgangen, Die des Weisen Auge oft benetzt; Denn wird nie ein Dunst von mir geschätzt, Denn die Tugend selbst hält mich in Dir umfangen!