3 Der Ruhm dies Wunder zu erneun, Olympia, der seltne Ruhm, sei Dein! Der schönste aller Deiner Preise! Wohl Dir, die in dem Weihrauchkreise Der Erdengötter nicht den hohen Sinn verlor Für Freiheit und Natur, nach alter Deutscher Sitte Sich einen Wald zum Ruhesitz erkor, Und in der moosbedeckten Hütte, Wenn tief im nächtlich stummen Hain Auf offnem Herd die heilge Flamme lodert, Sich glücklich fühlt und nichts vom Schicksal fodert. Des Waldes Geister sehn den ungewohnten Schein Ringsum die hohen Buchen weißen, Und nähern freundlich sich, und heißen Willkommen Dich in ihrem stillen Reich. Wir spüren sie, bald leichten Nebeln gleich Um halb bestrahlte Erlen lauschen, Bald über uns durch hohe Wipfel rauschen. Ein leises Grauen schleicht um unsre Brust, Doch stört es nicht, erhöht nur unsre Lust. Wir singen – um Dich her im Kreise Gelagert – nach der schönen Weise Die Dir, Olympia, die Musen eingehaucht, »Zaydens Schmerz bei ihres Mohren Klagen«, Und fühlen unser Herz im Busen höher schlagen: Bis jetzt der Herd mit trüberm Feuer raucht, Und späte Sterne, die durch schwarze Wipfel blinken, Uns in die Burg zurück zu unsern Zellen winken. Was ist's, das uns Olympiens hehren Wald Zum Zaubergarten macht, zum Tempel schöner Freuden, Zu dem man eilt um zögernd draus zu scheiden? Sie selbst! – O! würde Sie zu Ihrem Aufenthalt Der rauhsten Alpe Gipfel wählen, Der rauhsten Alpe würde bald Kein Reiz der schönsten Berge fehlen. Ja, zöge Sie bis an den Anadir, Wohin Sie gehen mag, die Musen folgen Ihr, Ihr einen Pindus zu bereiten. Sie, von Olympien stets geliebt, gepflegt, geschützt, Belohnen Sie durch ihre Gaben itzt. Sie schweben Ihr in Ihren Einsamkeiten, Wenn Sie im Morgentau die Pfade der Natur Besuchet, ungesehn zur Seiten, Und leiten Sie auf ihre schönste Spur. Und wenn Sie, in begeistertem Entzücken, An einen Stamm gelehnt, mit liebender Begier Was Sie erblickt und fühlt Sich sehnet auszudrücken, So reichen sie den Bleistift Ihr. Sie sind's, die am harmonischen Klavier Der leichten Finger Flug beleben; Und wer als sie vermöchte Ihr Die Melodien einzugeben, Von denen das Gefühl der lautre Urquell ist, Die tief im Herzen widerklingen, Die man beim ersten Mal erhascht und nie vergißt, Und niemals müde wird zu hören und zu singen? O Fürstin, fahre fort aus Deinem schönen Hain Dir ein Elysium zu schaffen! Was hold den Musen ist soll da willkommen sein! Doch allen, die in Deine Wildnis gaffen Und nichts darin als – Bäume sehn, Dem ganzen Midasstamm der frostgen langen Weile Mit ihrem Troß, dem Uhu und der Eule, Und ihrer Schwesterschaft von Gänschen und von Krähn, Sei Deine Luft zu rein! Das traur'ge Völkchen weile Stets an des Berges Fuß; und führt das böse Glück Es ja hinauf, so kehr es bald zurück, Und banne selber sich aus Deiner Republik! Und so, Natur, und ihr, geliebte Pieriden, Pflegt eurer großen Priesterin! Ihr sei das schönste Los des Erdenglücks beschieden, Zur Lust an euch ein immer offner Sinn, Ein immer fühlend Herz, und eine Quelle drin, Die nie versiegt, von süßem innerm Frieden! Was sonst die Sterblichen zu wünschen sich ermüden, Ist gleich der Flut im Faß der Danaiden: Und schöpften sie äonenlang hinein, Es würde niemals voller sein.