Adolf von Wilbrandt Der Meister von Palmyra Dramatische Dichtung in fünf Aufzügen Personen Personen. Apelles, der Meister von Palmyra. Bolana, seine Mutter. Timolaos. Publius Saturninus, römischer Feldherr. Julius Aurelius Wahballath, Hairans Sohn. Septimius Malku, Sohn des Zabdila. Longinus. Pausanias. Zoe. Phöbe. Herennianos, Vorsteher der christlichen Gemeinde in Palmyra. Persida, seine Schwester. Tryphena, deren Tochter. Jamlichus, Sohn des Longinus. Zabbäos. Nymphas. Agrippa, Sohn des Jarchai. Mäonios. Zenobia. Erster, Zweiter , Bürger von Palmyra. Sklave des Apelles. Sklavin der Bolana. Ein Greis. Ein Blinder. Eine Frau. Eine Stimme. Geistliche, Krieger, Volk aller Stände, Sklaven und Sklavinnen. 1. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Zoe; dann eine Frau und ein blinder alter Mann. Zoe kommt von links, in weißem, schlichtem Gewand, um ihr Gesicht ein Schleier oder Kopftuch, ein Bündel über der Schulter, matten Ganges, erschöpft. Blickt mutlos umher. Verirrt! – Kein Baum, kein Quell. Nur öde Stille. Die Kniee brechen; matt vom heißen Licht Der gelben Wüste und des ehrnen Himmels Erlöschen mir die Augen; und noch immer Sehn sie Palmyra nicht! – – Ich muß hier rasten. Setzt sich auf die Felsbank. Schweigsame Wüste! Deine Wellen schlafen; Stumm alle Kreatur. Nur Adler kreisen Geräuschlos in der meeresblauen Ferne Und steigen unsichtbaren Ufern zu, Wie hehre Geister, die kein Durst verbrennt Und kein Ermatten drückt. – O wenn hier Geister Des Himmels fahren übers Meer der Wüste, Umrauscht mich! weht mir Kraft und Kühle zu, Stärkt mir die Brust und zeigt mir meinen Weg! Eine blasse, kranke Frau und ein blinder Alter, gebrechlich, beide in schlechten Kleidern, kommen von links mühsam, die Frau den Blinden führend, der von Zeit zu Zeit mit schwacher Stimme hüstelt. Frau legt einige halbverwelkte Blumen, die sie in der Hand trägt, neben der Felsbank auf die Erde nieder; dann verneigt sie sich tief gegen den Fels, mit gekreuzten Armen. etwas ungeduldig. Verneig dich auch! Wir sind zur Stelle? Hab' ich's Nicht schon gesagt? Die Stimme hebend. Wo bist du, Höhlensiedler? Herr, Herr, wo bist du? hüstelnd. Herr, o Herr! Hüstelt wieder. erstaunt. Wen ruft ihr? blickt Zoe mißtrauisch an. Den Alten, der hier wohnt. blickt verwundert umher. Im nackten Fels? zutraulicher. Wärst du nicht fremd, so würdest du nicht fragen. Einsiedler hausen in Aegyptens Wüsten, Im nackten Fels; so diesem Alte hier Leiser. Doch halten ihn die Klugen in Palmyra Für keinen Menschen; für den großen Geist, Den Herrn des Lebens. Selten zeigt er sich; Und will er nicht, so muß man wieder gehn. Auch kommt statt seiner, weh uns! dann und wann Der schwarze Geist, den alle fliehn und hassen, Noch leiser. Der Herr des Todes. ungläubig lächelnd. Glaubst du? stößt den Blinden an. Ruf ihn, Alter. hüstelnd, mit schwacher Stimme. O Herr! O Herr! Da zirpt er wie ein Heimchen. Verneigt sich wieder tief mit gekreuzten Armen. O Herr des Lebens! zeige dich uns Armen! 2. Auftritt Zweiter Auftritt. Die Vorigen; Pausanias tritt plötzlich hinter dem Fels hervor, wie aus einer Spalte; bleich, vom Kopf zum Fuß in schwarzes Gewand gehüllt. Was wollt ihr hier? Indessen alles Volk Palmyras nur an seine Krieger denkt, Die für euch alle mit den Persern streiten, Was sucht ihr hier für euch sich noch tiefer verneigend. O Herr! o gib mir Ein Mittel, einen Zauber, einen Segen, Daß ich nicht sterben muß. Bin krank; du siehst es – Ich seh' es. Leiden, ach wie viel! Gebresten! Die Aerzte sagen: dir ist nicht zu helfen, Gib's auf. Bin mühsam hergeschlichen, Herr, Und langsam; meinte unterwegs zu sterben – Und doch, seltsames, elendes Geschöpf, Willst du noch leben? statt Befreiung von So vieler Not und Trübsal zu ersehnen? Man lebt doch, Herr, so gern. Und sterben ist So schaurig. zum Alten. Nun, und du, der Greis? der Blinde? hüstelnd. Gib uns ein Mittel Herr, auf daß wir leben. Thoren! Und ihr werdet dennoch Sterben, sterben, wie's verhängt ist. Glaubt ihr Narrn, der Weltenmeister Hab' den heiligen Schatz des Lebens So vergeudet, daß er ihn Modern läßt in so verfaulten, Morschen brüchigen Gefäßen? Fallen muß das welke Laub, Damit andres keim' und wachse! Das ist hart! – – O Herr! Und doch Geht die Sage, Dem und Jenem Werd' Unsterblichkeit zu teil. finster. Ging's nach mir, so würd' sie Keinem. Doch ein Einzige wird's erlangen. Einer, nach des Höchsten Willen, Dessen Ziel kein andrer kennt. Herr, wo ist er? Herr, wann kommt er? Heute noch. Hierher? Hierher. Ich bin hier. Doch bist du's nicht. Zum Alten. Und auch du nicht. Geht! – So viele Mußten heut im Feld da draußen Mit den Persern fechtend sterben, Junge, Blühende, – und ihr Welken Blätter wollt nicht fallen? Geht! ihn anstarrend, schreit plötzlich auf. Weh mir! Was ist? zitternd, flüsternd. Der Herr des Todes hat mit uns gesprochen. Müssen fallen, müssen sterben. Müssen sterben! Ja, er ist's. Ich beschaut' ihn, ich ekannt' ihn; Mit den bleichen, kalten Augen Sah er mir so scharf ins Herz. Müssen sterben – gebieterisch. Geht zurück Nach Palmyra! zitternd, hüstelnd. Herr, wir gehen. Die beiden schleichen, Hand in Hand, gebückt, ohne zurückzuschauen, nach links hinaus. 3. Auftritt Dritter Auftritt. Pausanias, Zoe; später ein Greis. Kläglich knechtische Geschöpfe, Menschenkinder, Staubeskinder! Wie die Meeresschnecken am Schlüpfrigen Gestein, so kleben Sie am Dasein, angeklammert: Leiden, dulden, nur nicht sterben! war aufgestanden und zurückgetreten; tritt vor; ruhig. Du irrst. Nicht alle. Du, die Junge, fürchtest Du nicht den Tod? Ich nicht. Schon gut. So redet Wohl manche, – mutlos oder stolz; doch glaub mir, Es spricht sich leicht, was schwer zu halten ist. Hinter dem Fels tritt, wie vorhin Pausanias, ein ehrwürdiger Greis hervor, mit weißem Haar, aber jugendlich blühendem Gesicht, in wüstengelbes Gewand gekleidet. Frag Den! Wer ist's? Ein Stärkerer als du. Der Weise, den Palmyras Narren suchen. Der Greis tritt, mild und freundlich blickend, auf Zoe zu, die sich ehrfürchtig vor ihm verneigt. Du wanderst von Damaskus durch die Wüste. Was treibt dich nach Palmyra? schlicht, sanft. Gottes Wille. Sein Wort zu predigen und das Heil zu bringen. Den Heiden? Ja. Die Christin? Ja, mein Vater. Dich treibt der Geist? Du sagst es. Und du zitterst Vor diesen Heiden nicht? Und wenn sie dich Verwerfen, hassen? dir das blühende Leben Mit Steinen töten? Gottes Wille lenkt Die Herzen und die Steine. Und wenn Gott Durch meinen Mund dir weissagt: heute noch Wirst du die Erde von Palmyra färben Mit deinem jungfräulichen Blut? es wird Dein müdes Auge brechen noch vor Nacht, Wenn du Palmyra siehst? ZOE Mir graut. – – Doch will ich Es sehn, mein Vater. Morgen werd' ich dann Im Paradiese sein! Und wenn ein Wahn Die gläubige Seele täuscht? Wenn du entschlummerst, Nie zu erwachen? starrt ihn an. Warum redest du So hart zu meinem Seele? – Du! Wer bist du? Eine leise, geisterhafte Musik beginnt. Zoe horcht erstaunt; doch mit sichtbar ermattenden Sinnen und langsam einschlafendem Blick. Die Luft erklingt. – – Es tagt in meinem Ohr; Es nachtet mir im Aug'. Mein Geist wird hell Und dunkel. Langsam auf die Felsbank zurücksinkend, so daß, hinter ihr, Pausanias ihr zu Häupten, der Greis ihr zu Füßen steht; die Augen schließend. Was geschieht mit mir? Wer bist du? Wer ich bin? – Und wollt' ich's sagen, Du vernähmst nicht; und vernähmst du, Deine Seele faßt es nicht. Seele du, dem Tod geboren – Sterben mußt du – wie im Traum wiederholend. Sterben muß ich – Doch ein Wunder sollst du schauen. Trompeten und Hörner, in einiger Entfernung; zuerst kurz wie ein Signal, dann rauschende Fanfare. Zoe horcht, den Kopf ein wenig hebend, doch die Augen fort und fort geschlossen. Hörst du, Jungfrau? Hörner tönen. Kriegsmusik. Heimziehende Sieger. viele, hinter der Scene. Heil dem Sieger! Heil Apelles! Und sie rufen. »Heil dem Sieger! Heil Apelles von Palmyra!« Wohl, Apelles von Palmyra! Komm, und deiner Seele Pforten Oeffne! deine stolzen Wünsche Laß entflattern Adlern gleich! wie vorhin, näher. Heil dem Sieger! Heil Apelles! hinter der Scene. Schweigt und laßt wich! Preist die Götter! – Zieht nach Haus! Er kommt. Er komme! Zieht ein gelbliches Schleiertuch von seinem Haupt, legt es über Zoes Antlitz. Und sein Auge sehe niemand, Zu Zoe. Weder dich, noch ihn, noch mich! 4. Auftritt Vierter Auftritt. Die Vorigen. Zoe wie schlafend, der Greis und Pausanias rechts und links hinter ihr, ohne sich zu regen; Apelles und Longinus kommen von rechts; in Waffen, Apelles eben in der Mannesblüte, Longinus noch ein Jüngling. Die leise Musik hört auf. im Kommen. Tritt her, Longinus. Was befällt dich, Mann? Die andern warten dein. Laß sie nur gehn; Sie wissen ja die Straße nach Palmyra Auch ohne mich. Schau hinter dich. »Die Höhle Des Lebens« nennen sie's. umherschauend. Ein öder Ort. auf die Felsbank deutend. Siehst du den kahlen Block? Wer dort elschläft Und träumt, so sagt man, der wird ewig leben. Lächelnd. Ich möcht's versuchen, Freund! Ein Aberglaube Des blöden Volks! Wer weiß? – Du sagtest selbst, Ein Wunder war's, daß diesen Morgen, im Gewühl der Feinde, mich der Tod nicht fand! »Du bist unsterblich!« riefst du. Heiter. Nun, so könnt' ich Versuchen, ob dies Wort von Menschenlippen Mir nicht ein Gott erfüllt! Und möchtest du Denn leben, fort und fort? – Dein Auge leuchtet Vom Rausch des Siegs; dich liebt die sonnige Göttin Des Glücks und schüttet Segen über dich; Doch – bleibt sie treu, Apelles? Glück! Was Glück! Des Lebens Lasten kenn' ich. Hielt das Glück mir Doch nur die Leiter, die ich keuchend anstieg, Langsam, geduldig, freudig: denn zu Mühsal Geschaffen fühlt' ich mich, und segne sie, Wie sie mich segnet. Arbeit und Genuß Sind Zwillingsbrüder, eins im andern lebend; Ich leb in beiden, und sie hüten mir Die Lust des Daseins, wie mir Schlaf und Wachen Des Daseins Form behüten. Nagen dran Die schwarzen Mäuse, Sorg' und Kummer, – wohl, Ich kenn' des Todes Knechte, hör' sie nagen; Doch meine Wächte, meine Zwillingsfreunde Sind treu und stark und scheuchen sie hinweg! So möchtst du ewig leben? Ewig – wenn Des Geistes Kraft, das Mark des Arms mir bliebe, Des Daseins Wert zu fühlen und zu halten! Wieder lächelnd. Und darum lockt's mich, hier zu ruhn – Nähert sich der Felsbank. Die leise, geisterhafte Musik ertönt wieder. Apelles bleibt betroffen stehen. Was gibt's? Hörst du Musik? Ich höre nichts. Du nicht? Und doch erklingt's; nicht fern, nicht nah; – hier innen, Und doch von außen. – – Zag' ich? Zaudr' ich? Nein; Ich hab's gewollt und thu's. Geht wieder auf die Felsbank zu; bleibt plötzlich wie gefesselt stehn. Longinus! Was? mit einem Schauder kämpfend. Ein Zauber; rätselhaft. – Vor meinem Aug' Ist freie Luft, und doch – ein Riesenarm, Vor meine Brust gelegt, hält mich zurück, Läßt mich der Felsbank dot nicht nähe treten. Sich ermannend, mit erhobener Stimme. Wer bist du, unsichtbare Macht? Was hemmst du Der Glieder Kraft, den Manneswillen mir, Das Schicksal zu befragen und die Götter? regungslos. Was dich hemmt, es will dich warnen. Frag dich, ob dein Manneswille Nicht dein Unheil dir begehrt! hat staunend und verwirrt gehorcht. Mann! Longinus! Was geschieht dir? Hörst du sprechen? Ich? Ja, du. Eine Stimme – fern und nah – Nichts vernehm' ich. Ich vernahm's. Worte hört' ich; doch sie klangen Nur in meiner Ohren Höhle, Flogen dann, wie nächt'ge Vögel, Unverstanden mir davon. Horch! wie vorhin. Apelles von Palmyra! Deutlich hör' ich meinen Namen. Hüte dich! Was du begehest, Wird dir werden, dir dem Einen, Nach des höchsten Willens Schluß, Wenn du's forderst. Doch gib acht! Leben ohne Ende kann Reue werden ohne Ende. Drum gib acht! Ich höre dich, Unsichtbare Warnerstimme; Doch du warnst umsonst. Ein hohes Gut kann nicht zum Uebel werden. Nichts erschreckt mich; so auch nicht Deine Mahnung. Ihr, die höchsten Herren über Tod und Leben, Gebt mir nur Gewißheit, daß Leib und Geist mir nie ermatten, Und ich drücke mir das Leben Bäutlich, ewig, fest ans Herz! Wohl! Dir wird, was du begehrst. Dich erhört der Herr des Lebens, Hält dich fest auf dieser Erde – Heller! Lauter! Wie von ferne Hör' ich un versteh' dich nicht. An der Stirn gezeichnet wirst du Wachen ohne Schlaf des Todes wie im Traum wiederholend. Wachen ohne Schlaf des Todes – Worte! Worte! nicht zu fassen! Allen Kindern dieser Erde Du ein Bildnis, du ein Beispiel, Das des Todes Lehre predigt, Das des Lebens Rätsel lichtet. Und von dieses Segens Fluch Wirst du nicht Erlösung finden, Bis die Seele – – Verstummt. wie vorhin. Bis die Seele – Schweigend schläft das dunkle Wort. Geh und lebe! Geh und lebe! nach einer Weile. Alles still. – Du hörtest nichts? Nichts. – Du träumst. sich über die Stirn streichend, wie erwachend. Ein toller Traum. Wie Verheißung klang's – doch düster – – Ich vernahm's und faßt' es nicht. »Geh und lebe!« klang's am Ende; »Geh und lebe!« klang es wieder. Mit erzwungenem Lächeln, sich aufraffend. Wohl, so gehn wir! Gehn wir denn! hinter der Scene links, ruft. Freund Apelles! desgleichen. Mann! wo bleibst du! Horch, sie rufen. Ja; die Freunde. – Fahr denn wohl, du Wunderhöhle; »Gehn und leben!« ist das Wort. Lächelnd. Wohl, ich hört' es und befolg' es. Nach Palmyra, Freund Longinus! Zieht Longinus mit fort; beide links ab. im Traum. Nach Palmyra – zu Zoe, feierlich. Folg ihm nach! Deinen Todesweg zu wandeln, Ihm zu künden sein Geschick. Doch die du so leicht das Leben Hingibst für den Traum des Himmel: Dich, im Namen des Allmächt'gen, Ruf' ich auf zu hohen Wundern, Werkzeug du des ewigen Willens. Wiederkehren wirst du! nicht So, doch anders; Abbild des Ewig neu geformten Lebens, – Den zu fühnen, zu belehren, Der in sich verharren will. Wandre du von Form zu Form, Strebend leichtbeschwingte Seele! Irre wandelnd, vorwärts schreitend, Und in jeder deiner Formen Ihm begegnend, neu und fremd, Unbewußt dem Unbewußten – Bis sich Gottes Werk vollendet. Nimmt seinen Schleier von Zoes Antlitz. Aug', erwache; Traum, vergehe. Nur in schicksalsschwerer Stunde Ahne träumend diesen Traum! – Irre gingst du in der Wüste; Hinausdeutend. Folg den Männern nach Palmyra. Geh zu sterben! Geh zu sterben! Der Greis und Pausanias verschwinden; die Musik verstummt. murmelnd. Geh zu sterben – Erwacht plötzlich; fährt auf, starrt nach allen Seiten umher. Lag ich hier? Schlief ich? Träumt' ich? – Ja, ich träumte. Sich erinnernd. Von Apelles – meiner Seele – – Starrt wie hilflos ins Weite, greift an ihre Stirn. Fort ist alles. – Heller Tag Um mich her – hier innen Dunkel. Wie träumend. »Folg den Männern nach Palmyra« – – Welchen Männern? Sprach's der Alte? Macht einige Schritte, nimmt ihr Bündel von der Felsbank. Doch wie stark die müden Glieder; Kehl' und Seele mogenfrisch. Habe Dank, du liebe Ruhstatt; – Fahret wohl, ihr bunten Träume! Trompeten und Hörner links in weiter Ferne. Zoe blickt hinaus. Ja, dort ziehn sie. – »Folg den Männern Nach Palmyra« – – Wohl, ich folge, Herr, und dir egeb' ich mich! Links ab. Offene Verwandlung. Freier Platz in Palmyra. Links das Haus des Apelles, fast im Profil gesehen; eine steinerne Ruhebank vor der Thür. Rechts in Vordergrund ein kleiner Olivenhain, auf derselben Seite rückwärts das hochragende Eingangsthor einer sich in die Kulissen verlierenden Säulenhalle. Im Hintergrund einige Palmen auf einer geringen Erhöhung, zu welcher Stufen hinaufführen; dahinter ist, entfernter, ein Teil der Stadtmauer sichtbar, und darüber hinweg kahles, mäßig hohes Gebirg. 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Bolana Matrone, noch nicht ergraut tritt links aus dem Hause; eine junge Sklavin steht oben unter den Palmen. Du siehst noch nichts? nach rechts hinausschauend. Noch nichts. Im Säulenweg, So weit ich schaun kann, kaum ein Duzend Menschen; Sonst alles leer! setzt sich auf die Bank. Weil alles Volk hinaus ist, Die, welche wiederkehren, zu begrüßen. Seufzt. Wär' nur mein Knie gesund, ich stünde draußen Am Wüstenthor, die erste, weit voran, Im Sonnenbrand, geduldig, bis sie kommen! »Die, welche wiederkehren« ... Kehrt auch mein Apelles wieder? Glaubst du? zuversichtlich. Freilich, Herrin! Du Papagei du. »Freilich, Herrin,« sagt sie. Als wär's ihr eingelernt. Die Mutter hört's gern. Drum unverzagt, als hätt's der Sonnengott Ihr selbst verraten, sagt sie: »Freilich, Herrin!« – Komm her, du Elster. Die Sklavin kommt herab. Laß uns »weise« sein, Wie mein Apelles sagt, und ruhig warten. Seufzt. Wär' er nur weise. Wenn nach langem Marsch Im heißen Wüstensand die andern rasten, So bleibt er stehn, auf seinen Speer gelehnt – Ich seh' ihn, Taimi – lächelt auf die Müden Herab, die sich am Quell ins Gras gestreckt, Und spielt mit seiner Kraft! – Und träf' ihn etwa Ein Perserpfeil am Arm, »das thut nichts,« sagt er, Läßt wohl den Pfeil noch gar im Fleische stecken, Summt sich ein Sprüchlein, hebt den Kopf noch höher Und stürmt gradaus voran! lächelnd. Und bist doch stolz, Daß der dein Sohn ist – grad' so, wie er ist. Du weißt noch nichts von Muttersorgen, Kind. Wir freun uns, sehn wir unsern Adler fliegen, Und zittern. »Nicht zu hoch! Wir lächeln stolz, Wenn er Gefahr und Neid und Mühn verachtet, Und denken Tag und Nacht: »Ach, schont' er sich!« Uns aber preist man glücklich – – Steht plötzlich auf. Still! Wer kommt da? Der spöttische Timolaos! 6. Auftritt Sechster Auftritt. Die Vorigen, Timolaos von rechts, durch das Thor; bewaffnet, erhitzt, in Eile. Du? was bringst du? Vorderhand nur mich selbst. Mit zwanzig Wunden am Kopf und an der Brust – wenn diese Feueranbeter, die spitzhütigen Perser mich getroffen hätten. Aber wir haben ihnen heiliges Feuer unter die Sohlen gelegt; sie sind gut gelaufen! Trocknet sich Gesicht und Hals. Und mein Apelles – wie geht's ihm? Wie soll's ihm gehn? Gut. So viel noch von ihm übrig ist, dem geht es gut – Heiliger Adonis! Er ist vewundet? Wie viel Zähne hatte er wohl gestern noch, als wir auszogen? Du bist nicht gescheit! Mein Apelles hat noch alle seine Zähne – lacht. Die Mutter! Die stolze Mutter! Ihr Sohn ist vollkommen! – Ich dachte, er hätte weniger; dann hätt' ich gesagt: so viel Zähne er hat, so viel Wunden hat er – Timolaos! Nein, Nein! Aber nun stimmt's nicht. Denn eigentlich hat er nur Eine Wunde, die der Rede wert ist; und die ist auch nur am Arm und bedeutet nichts. Geleistet dagegen hat er mehr als alle; – sie jauchzen, wo sie ihn sehn! – – Ihm gönn' ich's warm. Das ist der einzige Mann, dem ich alles gönne! Die andern sind Sternchen, er ist die große Sonne; lächelnd. na! manchmal wird er auch glühheiß! Dann thut man gut, ihm aus dem Wege zu gehn! Nein, nein, nein, Timolaos. Er ist immer gut – lacht. Sagt' ich's nichts Die Mut ter! – Aber, was ich sagen wollte: deinem Sohn Apelles wird heute noch große Ehre widerfahren! Trompeten hinter der Scene, sich allmählich nähernd. Hörst du? Sie kommen! Durch den großen Säulenweg ziehen sie heran – Heiliger Zeus! hierher? – Und Apelles mit? Sklavinnen kommen aus dem Hause, horchend, bleiben an der Thür. Ei freilich; mit dem Präfekten voran! Hinter ihm seine Freunde, die auf seinem Adlerrücken mit emporgeflogen sind: der ehrgeizige Julius Aurelius Wahballath mit dem neidsauren Lächeln, und der schöne Septimius Malku, Sohn des Zabdila, in dessen schmale Hand so viel Gold hineingeht und so wenig heraus – Und er ist nur leicht verwundet, Timolaos? Seine anderthalb Wunden sind wie Milchzähne: sie vergehen von selbst! Sie kommen! Sie kommen! mit schwacher Stimme. Apelles! Will ihm entgegen, schüttelt dann den Kopf und sinkt auf die Bank zurück. Die Sklavinnen stützen sie. 7. Auftritt Siebenter Auftritt. Die Vorigen; im festlichen Zuge kommen durch das Thor Trompeter, römische Krieger, Publius Saturninus als römischer Feldherr gekleidet und gerüstet. Apelles, Julius Aurelius Wahballath, Septimius Malku, Longinus und andere Palmyrener alle bewaffnet, wiederum römische Krieger, dann Volk Männer, Frauen und Kinder, das nachdrängt und den Zug von allen Seiten umringt, so daß Bolana verdeckt wird; ein Haufe bleibt oben unter den Palmen stehn. Trompeten, schweigt! – – Du sträubst dich war, Apelles, Besondren Dank für dein besondres Thun Und Ehre, die nur dir gilt, zu empfangen; Du stolz bescheidner Mann vergrübst dich gern Ins dichteste Gewimmel deiner Freunde, Wie du dich in der Feinde Haufen stürztest. Ich aber, als des Kaisers Stellvertreter Und Feldheer, muß gerechten Lohn verteilen Und drum dich anders ehren als die andern: Denn als der Perser, unsres Reiches Not Wie immer dreist benützend, in dies Grenzland Hereinbrach und das zitternde Palmyra Mit stürmender Hand bekämpfte, wecktest du Den ganz verzagten Nut in allen Gassen, Warst Herold, Wächte, Feldherr, Waffenschmied, Schufst aus Palmyras Volk ein römisch Heer, Aus Knaben Krieger und aus Bürgern Helden. So schlugt ihr trotzig Sturm auf Sturm zurück, Bis unsre Adler durch die Wüste kamen, Euch zu befrein, und ich, des Kaisers Feldherr, Mein Heer und euch zu Einer Wolke ballend, Da draußen heut dem Feind ein Wetter machte, Das ihn zerspellt hat und nach Haus geschickt! Heil unserm Feldherrn Publius Saturninus, Dem Sieger in der Schlacht! Heil unserm Feldherrn! leise zu Longinus. Hörst du, wie Freund Aurelius Wahballath die Wurst nach dem Schinken wirft? nach zufriedenem Lächeln. Ich dank' euch; – doch ich führt' euch nicht hierher, Um mich zu ehren, sondern diesen Mann. Vor seiner Thür, vor seiner Mutter Antlitz Will ich ihm sagen – – Doch die Mutter seh' ich nicht. Wo steht die würdige Frau, der du entstammst – zu Apelles, der suchend umherblickt. Dort sitzt sie. geht durch die Menge hindurch auf Bolana zu. Mutter! – Wie? Du weinst? du schluchzest? mühsam sprechend. Vor Freude, Kind. lächelt. Laß dich umarmen, Mutter, Damit der römische Kriegesheld nicht sieht, Die Mutter des »Erretters« weint! mit herablassendem Lächeln. Wir Römer Verstehn auch solche Thränen. – Hör mich denn, Sehr ehrenwerte Mutter des Apelles. Ich mehre deine Thränen: in des Kaisers Hochheiligem Namen dank' ich deinem Sohn, Der um das vielbedrängte römische Reich Sich wohlverdient gemacht, und grüß' ihn ehrend Als den getreusten, besten Palmyrener! Heil dem Apelles! durcheinander. Heil! Heil dem Apelles! Dem besten Palmyrener! Edler Feldherr, Und gute Freunde – Still! Apelles spricht! Maßlos, wie man mich ehrt, so sollt' ich danken; Doch meine Zung' ist schwer zu solcher Zeit Und scheut sich vor den großen Worten mehr Als vor dem stärksten Feind! – ein edler Feldherr, Ich kam in dieser Stadt zur Welt, – halb griechisch, Halb syrisch Blut; die griechischen Tropfen drin Ergaben sich der edlen Kunst, die Häuser Und Tempel baut, und so hantier' ich denn, Bürger des Musenreichs; das Syrer blut Sog sich am alten Mutterboden fest, War froh und stolz und traurig mit Palmyra, Der »Königin der Wüste«, wie sie's nannten, Der reichsten Stadt im Reich nach eurem Rom, Bis unsrer Fürsten Übermut sie hinwarf Unter das Zuchtschwert Roms und Aurelianus, Der strenge Kaiser, sie zu Asche stäubte. Wohl wuchs sie wieder, hob sich aus dem Staub, Und ihren Bürgern, ihren Göttern bauten Wir neue Häuser; doch gebrochen war Die Säule ihrer Kraft, verspottet war sie Als Wüste in der Wüste, unser Mut War Demut worden, unser Stolz Verzagen. Das wurmte mich; und als der Perser kam Und alles rief: »verloren!« da ergrimmt' ich, Rief meine Freunde, schalt das Volk, gab Waffen Und bös' und gute Worte, bis das Blut Der alten Palmyrener neu erglühte Und – – nun, das andre weißt du. Haben wir Gekämpft wie Römer, bis die Römer kamen, So freun wir uns des Ruhms und legen nun Die Waffen wieder hin, und drin im Haus Mein Werkzeug nehm' ich, schaff' und baue wieder, Als Sohn des Musenreichs! Du hast noch andres Gebaut, davon du schweigst. Mit deinen Freunden – Hier stehn sie – hast du neues Recht und Ordnung Errichtet in Palmyra, dieser Sadt Verfassung umgestürzt, das Volk berufen Zur Wahl und Mitregierung. Ja, wir thaten's; Im Drang der Not, mein Feldherr. Auf den Stühlen Der Herrschaft saß ein greisenhaft Geschlecht, Wie Mumien auf vergilbten Pergamenten; Der Brauch war Mißbrauch worden, Recht zum Unrecht, Und die uns führen sollten, zitterten: »Der Perser kommt!« und nahmen ihre Zepter Wie Krücken unter'n Arm, nach Haus zu hinken. Da warfen wir die alte Satzung um Und machten eine neue, uns zu retten. Wird unser Arm gelobt, der diese Stadt Dem Reich erhielt, so war auch das nicht schlecht, Was diesem Arm die Kraft gab und die Freiheit; Und du, des Kaisers Mund, du wirst nicht sagen: Das Unrecht werde wieder Recht! lächelnd. Mit deiner Rebellischen Weisheit könnt' ich wohl noch rechten; Doch unsres Kaisers Diocletianus Erhabnem Sinn getreu, dem nichts so heilig Wie das ihm anvertraute römische Reich Und seine treuen Bürger, heiß' ich gut, Was hier geschehn ist, in des Kaisers Namen. Das neue Recht sei Recht! So mögt denn ihr, Die Jungen und die Starken, hier gebieten! – Und wenn de Kaiser, der Palmyra strafte, Der »strenge« Aurelianus, doch gebot, Den Sonnentempel wieder aufzubauen, Den seiner stürmenden Krieger Wut zerstörte, So weih' ich heut, zu eures Ruhms Gedächtnis, Die Siegesbeute einem Tempelbau In dieser edlen Stadt. Der großen Göttin Des Glücks gehör' er; daß sie gnädig euch Für alle Zeit beschirme! Du, Apelles, Der Meister von Palmyra, sollst ihn bauen – Nach hinten deutend. Auf jener Stätte, wo die Palmen stehn – Daß, wenn du hier vor deinem Hause sitzest, Dein Aug' ihn sieht und deines Werks sich freut. Mein hochgepriesner Feldherr und Gebieter! Nun werd' ich fast der Mutter gleich und rede Durch meine Augen ... Herr! Hab Dank! Beim Zeus, Ich will ein Werk erbaun, das dir gefällt – Dem Tag zur Ehre – und der teuren Göttin Des Glücks, die heut uns segnet. – Männer von Palmyra! Freut euch! Freut euch mit Apelles! Und ruft mit mir: Heil unserm Freund und Feldherrn Und diesem Tag des Glücks! Anbetung dem Erhabnen Saturninus! Heil ihm! Heil ihm! leutselig. Genug des »Heils«! – Habt Dank! – – Wir alle sind Wohl müde, denk ich; wohlverdiente Ruhe Sei, nach dem höhern Lohn des Ruhmgefühls, Der niedre Lohn, der unsrer Schwachheit zukommt. Habt Ruh' und Ehr' und Frieden in Palmyra; – Auf morgen die Geschäfte! Leb denn wohl, Mein Feldherr. Ewigen Dank – Nichts mehr von Dank. Lebt wohl! Winkt den Trompetern und Kriegern. Nach Hause! Die Trompeter, sich in Bewegung setzend, blasen wieder; das Volk, ihnen und den Kriegern folgend, jubelt dem Saturninus wieder zu, wirft die Hüte in die Luft. Alle durchs Thor ab, bis auf Apelles, Aurelius, Septimius, Longinus, Timolaos, Bolana und ihre Sklavinnen. halblaut zu Longinus, während die blasenden Trompeter sich langsam entfernen. Ein kluger Mann, dieser Saturninus. Wie herablassend er uns schmeichelte. Kluge Schufte, die Römer! lächelnd. Still, du Lästerzunge. Geht zu Apelles, reicht ihm die Hand. Schlicht herzlich. Liebster Apelles! Was? Will dir nur sagen: Ich freue mich mit dir! eifrig. Und ich! Wer nicht? Wir alle, alle, und von ganzem Herzen! Habt alle Dank, ihr Freunde! – – Schöne Tage Wird nun Palmyra, das befreite, sehn. Das hoffen wir, mein trautester Apelles. Wir werden fest zusammenstehen, denk' ich, Daß uns die Herrschaft bleibt! Die Freiheit, meinst du. Die Freiheit, ja. – Dem Volk die Freiheit – uns Die Herrschaft, um die Freiheit ihm zu wahren. Ei! Fein gesondert! Denkst du schon, Aurelius, Wer fürder herrschen soll? Ich nicht. Ich will Nur Freiheit haben, wie ein Mann zu leben – Und schöne Säulentempel aufzubauen. Mein Herz ist glücklich! Und Bolana lächelt. Wir gehn; besprich dich, Freund, mit deinem Herzen Und mit der Mutter. Denk ein wenig auch Der Schrammen dort am Arm – lächelnd. Die heilen schon. Glück ist der Arzt der Ärzte. Gute Nacht Für heut, ihr Freunde! Morgen Glük wie heut – Und so fortan! Reicht ihnen die Hand. So sei's! Leb wohl, Bolana, Glückselige Mutter! dankend nickend. Dank und Heil euch allen! Septimius mit Aurelius ab, nach rechts. sieht den Abgehenden nach; halblaut zu Longinus. Da gehn die künftigen Säulen von Palmyra. Schau, wie Septimius schon die Fersen hebt, Sich zu vergrößern. Komm, du Sauerteig. Ja, Philosoph. Tritt zu Apelles, der nach hinten gegangen ist und sinnend den Platz unter den Palmen betrachtet. Der baut hie schon im Geist Den Tempel auf. Seufzt. Ich wollt', ich wäre du. – Doch nein, dir gönn' ich es. – Beim Höllenhund, Ich bin dir gut. Leb wohl! lächelt, schüttelt ihm die Hand. Unfried, hab' Frieden! Longinus und Timolaos links ab, hinter Apelles' Haus. Die Sklavinnen sind auf einen Wink Bolanas ins Haus gegangen. 8. Auftritt Achter Auftritt. Apelles, Bolana; Pausanias tritt hinten auf der Erhöhung von rechts auf, während Longinus und Timolaos abgehn; syrisch-griechisch gekleidet wie die andern, doch mit einem schwarzen, turbanähnlichen Gewinde auf dem Kopf und mit auffallend bleichem Gesicht. Kommst du nun heim, mein Sohn? Hier bin ich, Mutter. Doch noch im Geist nicht hier. Bei meinem Glück! Und auch bei dem, was sein wird – Blickt wieder nach der zukünftigen Tempelstätte; erblickt Pausanias. Vor sich hin. Wer steht dort? Wo kam er her? Noch eben stand dort niemand. Geht zu Bolana. Nun, ungeduldige Mutter? Willst du mehr, Als mich zufrieden sehn? schüchtern, zögernd. Dich küssen will ich; – Und dann dich bitten: Komm! Ins Haus? Begehrst du Denn nicht nach Ruhe? lächelnd. Nein. Die Wunden? Auch nicht. Nenn sie so stolz nicht »Wunden«, Ritze sind's – Und werden leider keine Narben sein, Die mich erinnern, was wir heut erlebten. So komm und pfleg dich! Später, später, Mutter. O schone dich! lächelnd. Das alte Mutterlied. Du wirst dich töten, wenn du nie dich schonst – sie sanft umschlingend. Ei, Mutter, Mutter! Ich mich töten? Ich, Der ewig leben will? der nichts so haßt, Wie diesen blutlos finstern Feind der Menschen, Den schnöden Tod? Pausanias bewegt sich; tritt langsam näher. Ich meid' ihn gerne, Mutter; Nur fürcht' ich ihn doch nicht. Wer diesen Feind Zu fürchten anfängt, hört schon auf zu leben. Komm, Mutter; – seufze nicht. Wer ist so glücklich Wie du und ich? Das Leben fliegt mit uns Empor gen Himmel, und mit Lerchenstimme Weissagt es gute Tage. Laß mich noch Ein wenig horchen, was es mir verkündet; Dann folg' ich dir ins Haus – und schon' und pfleg' mich. Geh, Mutter; geh voran! Küßt sie. Du solltest jetzt schon – – Ergeben. Doch wie du willst! Er tritt mit ihr in die Thür; sie umschlingt ihn noch einmal. Mein Alles! Sie geht ins Haus. Pausanias hat sich inzwischen auf die Bank vor dem Hause gesetzt. Apelles tritt wieder hervor. Gute Mutter – – Wer sitzt dort? – Du? – Ein unbekannte Gast. – Was reibst du dir das Bein? Es juckt mich noch Von bösen Worten, die du mir gegeben. Seltsamer Kauz. Ich dir? Und wann? Vorhin. – Du kennst mich nicht? Doch; nun erkenn' ich dich. Du warst im Lager draußen diese Nacht, Da wir dem Perser gegenüberstanden, Den Tag erwartend. Um ein Feuer saßen Viel junge Krieger – Römer, Palmyrener – Und hörten wie du die Leier spieltest, Und sangen selbst dazu. Dein Spiel war seltsam, Fuhr durch den Körper leise bis ins Mark, Ging über die Haut wie Windeshauch; – doch kann ich Nicht sagen: mir gefiel's. Das merkt' ich. Andern Gefiel es desto mehr. Die liegen nun Im Wüstensand und hören nicht mehr spielen. stutzt. Was willst du sagen, Mann? – Wem deine Leier Das Herz erfreut – Der hört sein letztes Lied; Denn was die singen, die ihn drauf bestatten, Das schläft in seinem Ohr. Blutloses Antlitz, Wer wärst denn du? Der, den du hassest, Freund; Der »schnöde Tod«. nach einigem Schweigen. Du sitzest auf der Bank Vor meiner Thür, und Gäste schmäht man nicht; Drum sag' ich jetzt kein unhold Wort zu dir. Viel Dank. Doch nicht aus Furcht. Das weiß ich wohl. Doch weshalb ehrt mich dein Besuch? Weil du So herzlich, stolz und furchtlos mich verabscheust, Wie wenige deinesgleichen. Freilich, Freund, – Ich sah schon viele, die am Lichte klebten; Doch kam wohl eine Stunde, wo die Last Des Lebens ihre Brust zusammendrückte, Bis sie erstöhnte: »Komm, o Nacht! O Tod, Wälz diesen Stein mir weg!« – Denn schwerer als Zu sterben ist zu leben. Bleicher Nachtgeist, Den nur Vernichtung freut, du fühlst die Lust Und Zauberkraft des heiligen Willens nicht, Der mich durchglüht, das Leben zu umfassen. Stünd' hier an deiner Statt der Geist des Lebens – Den ich heut suchte; doch ich fand ihn nicht – Und böte mir ein Dasein, hier auf Erden, In dieser Hülle, das dir nie verfällt, Ich sagte. »Gib! ich will!« Ein stölzes Wort. Ein Manneswort. Gib acht; man kommt vielleicht Und nimmt dich, Mann, beim Wort. Doch anders etwa – 9. Auftritt Neunter Auftritt. Apelles, Pausanias; Zoe, Bürger, Weiber anfangs hinter der Scene. noch draußen, links. Laßt sie nicht länger reden! Fort mit ihr! draußen. Nein, sie soll reden! uns das Heil verkünden! – Laß dich nicht irren: sprich! Was für ein Lärm Und Streit – nach solchem Tag? draußen. Ihr Männer und Ihr Frauen von Palmyra – draußen. Nein, sie schweige! Fort aus Palmyra! Fort aus unsrer Stadt! draußen. Fort mit ihr! Fort mit ihr! Hinaus die Christin – Sonst steinigt, steinigt sie! Wir retten dich! Hierher! Hierher! Der zweite Bürger und andre eilen von links herbei, Zoe mit sich fortziehend; der erste Bürger und ein großer Haufe stürmen ihnen nach. Was gibt's? Wen hetzt ihr so Durch unsre Gassen? Hilf, Apelles, hilf! Hinweg mit ihr! – Ergreift sie! durcheinander. Weg mit ihr! Schlagt sie zu Boden! mit mächtiger Stimme. Halt! Der ist des Todes, Der sie noch anrührt! – Ich, Apelles, Sohn Des Hermes, sag' es! ich, der sie beschützt! Allgemeine Stille. Wer bist du, Mädchen? Heil dir, Trefflichster! Die Jungfrau hier – Sie selber frag' ich. – Rede. Wer und von wannen bist du? sanft, mit bescheidener Würde. Zoe heiß' ich, Und von Damaskus komm' ich, durch die Wüste Denn da der Geist mich antrieb – Welcher Geist? Der wilde Schwämergeist von Nazareth, Der unermüdlich durch die Länder wandert, Von Dorf zu Dorf, von Thür zu Thür die Lehre Von Sünd' und Not und Kreuzesopfer trägt Und alle die verdammt, die euch nicht glauben? Wir thun, was uns des heiligen Geistes Stimme In unsrer Brust gebietet. Heil empfingen wir, Um Heil zu predigen; nur Steine schweigen. Das bange Harren aller Kreatur Ersehnt die Offenbarung, dürstet nach Befreiung aus den Banden dieser Welt Und nach der Seligkeit der Kinder Gottes. Und wer sie bringen kann, der sollte zaudern, Weil's den da ärgert oder den? Wir hängen Hier in Palmyra an den alten Göttern Und rufen nicht nach euch. In allen Städten Des römischen Reiches habt ihr euch verbreitet, In unserm Wüstenland gedeiht ihr nicht. So bleibt denn draußen! Predigt, mehrt euch, wachst Wie Samenkörner – nur in unsern Mauern Laßt uns den Frieden und die alten Götter! So sag' auch ich – gebietend. Nur still! Wer ist Palmyra? Nicht bloß die Weisen, noch die Glücklichen; Auch Angst und Trübsal wohnt in eurer Stadt, Und Not der Seelen, die nach Balsam dürstet. Für diese komm' ich; so befiehlt der Herr mir. Willst du mir's wehren? Wunderliches Wesen: So jung und ernst; so schön und erdenfremd. Du, eine Jungfrau, solltest freien, denk' ich, Statt los und ledig durch die Welt zu pilgern – Es lebe jeder, denk' ich, wie er muß. Die freiet, sorgt, wie sie dem Mann gefalle; Die nicht freit, sorgt, wie sie sich heilige, Dem Himmel zu gefallen. Wenn der Herr mich Berufen, muß ich nicht? Ein Weib, ein schwaches – Nicht nur die Starken, Weisen sind berufen; Was schwach ist, klein und thöricht vor der Welt, Hat Gott erwählt, daß es zu Schanden mache, Was weis' und stark ist. Doch ich bitt' dich: ärgre Dich nicht an mir – stolz. Nicht ich. Wer bist du mir? Doch vor den andern hüte dich. Ihr seid Im Reich zu groß geworden, Volk und Kaiser Bedrohn euch, wenn ihr nicht verstummen lernt – Ich weiß: uns droht ein neues Blutgericht; Der Kaiser Diocletianus wird Das Schwert erheben gegen uns. Die Heiden Sind zornig worden, denn sie fürchten uns; – Wir fürchten nichts. Sie werden streiten mit Dem Lamm, doch wird das Lamm sie überwinden. Mit uns ist Gott! Wer bist du, so zu lästern? Landstreichrin! Dirne! Wahre deine Zunge! mit einem fragenden Blick auf Apelles. Hier dieser schützt mich – Ja; doch hüte dich. Such nicht, nach Christenart, in Trotz und Hoffart Den Leu'n zu reizen, der das Lamm zerreiße; Ruf nicht den Opfertod. Ein junges Lamm Ist leicht geopfert – Wohl! Das fürcht' ich nicht. Die Hand auf ihren Arm legend. Dies hier ist Staub. Die Kinder Gottes haben Ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod; Drum sind sie nun im Herrn! Unsinnig Mädchen! Wirfst du so leicht das sichre Leben hin Für das, was niemand kennt? die blühnde Jugend, Der Glieder Kraft und Schönheit, Aug' und Ohr Und Fühlen, Denken, Lieben für ein dunkel, Geträumt »Vielleicht«? Dir mag es dunkel sein, Mir nicht. Wendet sich von ihm. Ihr Fraun und Männer von Palmyra, Folgt mir und hört mich! Denn der Tag will kommen. Laßt ab vom Irrtum! Eure Götter sind Geträumte Bilder, Stein und Erz, nicht Leben, Nicht Kraft, nicht Liebe, Hoffnung, noch Erbarmen. Sie geben euch nicht Trost in eurem Leid, Sie opfern sich für eure Sünden nicht, In ewigem Tode lassen sie euch sterben – Genug der Lästrung! Schweig! Nein, rede, rede! Was baut ihr Tempel? Der die Welt gemacht, Wohnt nicht in Häusern, welche Hände machten. In euren goldnen Bildern wohnt er nicht, Die Götter heißen; sie sind Menschenwerk Und schmelzen hin wie ihr. Und fallen werden Die Tempel alle, die ihr baut – Genug! Beim Donnrer Zeus, genug! »Die Tempel fallen« – – Wer bist du, Unhold, so zu schmähn, was du Nicht Augen hast zu sehen und zu fassen? Der Tempel Herrlichkeit, der Bilder Pracht Und Kunst und Hoheit – Weg mit ihr! Was schreit Ihr Blindgebornen gegen Augenweide Und ruft! »Fall hin!« weil ihr's nicht schaffen könnt? – Hinweg mit euch, ihr Feinde dieser Welt! Blutscheue Lämmer, die dem Kaiser trotzen; Geschorne Bleichgesichter ohne Blut In ihren Adern, doch voll Gift – wie mit warnender Stimme. Apelles! Apelles! Weg mit dir! Palmyra braucht Nicht deinesgleichen! Weg aus diesen Mauern! Apelles selbst verdammt sie! Weg mit ihr! Fort aus Palmyra! Sie ergreifen sie. reißt sich los. Nein! Was that ich euch? Vor dem andrängenden Volk zurückweichend und die Stufen im Hintergrund ersteigend. Statt mich zu greifen, reinigt eure Hände, Ihr Sünder! Seid ihr rein? Ist nicht Palmyra, Auf das ihr stolz seid, aller Laster voll? Das Fleisch ist euer Gott, der Leib sein Tempel – Steinigt sie! einige. Steinigt sie! Was ruft ihr so, Weltgier im Herzen, Blutgier auf den Lippen? Ihr Gottvelaßnen – Wolken ohne Wasser, Vom Wind getrieben – durcheinander. Macht die Zunge still! – Sie soll nicht leben! Neues Volk erscheint oben rechts und links an den Kulissen, zum Teil mit Schwertern, Bogen und Pfeilen bewaffnet. fortfahrend. Wilde Meereswellen, Die ihre Schand' ausschäumen ... Darum rufen Die Engel Wehe, Wehe über euch! Fallen wird Babylon, Palmyra fallen – Werft Steine! Pfeile! Schwerter! in die Menge eindringend. Haltet ein! Nicht weiter! auch an und in den Kulissen. Sie muß sterben! Sie muß sterben! Sie heben Steine auf, werfen; Pfeile fliegen aus der Kulisse auf die Bühne. Der Herr – – Von einem Pfeil getroffen, seufzt sie auf. Mein Heiland! Bricht zusammen. Haltet ein! – Sie fällt! – Verruchte Mörder! wer hat sie getroffen? Drängt das Volk zurück, hebt Zoe vom Boden auf; sie hat die Augen geschlossen. Niemand berührt sie mehr! Führt sie, halb tragend, seinem Hause zu. Sie legt eine Hand aufs Herz, sinkt ihm aus den Armen. Ich sterbe; laß mich. Die Geistermusik aus dem ersten und zweiten Auftritt beginnt wieder; Zoe schlägt die Augen auf, sieht den neben ihr niederknieenden Apelles. Ihr Gesicht verändert den Ausdruck; mit großem, geisterhaftem Blicke. Du bist's. – Dich sah mein Traum. – Was schiltst du jene: Du gabst mich preis, drum haben sie's gethan. Doch straft dich Gott an dem, was du begehrst: Dich erhört der Herr des Lebens, Hält dich fest auf dieser Erde – sie fassungslos anstarrend. Wer bist du? – So erklang's aus jener Höhle – An de Stirn gezeichnet wirst du Wachen ohne Schlaf des Todes. Ich aber sterbe – Die Musik hört auf. Nein! Bist du ein Geist, So ist dies Blendwerk, und du kannst nicht sterben! den sterbend verklärten Blick gen Himmel richtend. Und eine Stimme ging vom Himmel aus, Die sprach: es ist geschehn. – Blutzeugen Gottes, Zum Martertode gingt ihr Psalmen singend; So sing' auch ich im Tod! Singt mit fester, dann ermattender Stimme. »Richte mich, Gott, Und führe meine Sache wider das Unheilige Volk – und rette mich« – Sie stirbt. Der zweite Bürger und einige mit ihm knieen neben ihr nieder, zum Teil weinend, zum Teil das Gesicht verhüllend. Apelles starrt, wie unfähig, es zu fassen, auf die Tote herab. Beim Zeus – Das ist der Tod! war inzwischen im Volk verschwunden, steht jetzt hinter Zoe. Er ist's. Auch du noch hier? Du hast nun, was du wolltest. Fahre wohl. Wendet sich zum Gehen. hinter der Scene. Platz dem Statthalter Publius Saturninus! Der Vorhang fällt. 2. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Timolaos, Sklaven die während dieses Auftritts ab und zu gehen und aus dem zweiten Gemach, dort rechts oder links verschwindend, Prunkgefäße und Blumen für die Tafel bringen; etwas später Longinus. Timolaos ist ein wenig im Bart und an den Schläfen ergraut, sonst nicht merklich gealtert Longinus aus einem Jüngling ein Mann geworden. zu einem der Sklaven. Blumen? So viel ihr könnt; nichts auf der Welt liebt sie so, wie Blumen, eure Herrin. Zu einem andern. Ueber dich freu' ich mich, Nassum. Sich treu bleiben ist eine große Tugend; du bist noch ebenso faul wie an dem Tag, als der Herr dich kaufte. Tummle dich ja nicht, schleich wie eine Schnecke; bleib dir treu, Nassum! Die andern Sklaven lachen miteinander. Longinus tritt ein von links. Wie gut es diesem Timolaos ansteht, bei seinem Apelles den Haushofmeister zu machen! Lustig, freundlich, unermüdlich, wie wenn es sein Beruf wäre – Da irrt deine Weisheit, Longinus. Wär's mein Beruf, wär' ich faul wie Nassum! Aber drei Dinge thu' ich gern und ohne Entgelt: trinken, aufgeblasene Hohlköpfe zusammendrücken und diesem Apelles eine Freude machen. – Geh nicht zu rasch, Nassum! Zumal seit voriger Woche – Warum seit voriger Woche? Heuchler! Seit Apelles aus Rom mit diesem Phönix da ist, mit de schönen Phöbe; – Septimius schwört, du seist in sie verliebt. Ich? Alle Welt – außer dir! Die Grauköpfe, die Strohköpfe und die Hohlköpfe – also ganz Palmyra. Man sagt, sie sei schön wie die Helena; ich find's nicht; aber wenn sie einen so über die runde Schulter mit den Gazellenaugen von der Seite anblickt – – Diesem Apelles muß auch alles glücken! Trinkt aus einem Becher, der vor ihm auf der Tafel steht. Die Tugendhaften, also die große Mehrzahl, verdrehen die Augen, daß Apelles so ein gottverlaßner Sünder ist, diese Phöbe, als wär' sie seine Frau, in sein Haus zu nehmen; aber sie thäten es alle, wenn sie sie haben könnten! Tritt vor Longinus hin. Auch die Philosophen! Du auch! ruhig. Ich wohl nicht. – Wo sind sie? Apelles und Phöbe? Mit Apulejus, dem Statthalter, ans Gebirg gefahren; zur Gräberstadt, glaub' ich. Phöbe lachte wie eine Taube, als sie in den Wagen stiegen; Meister Apelles war still und ernst, wie immer an diesem Tag – Was ist's für ein Tag? Er hat's nie vergessen: an dem sie vor so neunzehn, zwanzig Jahren hier vor seiner Thür der jungen Christin den Gefallen thaten, sie in den Himmel zu schicken. Trinkt wieder. Ja, wie das Rad der Zeit sich dreht! Damals wurde grade die Ausrottung der Christen ein sehr beliebtes Gespräch; dann kam die letzte gründliche und ausgiebige Verfolgung unter Diocletianus, die wie alle andern nichts nützte; und jetzt regiert uns vielleicht bald ein getaufter Kaiser, und so ein kleiner Uebertritt zum Christentum wird dann das Allerfeinste. Voran unser staatskluger Kopf, der allerpfiffigste Julius Aurelius Wahballath! lächelt. Bist du glücklich wieder bei ihm angelangt – nach einem Blick auf die Sklaven, leiser. Ich haß ihn, Longinus! Diesen kriechenden, hochfahrenden, schmeichelnden, grobschnauzigen, unergründlichen Allerweltsmann! – Der ein Freund des Apelles! Geht doch! Er hat an unsern guten Apelles eine Leiter angelegt und ist ihm so nach und nach auf den Kopf gestiegen und von da dann weiter; und jetzt regiert er Palmyra. Pfui über diese Welt! Trinkt wieder. Und da die Leiter noch stand, so ist der schöne Septimius Malku, der Feine, mit seinem Katzentritt ihm nachgestiegen; der sitzt nun oben auf seinen Geldsäcken, der reichste Mann von Palmyra, und macht so Septimius' freundlich herablassenden Gruß nachahmend. wenn er mich sieht. Wer ist Timolaos? Was ist aus Timolaos geworden? Nichts. Ein Mittrinker. Dem haben sie die Leiter weggezogen, der ist unten geblieben. Der hat Geist, aber kein Glück. Die anständigen Leute nennen ihn einen geistreichen, boshaften Trunkenbold; Trinkt. und es ist wahr, er trinkt auch. Und er wird auch noch trinken, wenn sich ihm eine gewisse kalte Hand an die Gurgel legt; – na, und dann wird's aus sein! – Auf die Thür links deutend. Warst du bei Bolana? Ja. Die Stimme dämpfend. Sprich leise. – Die ist nicht in eure Phöbe verliebt. Die alte Frau sitzt allein und seufzt: ihr Apelles, statt eine stille, ehrbare Frau zu nehmen, bringt aus dem großen Babylon Rom so einen Irrstern mit! Lächelnd. Ich hab' versucht, ihr Philosophie zu predigen – Bricht ab. Da kommen deine Freunde. sieht Septimius und Aurelius eintreten; leise. Der Sonnengott und der Mondgott von Palmyra ... Pfui! Trinkt. 2. Auftritt Zweiter Auftritt. Die Vorigen; Aurelius und Septimius treten im zweiten Gemach von rechts ein, langsam, im Gespräch. mit sehr gelichtetem Haarwuchs. Das ist ein großes Ziel, Septimius: Palmyra muß wieder die große Spinne im Netz werden, muß den ganzen Handel Asiens mit Europa wieder an sich reißen! Laßt mich nur machen, so wird's! etwas kühl, zurückhaltend. Beim Plutus, ich zweifle nicht. Wirst's machen. Mit deiner Hilfe – und zu deinem Vorteil. Mein Herz steht dir offen, weißt du – Ich hoffe, auch deine Hand! Sind in das vordere Gemach gekommen; Timolaos hat sich von Longinus entfernt, spricht mit einem Sklaven. Sei gegrüßt, Longinus! Was macht deine Hausfrau, die Philosophie? Sie hat mir geraten, noch eine zweite zu nehmen: ich werde heiraten. Die Priscilla? Recht so! Wir brauchen Menschen, Menschen! – – Apelles hat uns eingeladen, den Abend hier zu verbringen; Leise, voll Unmut. wenn nur nicht auch die Tarantel da wäre, dieser Timolaos. Er läßt niemand in Ruh mit seinen Stachelreden – außer dich und Apelles. Dieser verkommene Schöngeist hat eine ganz verwünschte, nichtswürdige Art, sich einem anzuhängen: zuerst seift er seinen Mann mit faustdicken Schmeicheleien ein, dann kratzt er ihm mit seinem stumpfen Witz die ganze Haut herunter. Es ist eine unbegreifliche Schwäche unseres Apelles, diese zudringliche Nessel zu beschützen – lächelnd. Sonst hättest du sie schon ausgereutet; das weiß ich! Septimius hat mittlerweile die Prunkgefäße und Blumen betrachtet setzt sich jetzt an einem Ende der Tafel nieder, halblaut ein Liedchen trällernd. zu den Sklaven. Nun, was steht ihr da? Wein her, Wein, für den Krösus von Palmyra, unsern allergoldigsten Septimius Malku! Die Sklaven eilen, Septimius zu bedienen. Brich dir den Hals nicht, Nassum! Setzt sich mit seinem wieder gefüllten Becher neben Septimius. Ich bin entzückt, dich so wohl zu sehn, Septimius. kühl. Du irrst. Ich habe Kopfweh. Kopfweh? Dann ist Kopfweh ein Schönheitsmittel, denn ich glaube, du hast nie so – wie soll ich sagen – so verklärt, so adonismäßig ausgesehn. Wenn Phöbe dich so sieht, dann ist sie verloren – lebhaft. Meinst du? Mißtrauisch. Du meinst es nicht so. Weil ich zuweilen schnöde Witze mache? Jetzt spricht der da aus mir Hebt seinen Becher. der bekanntlich die Wahrheit sagt. – Warum deine Haut gar nicht älter wird, das begreif' ich nicht! leise zu Aurelius. Schau! Jetzt bearbeitet er gar den Septimius – herzlich lächelnd. Ich hör's. Aber nur zu! Der Septimius wird neuerdings zu hochfahrend, zu spröde; dem wird das Schermesser des Timolaos gut thun. Ja, nur zu, nur zu! Eigentlich sollte man weinen, Septimius, über die schnöde Ungerechtigkeit der Götter, daß der schönste Mann auch der reichste ist Septimius lächelt zufrieden. Bei Damaskus haben sie einen Fluß, den sie den »Goldfluß« nennen; der stürzt aus den Schluchten des Antilibanon herunter, strömt dann in sieben Armen durch die gewaltige Stadt – Ich weiß – Und all ihre Götterpracht, all ihre Herrlichkeit verdankt sie nur diesem Gewässer. So sollten wir dich den Goldfluß von Palmyra nennen; denn was wären wir ohne dich? sehr geschmeichelt. Beim Plutus, das ist eine witzige Übertreibung. Beim Plutus, das ist ein Witz, den das Schicksal machte. Es hat dir das Geheimnis anvertraut, unsern Wüstensand in Gold zu verwandeln. Meine Hochachtung, Septimius! Trinkt ihm zu. Auf die Gesundheit deines witzigen Kopfes! Trinkt ihm zu. Ich muß ein wenig Witz haben, weil ich häßlich und arm bin; – du hast das nicht nötig! leise zu Longinus, heiter. Ich fürchte, nun kommt's! sehr gemütlich beginnend. Was für eine leichtsinnige Verschwendung wäre das, bei Schönheit und Reichtum auch noch Geist zu haben; ein so großer Mann wie du gibt sich damit nicht ab. Man sagt, du bist in jedes hübsche Weibsbild verliebt; nun, wie soll dir eine widerstehn? Wärst du ihr nicht schön genug, so zeigst du ihr den Goldfluß; hätte sie kein Herz für dein Gold, so zeigst du ihr dein schönes Gesicht. Was geht es sie an, daß du deine Haut pflegst wie eine alte Buhlschwester, oder daß deine Hand in jedem Schlamm gesteckt hat, um das Gold zu fischen? Du hast's. Ich war der Dummkopf, den Schlamm für unrein zu halten, und bin mit Recht ein armer Tölpel ge blieben – ist aufgestanden, eine Weile stumm vor Ueberraschung und Zorn; wirft jetzt seinen Becher um. Beim Donnrer! nun ist's genug! blickt auf den Tisch und in den Becher hinein. Es war nichts mehr drin. Wär' sonst auch schade um den Wein gewesen – 3. Auftritt Dritter Auftritt. Die Vorigen; Apelles, Phöbe treten aus dem zweiten Gemach von rechts ein; Apelles wenig gealtert, reicher als im ersten Aufzug gekleidet; Phöbe in prächtiger römischer Gewandung. Sie wird von derselben Schauspielerin gespielt, die Zoe spielte; aber durch Kleidung, Anordnung des Haars und jugendlich weltlichen Ausdruck ihr so unähnlich wie möglich. Wie! Ist hier Krieg? – Was gibt's? Septimius finster? O pfui – Erheitre dein Gesicht! Hier dieser Streitsüchtige – Still! Ich will von Streit nichts hören, – Dein holdes Antlitz nicht verfinstert sehn. Gleich lächle wieder: sonst zeig' ich noch heut Palmyra meinen Rücken und entfliehe Nach meinem Rom! Nimm's ernst, Septimius: Denn Phöbe nimmt es ernst. Seit einer Stunde Schwatzt sie von Rom nur, sehnt sich an den Tiber, Schilt auf Palmyra wie aufs Schattenland Und nennt uns alle toll! Ihr seid es auch. Hier soll der Schakal hausen, nicht der Mensch; Hier, wo Palmyra wie ein grünes Pünktlein Im gelben Sandmeer liegt, die Berge kahl Und öd sind wie der ewig leere Himmel. Zeig mir doch Schönes, mein Apelles, sag' ich, Ein Stückchen Paradies; hier sterb' ich sonst! Was thut er? In die Bergschlucht führt er mich, Wo wie versteinte Riesen, plump und düster, Die Gräbertürme stehn; die Totenstadt Der Palmyrener! Das ist euer Schönstes, Die Weide eurer Augen! – O mein Rom! O Bajae! O ich Närrin! etwas gereizt. Ja, im Urteil. Lern erst den Zauber dieser Wüste kennen, Drin wie ein Schmuckkästlein Palmyra ruht – legt ihm voll Anmut ihre Hand auf den Mund. Still! Nicht so ernst. Was bliebst du nicht in Rom? Ein Jahr – kein Jahr noch – warst du dort; sie schätzten Den »Meister von Palmyra«, der die Tempel Und Säulenstraßen baute, liebten dich Und sagten: bleib! – Was gehst du nicht zurück? Was klebst du hier am Sand? Palmyra lieb' ich Und meine Mutter. Sie mit Zärtlichkeit umschlingend. Frag nicht mehr. Zum Wein! Was stehn wir noch? – Hier sitz als Königin; Und diese Krone, die dem »Wüstensand« Entstammt, setz auf die launenreiche Stirn. Nimmt einen Rosenkranz von der Tafel, drückt ihn ihr auf die Locken. Sie setzen sich um den Tisch; die Sklaven bedienen sie. Bekränzt euch alle! Trinkt! Ich thu's voran. Zu den Sklaven. Doch weg die Speisen! Muß ich essen sehn, So seh' ich, daß wir Tiere sind; wir wollen Wie Menschen heut, wie Götter uns gebärden. Wohl jeder aß schon; Lächelnd. Wen noch hungert, nehme Die edlen Früchte dort, die duften süß Und könnten auch die Göttertafel schmücken. Die Speisen fort! – Die Sklaven auch! Ein jeder Bedient sich selbst; so will es das Gesetz Der großen Circe! Welche Circe meinst du? Mich hieß man so in Rom: die »Zauberin«; – Doch all mein Zauber war mein lust'ger Frohsinn – Und soll's auch heute sein. Zu den Sklaven, kindlich übermütig. Hinaus mit euch! Apelles winkt den Sklaven, sie verschwinden im zweiten Gemach nach rechts und links. Wir sind im Zauberland; mein Reich beginnt! Sie zieht aus einem Gefäß mit Blumen und Pflanzen, das vor ihr steht, einen Palmzweig heraus, hebt ihn wie ein Zepter. So muß man fürchten, schöne Circe, du Verwandelst uns – In Tiere! Freilich, wen Der Stab berührt, dem gibt er andern Namen; – Zunächst dem ernsten Philosophen, der Nur denkt, nicht spricht. Zu Longinus. Wie nenn' ich dich? Ernenn ihn Zum Pelikan, dem Urbild aller Denker, Dem gravitätischen Grübler! lacht. Gut. Berührt Longinus mit der Palme. So fühl dich Als Pelikan, und sei des Vorbilds würdig! Und ich , Gebiet'rin? Welches Tier verdient Dich zum Gefährten? Nur das schönste aller, Das edle Roß! Berührt ihn. Und ich? Mein Wüstenlöwe Bist du; mein oft nicht sanfter Herr und König, Vor dem ich zittre. Berührt seine Hand, die sie dann küßt. Zu Aurelius. Doch wie nenn' ich dich, Den weisen Mann des Staats? – Die Adler blicken Auch so von oben – sie unterbrechend. Nein, zum Storch ernenn ihn, Dem Herrn im Froschteich! Wer ist klüger als Der sinnige Storch? Auf einem Beine stehend Erwägt er: wie wird's enden? Wird Maxentius, Der Heide, siegen, oder Konstantin, Der Christenfreund? Wenn dieser, werd' ich Christ; Wenn jener, bleib' ich Heide! Apelles lacht. steht zornig auf. Nessel du! Willst du mich brennen? mich? den Herrn der Stadt? – Und du, Apelles, duldest, daß dies Unkraut In deinem Haus mich höhnt? O Zeus! So zornig – Mein Langmut ist erschöpft. Wir heißen Freunde Seit ungezählten Jahren, er und ich, – Apelles mein' ich; ihm die Leiten hielt ich Zu allen Ehren, half zu seinen Ruhm, Bedeckt' auch mit dem Mantel meines Ansehns, Was nicht im Recht war. Nun? wie dankt er's? Diese Tarantel hält er sich, um uns zu stechen – Auch mich, den Herrn, Aurelius Wahballath – Und nickt dazu und lacht! hat sich erhoben; kämpft mit seiner Erregung. Du sprichst wohl irre, Aurelius Wahballath. Frei war immer Das Wort in meinem Haus, und Witz belach' ich; Doch gift'ge Bosheit war hier nie gebrütet. Du hieltest mir die Leiter? Was! Du mir? Ist dein Gedächtnis trunken? – Du bemänteltest, »Was nicht im Recht war« – – Was war nicht im Recht? Beim höchsten Zeus, was nicht? Ich bitt' dich, laß uns Nicht hier – – Was sonst? Hier siehst du Ehrenmänner; Was du nicht überall siehst. Sprich! Was that ich Jemals, das unrecht war? Nicht unecht – Doch Nicht recht. Beim Höllenhund! nun sag es, oder Ich reiß dir's aus der Kehle! Du bist rasend. Von jenen Geldern sprach ich, die du mehr Verbautest, als bestimmt war; erst beim Tempel Der Glückesgöttin dort vor deiner Thür, Dann bei der Säulenhalle – Wie! Zuletzt Bei den sechs Türmen, die den Wall verstärken – Wer schilt mir meine Werke? Sie sind gut Und schmücken euch die Stadt! Und kosteten Ein Fünfteil mehr, als du versprachst – Doch sind sie Ein Dritteil besser, schöner; ich gewann Nicht einen Heller mehr, als mir gebührte. Was schwiegst du damals? Warum zogst du nicht Die Stirne kraus, wie jetzt, und klagtest mich Vor Rat und Volk der Geldverschleudrung an? Weil ich dein Freund war. Rat und Volk, sie hätten Dich arg bedrängt, gemurrt, gezürnt, wohl gar Gerufen: »zahle du, was drüber ist, Wir sind's nicht schuldig!« Darum schloß ich schweigend Die Rechnung ab, den Meister nicht zu kränken, Und nahm's von anderm, das zu Handen war, Und sparte dort, was hier gebrach. So war ich Dein Freund – Auf Septimius deutend. Und der mit mir – Dann thatst du unrecht, Und ich verklage dich! Erschleichen will ich Nicht einen Heller mir; auch bettl' ich nicht Um Gnade, nicht bei dir, noch bei Palmyra. Gib deine falsche Rechnung her! Ich zahle Dies Fünfteil, meine Schuld! Bist du von Sinnen? Du wirst zum Bettler – Lieber Bettler werden, Als euer Schuldner sein und euresgleichen! – Ich sah schon manches, das mich wurmte; sah Die neue Freiheit oft in eurer Hand Zum alten Mißbrauch werden, sah, wie klug du Das Zepter führtest; schwieg nach meiner Art, Weil alte Freundschaft gen geduldig ist Und ich bedenke: fehlbar sind wir alle! Doch mit dir klug und falsch sein? schmutz'ge Gnade Aus deinen Händen nehmen? Lieber mit Der Schlange kriechen und beim Schakal betteln: Gib her die Rechnung! Was Apelles schuldet, Das soll er zahlen. Haus und Hof fahr' hin, Der letzte Deut im Säckel, kann ich dann Nur sagen: Geh! Die Hand ist rein, sie nahm Aus deiner nichts und hat dir nichts zu danken! O Zeus! Du wirst nicht – Laß! Mein Wort ist Stein. Zu Aurelius. Du wirst mir senden, und ich werde zahlen. Wie du begehrst. Wen Zeus verderben will – – Doch nein, ich will nicht schmähn wie du. Dir bleibe Das letzte Wort; sonst, denk' ich, bleibt dir nichts. Ich werde senden, und dein Stolz wird zahlen. Fahr wohl! Geht nach hinten ab. zu Longinus, leise, ganz verstört. Der Mann ist toll! leise. Doch weise. Weh mir! Was ist dies alles? – Mein Apelles! Komm! Ruf ihn zurück – Laß mich Vernunft dir – verfinstert, rauh. Still! Du weißt nicht, was du sprichst! Geht nach links zur Thür. Wohin? Zur Mutter, Ihr dies zu sagen, eh' es andre thun. – Die Lust ist doch gestört; verlaßt mich, bitt' ich. Lebt wohl bis morgen! drückt ihm die Hand. Gute Nacht! Apelles links ab. Longinus, Ich bin verstört, – bekümmert. Gehn wir jetzt. Winkt dem Timolaos; dieser folgt ihm zögernd. im Gehn, leise. Ein edler Mann; doch toll! ebenso, mit feinem Lächeln. So toll wie edel. Ein Ding, zwei Worte. Komm! Beide nach hinten ab. hält Septimius zurück, der gleichfalls gehen will. Nein, bleib du noch. Verlaß mich nicht, Septimius. All ihr Götter, Was für ein Blitz vom Himmel! Ich beklag' ihn, Den närrischen Freund Apelles. – Doch vor allem Beklag' ich dich. So hilf! zuckt die Achseln. Du hast gehört, Ob ihm zu helfen ist. Er stieß dich fort – Dein schönes Auge schwimmt noch jetzt in Thränen. O wie er rauh war! – – Alles, alles hin? Gewiß. Er galt für reich – Er ist's gewesen. Ein Fünfteil all der Gelder! Bettelarm? Nun, arm, wenn auch nicht Bettler. – Und verfeindet Mit dem, der alle Macht hat, ihm zu schaden. Kann man so sinnlos stolz sein? – O Apelles, Apelles! Geht nach links gegen die Thür. Nein, er stieße mich zurück. – Er läßt mich stehn. Er weiß nicht, daß ich lebe. Und arm – ihr Götter! Armut ist der Tod! So laßt mich sterben, gleich auf dieser Stelle! Wirft sich auf einen Stuhl, weint, bedeckt das Gesicht mit den Händen. mit immer gedämpfter Stimme. Ich bitt' dich, weine nicht. Ich kann's nicht hören, Es quält mich, hier im Herzen. Wär' ich nicht Apelles' Freund, so läg' ich dir zu Füßen, Zu sagen, was ich fühle; denn der Gott Mit Pfeil und Bogen hat mir's angethan, Und wehrlos leid' ich. Doch dem Freund zu lieb' – Obwohl er schwer mich kränkte – muß ich schweigen. Nur weine nicht! Dann steigt das Herz empor Und legt sich auf die Zunge! O Apelles! – Und o mein Rom! Riefst du nur »Rom« und nicht Zugleich »Apelles«, wüßt' ich dir zu helfen Und wagte wohl ein Wort. Dann sagt' ich dir: Was willst du in Palmyra noch? verbannt In diese Wüste, die dein Auge peinigt, Dein Herz mit Heimweh füllt; wo Feinde herrschen, Ins Haus die Sorge tritt, vielleicht der Perser Bald wieder Krieg und Not bringt – denn er lernt Das Friedenhalten nicht. Drum denk' ich auch Dies Land mit meinen Schätzen zu verlassen Und in dein fernes Paradies zu ziehn, Zur Stadt der Städte: Rom! Sie hebt überrascht den Kopf, blickt ihn schweigend an. Wenn du mir folgtest, So zög' ich gleich. Schon morgen; diese Nacht; Sobald du sagtest: gehn wir! nach kurzem Schweigen. Du bist schlecht, Und denkst auch schlecht von mir, um so zu reden. behutsam. Vergib. Ich meint' es gut. Ich sagte nicht, Daß dich mein Herz begehrt; das schweigt und stirbt. Ich denke nur: was wird aus dir? Du bist Für Rosen, Perlen, Gold und Glück geschaffen; So wie die Rebe nicht im Sand gedeiht, Wirst du in Armut welken und vergehn. Was bist du dem Apelles dann? Er liebte Dich, weil du sangst und Glück und Wonne strahltest Und lachtest; wenn du weinen wirst und welken, Wird er zu andern gehn. Wart nicht so lang; Geh du zu andern – Sie fährt auf, blickt ihn unwillig an. Septimius rasch. Nicht zu mir. Ich schwieg Von meinem Herren, und ich werde schweigen. Nur wenn du selbst mir sagtest: laß es reden, So legt' ich alles vor dich – hin mich selbst Und was ich habe – und als Kaiserin Von dem, was mein ist, solltest du gebieten. Doch davon sprech' ich nicht. Als Führer nur Würd' ich nach Rom dich bringen, dich zu retten Zu jeder Stunde komm' ich, wann du rufst; So treu ergeben, wie kein Mann auf Erden, Doch wunschlos, willenlos – 4. Auftritt Vierter Auftritt. Phöbe, Septimius; Apelles ist links in die Thür getreten, den Vorhang öffnend, hat eine Weile, vor Ueberraschung schweigend und horchend, sich nicht gerührt; tritt nun vor. mit noch verhaltenem Grimm. So spricht Septimius – Und so hört Phöbe zu und schweigt. Phöbe fährt empor. Bleib sitzen, Und hör doch weiter! Bis es sagen wird: Verrat ist heilig, Untreu' Tugend, und Apelles nur ein Bettler! Heilige Götter! – O hör mich an, Apelles – Ja, das will ich; Doch nicht vor dem da. Zu Septimius. Warte, bis sie ruft; Dann komme, sie zu retten. Da Septimius reden will. Sprichst du noch, Mann, so vegess' ich, daß du treu und redlich Und mir der Freund de Freunde bist, und würg' dich Wie einen Perserhund! – Geh stumm hinaus; Dann schreib ihr, was du denkst! Septimius tritt dem Apelles näher, um zu reden; auf eine flehende Gebärde Phöbes wendet er sich schweigend, geht rechts ab. Nun hör' ich dich. Schamlose Circe! die mein Herz mir abnahm Und in ein girrendes Taubenherz verhexte, Das, dich umflatternd, dir am Fingen hing Und jeden Tropfen seines warmen Bluts Auf deine kleine, kühle Hand verspitzte – Ziehst du die Hand nun fort? weil in den Tropfen Kein rotes Gold mehr fließt, nur schnödes Blut? Weil ich nun nichts mehr bin, als dieser Kopf Und dieser Arm, um mir im Tagewerk Das Leben und die Ehre zu verdienen? Was Ehre? Was ist meine Ehre dir? Was bin ich dir? Ein Bild aus Wüstensand, Das dir gefiel, weil es vergoldet war; Weg die Vergoldung, und ich bin nur Staub, Den du hinweg von deinen Füßen schüttelst, Den Mann von Gold zu suchen! Hast du nun Genug gescholten? kannst du mich nun hören? – Apelles! Bär du! Was hab' ich gethan? Ward ich dir untreu? Wenn du von mir gehst, Ich hier allein im Jammer um dich weine, Weil du so edel bist, ein Thor zu sein, Und ich verzage, hilflos, – und mein Ohr sich Dem Tröster hingibt, der mich stärken will – Ist das schon Sünde? Wenn Verführung tröstet – – O Weib! O Weib! Er sprach in Ehren – Meinst du! Unschuldige Kreatur! – – Nach Rom! – Zieh hin Mit deinem Mann von Gold! Du Lustgestalt Aus Dunst und Schaum und Flattergeistern, klammre Dich an das feste Gold; umschling es, Spinnweb, Und laß dich retten, eh' die Stürme kommen! Fahr wohl, fahr wohl! Nimm meinen Segen mit, Das Letzte, was ich habe: Haß, aus Liebe Gegoren, Neue, Mitleid und Verachtung! Wie wild du schelten kannst. Ich zittre, bebe – Doch kann ich dir nicht gram sein. Vor ihm niedersinkend. Schlage mich, Wenn ich's verdiene! – Schlag nur, ich verdien's; Ich hörte: Rom, und dachte: flieh nach Rom! Für dich zu sterben hätt' ich Mut; doch ach, Der Mutter Blut in mir erbangt vorm Leben, Sobald 's die Stirne runzelt. O Apelles, Was für ein Kind du liebst! Ich lieb' dich nicht mehr. Steh auf! Du liebst mich noch. Du zitterst, und Die rauhe Stimme kämpft mit deinen Thränen. Ihn auf einen Sessel niederziehend, während sie auf den Knieen bleibt. Sitzt nieder. So. Ich küsse deine Hände Und deine Kniee – du mein Jupiter. Nein, du mein Wüstenlöwe, wild und grausam; Wie du mich schalt'st – Belog ich dich? In Rom, Dich küssend, sagt' ich: ich bin wankelmütig; Frei muß ich bleiben und ein Tag wird kommen, Wo dir dein Glück entflattert! – Wär' er nun Gekommen – Er will aufstehen; sie hält ihn fest, küßt wieder seine Hände. Nein, er kam noch nicht! – – Doch sag mir: Was bin ich dir? Die Fessel jetzt, die Sorge; Nicht mehr dein Vogel, der dein Glück dir sang. Und deine Mutter haßt mich – Da er eine Bewegung macht. Still! Ich will Die alte Frau, die du so liebst, nicht schelten. Doch – warum hier? im heißen Wüstenwind, Der mich ermattet, mir die Augen zudrückt – Jetzt eben, siehst du ... Gehn wir! Bring mich heim Nach Rom! Ihn umfassend. Nach Rom! schüttelt den Kopf. Hier wurzl' ich, – und die Mutter. – Ward dir's genug, so geh! Steht auf, geht von ihr hinweg. erhebt sich. Schon wieder rauh; Die Löwenstimme. – Wohl, so bleiben wir; – Doch dann in Fried' und Eintracht. Folgt ihm, drückt ihn sanft auf ein rechts stehendes Ruhelager nieder, setzt sich neben ihn. Lächle, Mann! Ich bin nun, wie ich bin. Was willst du? Jung noch, Doch früh gereift; und früh gewöhnt, als Falter Nach Glück zu flattern, und den kriechenden Wurm, Der Sorge heißt, zu fürchten und zu hassen. Und drum – – doch bin ich müd – – doch noch ein Wort! Gut war ich, ernst, wie ihr; geschaffen für Gedanken, Tugend, Weisheit, – was du willst. In meinem Kinderherzen rührten sich Wohl heilige Gefühle – seltsam, heimlich, Gleichwie ein Erbteil aus vergangnem Leben – – In Worte fass' ich's nicht. Doch Zögernd. Mutterblut, Beispiel, Verlockung – – Küsse mich, vergib mir, Daß ich nun diese Phöbe bin; nur diese! küßt sie. Die eben lieb' ich – wenn ich gleich nicht will. – Doch deine Augen fallen zu, wie Kelche Von Winden, wenn die Sonne glüht. sinkt an seine Brust. Sie glühte Heut allzu heiß. – Und wie die Kinder bin ich: Wenn sie sich satt geweint, so schlafen sie. Laß mich hier schlummern: – so! sie betrachtend, nach einer Weile. Sie schläft schon ein. – Ja, wie die Kinder! Vor der Sorge flüchtend Ins Land der Träume, liegt sie da; ihr Atem Sanft wie ein Flüsterwind, die junge Haut Wie Holz der Zeder duftend ... Doch so still Und ernst, im Schlaf versteinert, gleicht sie seltsam Der Christin aus Damaskus. – Rätselvoll, Unfaßbar, daß sich so verschiedne gleichen: Der Tag der Nacht, Leichtsinn der Heiligkeit, Weltlust dem Opfertod! – – Doch als sie starb, Die Christin, und mit Geisterblick mir zurief: »Und wachen wirst du ohne Schlaf des Todes« – Sprach das der Geist des Lebens, den ich rief? Und warum mahnt mich diese Schläfrin, die Mein Herz berauscht, an jenes Kind des Todes? Als wär's derselbe Geist in beiden Formen? – – Die Mutter kommt. 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Apelles, Phöbe schlafend; Bolana von links; sehr gealtert, ergraut; in sanfter Traurigkeit und fast schüchtern eintretend. da Apelles aufstehn will. Bleib; wecke sie nicht auf. Mit kaum bemerkbarer Bitterkeit. Wozu sie stören um der Alten willen. Ich rede leise. Doch mich drängt es, Kind, Dir eins zu sagen, das mir gleich nicht einfiel, Als deine böse Nachricht mich erschreckte – die Stimme dämpfend, wie sie. Was ist's? Ich hab' ein Gütchen noch im Thal Des Libanon, bei Heliopolis. Gar guter Boden. Das vekaufen wir: So zahlt es doch ein Teilchen deiner Schuld! gerührt lächelnd. Ich dich berauben? Lieber stürb' ich, Mutter. Nein, davon sprich nicht mehr! O Kind! du nahmst Schon manches von mir an – und nahmst es willig. Mit einem unsichern Blick auf Phöbe. Nahrung und Liebe, mein' ich – denn von meinen Gedanken nahm dein eigenwilliger Geist Schon lange nichts mehr an. Ergeben. Doch wie du willst. Seufzend. Dn weißt es besser! freundlich lächelnd. Laß; ich komm' zu dir. Steht vorsichtig und leise auf, Phöbes Kopf von sich weg auf die Polster legend; geht dann zu Bolana. Sie schläft in Frieden weiter. – Mütterlein! Ich wollte gern von Herzen dir gefallen In allem, was ich thu' und bin. Doch tief Im Innern herrschen feurige Gewalten, Und Schönheitshunger, und des Herzens Rätsel, Die ziehn uns, wie des Wandrers Heimweh, wachsend Allmächtig mit sich fort! eine Hand am Herzen doch sich bezwingend. Du sagst es, Kind; Drum wird es wohl so sein. – – So geh' ich wieder. Für sich. O Zeus! Ein Wort noch. Mutter – du bist bleich. Kind, ich bin alt. Und traurig. schüttelt den Kopf. Nicht so sehr. Und wollt' ich sagen, Kind, warum ich's bin, So würd'st du schelten. lächelnd. Nicht so sehr. – Was drückt dich? sich ein Herz fassend. Da liegt's und schläft. – – Der Chryse Tochter, dacht' ich, Sollt' hier als Hausfrau schalten; Kind, die wär's Das leuchtete mir so als Stern der Hoffnung An meinem Abend. – Doch dich ziehn die starken Gewalten mit sich fort. – Ich geh'! Geht zu ihrer Thür. erschreckt. Du schwankst ja – Nicht daß ich wüßte. Nur – – O Zeus! Sie sinkt wie ohnmächtig hin; Apelles fängt sie in seinen Armen auf. Was ist dir? O Mutter! Mutter! Sie kommt ein wenig zu sich; deutet mit schwacher Gebärde nach ihrer Thür. Komm, ich führe dich. – Die Thür geht auf. Wer ist's? 6. Auftritt Sechster Auftritt. Die Vorigen; Pausanias tritt links aus der Thür hervor, in griechischer Kleidung, bleich. Der Arzt. So hilf mir. Gib ihr den Arm – Plötzlich erschreckend. Nein! Tritt nicht näher! Ich Erkenne dich. Du Schreckbild der Vernichtung, Vermummt in diese Hülle, die mich täuschte – Seit jener Stunde sah ich dich nicht wieder. Was willst du heut bei mir? Pausanias blickt stumm auf Bolana. Apelles entsetzt. Die Mutter? Still; Du weckst die Schläf'rin dort – Dein Arm erzittert, Die alte Frau wird fallen. ermannt sich, drückt Bolana, die noch immer die Augen schließt, fester an seine Brust. Nein! dir trotz' ich; Dir ring' ich sie noch ab, du Feind der Menschen. Rühr sie nicht an! Es braucht's nicht. Innen nagen Die »schwarzen Mäuse«, die du kennst. erschüttert. Dann Fluch dir, Du schadenfroher Geist! – – Ich jage sie Hinweg – und dich mit ihnen. Stark ist auch Des Menschen Wille! – – Sie erwacht. O Mutter! Sie streichelnd. Komm, komm! Ich führe dich! mit schwacher Stimme. Kind! Mein Apelles! Ja, dein Apelles. Zu Pausanias, mit leiser, doch fester Stimme. Weg von dieser Thür! Der Arzt bin ich – nicht du! Zu Bolana, zärtlich. Tritt auf! Ich führ' dich. Mit Bolana links ab. Pausanias bleibt stehen, den Blick auf die Thür gerichtet. Phöbe, die sich schon regte, erwacht. 7. Auftritt Siebenter Auftritt. Phöbe, Pausanias; ein Sklave des Apelles. blickt umher. Wo bin ich? – Hier. – Apelles fort. – Wer steht dort? Ein Sklave, aus dem zweiten Gemach von rechts gekommen, tritt zu Phöbe, eine versiegelte Rolle in der Hand. Was bringst du, Lydus? Dieses Schreiben, Herrin, Ein Sklave bracht's. Für dich. nimmt die Rolle. Leiser. Wer ist der Mann, Der blasse dort? blickt flüchtig hin. Der Arzt. – Er geht. Pausanias geht langsam ins zweite Gemach, wo er links verschwindet. Du auch. Der Sklave ab. Phöbe öffnet die Rolle. Wer schickt mir diesen Brief? Überrascht. Septimius! Liest. »Septimius seiner Herrin Phöbe Gruß und Unterwerfung! – Die Götter fügen es so, daß ich noch heute nacht die Reise antrete nach dem ersehnten Rom. Unsre alte Freundschaft hat Apelles zerrissen; die Ehre gebietet mir jetzt nicht minder als das Mitleid, dir noch einmal die Hilfe anzubieten, die dich aus einem deiner unwürdigen Sorgenmeer errettet. Der dir dies schreibt, begehrt nichts, weder Dank noch andres, nur den nichtsbedeutenden Schimmer eine fernen Hoffnung. Fünf Schritte von dir ist mein Haus; dort erwarte ich dich oder deine Botschaft.« 8. Auftritt Achter Auftritt. Phöbe; Longinus von hinten rechts; in Erregung, die er zu bemeistern sucht. Es dunkelt. Wo ist Apelles? Phöbe bemerkt ihn nicht, starrt vor sich hin. Du nur hier. – Vergib: Warum so tief versonnen? blickt ihn an. Warum du So finster? und bewegt? Um deinetwillen. Wo ist Apelles? steht auf. Sprich. Um meinetwillen? Was ist geschehn? Es möchte nur geschehn. Laß mich's Apelles sagen – tritt zu ihm. Nein! Mir selbst. Was mir gilt, sage mir! Aurelius droht – Der edle Mann, ganz Wut und Haß – Was droht er? Als Pfleger dieser Stadt und ihrer Sitte Vom hohen Rat zu fordern daß ein Beispiel Gegeben werde – erzittert. Sprich! Sie sollen aus Palmyras Mauern dich verbannen, droht er; Den Mann der Tugend kränkt dies Aergernis! – Doch fürchte nichts. Apelles gilt's; doch der – – Was thust du? Wohin willst du? Ich? – Wohin? – Was that ich? Das frag' ich . Du gingst umher; – Nun thun's die Augen. Hast du Furcht? worte suchend. Für ihn; – Ja, für Apelles. Für sich. All ihr Götter! Helft mir! Ist dies ein Zeichen? Soll ich gehn? So sagt es Und endet all die Not! Was hast du da, Das deine Hand zerdrückt? blickt auf die Rolle; für sich. Septimius' Brief. – Das ist das Zeichen, daß er danach fragte. Die Götter wollen's – ich soll fort! – Apelles! Ich dich verlassen! Doch die Götter wollen's; Wenn auch mein Herz sich wehrt. – O kämst du jetzt – – Doch nein; komm nicht! komm nicht! Ich soll hinweg; Drum ohne Abschied; Abschied wäre Sterben! für sich. Was gärt in ihr, daß sie nicht hört und sieht? – Sie seufzt. für sich. Fahr wohl, fahr wohl! – Mein Herz ist traurig – Und flüchtet doch in feiger Angst hinweg. Fahr wohl; vergib mir! Geht, unsicher schwankend, nach hinten. 9. Auftritt Neunter Auftritt. Longinus, Phöbe; Pausanias tritt wieder auf, wo er abgegangen, bleibt zwischen den Säulen stehn. Fort? Wohin? mit gebrochener Stimme. Ich weiß nicht. – Sag dem Apelles – Ihr Bewußtsein vergeht, sie droht zu sinken. Pausanias fängt sie auf; der Brief fällt ihr aus der Hand, dann durchläuft sie ein Schauder. Angstvoll die Augen öffnend. Wer bist du? Ruhiger. Der Arzt. – Ich danke dir. Sucht zu lächeln. Ich lebe. Laß mich gehn. Löst sich aus seinen Armen. Zu Longinus. Sag dem Apelles – – Nein. – Ich komme wieder. Für sich. Apelles, gute Nacht! Schwankt hinaus, hinten rechts ab. Pausanias hebt den Brief vom Boden auf. für sich. Du kommst nicht wieder. Was ist der Phöbe? Wohin will sie gehn? 10. Auftritt Zehnter Auftritt. Longinus, Pausanias; Apelles von links. nach links zurückblickend, erleichtert. Nun schläft sie, friedlich. Tritt vor, sieht Pausanias. Zusammenschreckend. Du noch hier? Du wartest? – Und wo blieb Phöbe? hinausdeutend. Fort. – Um diesen Preis Kannst du die alte Frau da drin behalten. Hält ihm den Brief hin. Apelles nimmt, blickt hinein; der Brief zittert in seiner Hand. schreit auf. Fort mit Septimius! nickt. Fort. Was ist geschehn? Freust du dich, Unhold? – Mir entflohn! Mich feig Verlassen! treulos! – – Mit bebender Stimme. Doch mein Leben fort, Mein Glück, mein Rausch! – Mein Licht- und Musenkind – Ihr Weinen war Gesang, ihr Lachen Wonne; Ihr Geist so hold, ihr Herz für jede Güte Geschaffen – – nur für Mut und Treue nicht. Sie fahre hin! Mit Gebärde. Heraus aus dieser Brust – Das zuckende Herz mit ihr, und Blut und Leben! Wirft sich auf einen Sessel; verbirgt sein Gesicht. – Longinus tritt nach einer Weile zu ihm, legt ihm stumm die Hand auf die Schulter. Apelles hebt langsam den Kopf; blickt auf den unbeweglich dastehenden Pausanias. Fragt mich dein steinernes Auge, blasser Geist, Ob diese wunde Brust nun noch begehrt, Endlos zu atmen und den Tag zu schaun? – Ja; deinem Auge trotz' ich. Denke nicht, Ich könnte wanken, zagen! Dir ins Antlitz Ruf' ich das Leben wieder, halt' es fest – Und wie Antäos an der Mutter Erde Richt' ich mich stärkend auf an seiner Brust. Ja, ringen, schaffen wil ich, Schweiß im Antlitz Und Sieg im Herzen, und des Mannes Wert, Des Lebens Wert bezeugen und behaupten! der verwundert horchte. Wohl dir; doch wen beschwörst du so? Was rufst du So feierlich ihn an? Den Arzt – faßt sich. Lächelnd. Mein Geist Ging irre, scheint es. Schreck und Weh ... Nun wach' ich. Zu Pausanias. Wie sagtest du? Um diesen Preis kann ich Die alte Frau behalten. Wohl; das will ich Das sei mein erster Trost! – Komm, Philosoph; Laß uns zur Mutter gehn. während die beiden gehen, mit gedämpfter Stimme. Wir sehn uns wieder. Der Vorhang fällt. 3. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Jamlichus, des Longinus Sohn Jüngling; dann Longinus. Jamlichus kommt langsam, zögernd, wie enttäuscht, aus Apelles' Haus; blickt noch im Gehen zurück. Apelles' Haus ist leer; von Mägden, Sklaven Niemand zu sehn – und auch Tryphena nicht. Wohin denn alle? Was begibt sich? Longinus kommt von links, hinter Apelles' Haus; grau, gealtert, doch rüstig. mit klugem Lächeln. Ei, Mein Jamlichus! Mein Vater! scheinbar harmlos. Nun? Wen suchtest Du in Apelles' Haus? Jamlichus will reden; schweigt. Die Bücher haben Jetzt gute Ruh' vor dir; du wandelst gern Die Säulenstraß' entlang – und bis ans Ende – Und so auf diesen Platz – vor diese Thür. Seit des Apelles Kind ein Mägdlein worden, Das Jungfrau heißen kann, versäumst du nie, Sein Haus zu grüßen – verwirrt. Vater! Kind! Mich freut's, Daß du nicht lügen kannst, nicht lügen willst Vor dem, der, weil dein Vater, auch dein Freund Zu sein bemüht war – ja dein bester Freund. Ich harrte nur der Stunde, wo du kämst, Von diesem Kind Tryphena mir zu reden; Doch kamst du nicht. Mein Vater! Sorg' und Zweifel Bedrückten mich – Ich weiß. Aus der Basilika ertönt Gesang, durch Entfernung gedämpft; Männer und Frauen singen den 47. Psalm: »Frohlocket mit Händen, alle Völker, und jauchzet Gott mit fröhlichem Schall.« Du horchst und staunst. Wenn dich der Traum des jungen Herzens nicht So ganz erfüllte, wär' dir wohl bewußt, Daß sie die Kirche hier an diesem Morgen Dem Gott der Christen weihn. Drum ist das Haus Da drüben leer; denn dient Apelles auch Den alten Göttern noch, wie du und ich, Sein ganz Gesinde lebt im neuen Glauben – Und auch sein Weib – und auch sein Kind. Und darum Konnt' ich nicht reden, Vater! Armer Sohn! So soll auch dich der Fluch nun treffen, der Das Reich, das vielzerrißne, ganz entzweit, Weil er die Seelen spaltet! – Ost und Nord Und Westen schüttet aus unzähligen Wolken Barbaren aus, die Rom als Beute suchen; Doch das genügt dem großen Schicksal nicht: Es setzt die Christen auf den Kaiserthron, Die uns nun drücken, und verfeindet alles, Gott gegen Gott, Haus gegen Haus, und endlich Herz gegen Herz! – Apelles' Tochter flieht Wohl auch den Bund mit dir, weil sie getauft ist, Du nicht – O das ist meine Sorge nicht. Sie gab ihr Herz mir – Wort und Schwur und Treue – – Nur ihre Eltern fürcht' ich. Persida, Die strenge Mutter – und Apelles, der Die Mutter liebt und ehrt wie eine Göttin – Sie werden streng und hart, wie diese Zeit, Uns sagen: »Trennt euch! die Getauften freien nicht Die Ungetauften mehr!« – – Doch glaub mir, Vater, Ich beug' mich dieser finstren Satzung nicht! Verzweiflung auch ist stark! Eh' sie Tryphena Von meinem Herzen reißen, reiß' ich sie Mit mir hinweg; – wohin? wohin auch immer! Wohin sie folgt, und sie ist treu und fest: In Elend, Wüste, Tod – nur nicht von mir! Nun, nun! du Heißblut! – »Stark ist auch Verzweiflung« – Doch nicht zu früh verzweifeln macht den Mann. Weisheit ist besser, glaub mir, als Verzweiflung – – Wer hustet dort? 2. Auftritt Zweiter Auftritt. Die Vorigen; Timolaos jetzt alt und gebückt, das dünne Haar weiß, hat vorsichtig und geräuschlos die Thür der Basilika geöffnet, mit mühsam verhaltenem Husten; tritt heraus und hustet nun stark und lange. Der Gesang hat schon früher geendet. Der alte Timolaos. Ja, ja, ja, der ist's. Hustet wieder. Du schon aus der Kirche? Ist's aus? Nein, sie sind erst dran; Herennianos, der Hirte der Gemeinde, weiht das neue Gotteshaus und gibt seinen Segen. Ich huste so viel, das stört; und wenn ich es aus Andacht zurückhalte, so erstickt es mich; da bin ich denn leise aus der Thür gegangen, um mich hier draußen nach Herzenslust auszuhusten. Hustet. Armer Märtyrer! lacht. »Märtyrer« – das ist gut! Timolaos ein Märtyrer des Glaubens – beim Zeus, das ist gut! Erschrickt, blickt nach der Basilika und rundum. Sagt ich eben »beim Zeus«? Ja. Diese alten Gewohnheiten! Hüstelt. Die wird man so wenig mehr los wie den alten Husten! Warum nahmst du denn die Pflicht auf dich, sie dir abzugewöhnen? Warum gingst du zu den Nazarenern? Warum? – Rücksicht, Longinus! Notwehr! – Die Väter der Stadt gaben mir ein Aemtchen; die Väter der Stadt folgten dann dem Kaiser, dem großen Konstantinus, und nahmen die Taufe; – so, nun denke weiter! Wir gehen alle nach Brot; und das Brot wird christlich – Hüstelt. Und der, der es ißt! Wär' es dir lieber gewesen, daß ich verhungert wäre? – Ich bin in guter Gesellschaft; die großen und reichen Herren von Palmyra, so nach und nach sind sie alle im Gänsemarsch in die Kirche hineinspaziert! – Sie wollen nun auch nicht mehr Aurelius, Septimius oder Agrippa heißen: wollen wieder Wahballath der Araber, Malku oder Mokim der Syrer sein; mich nennen sie wieder Taimila, statt Timolaos. Denn nach Rom zu schauen und vor Rom den Rücken krumm zu machen, ist nicht mehr das feinste; jetzt residieren unsre Majestäten in Konstantinopolis Hustet stark. Aber ich spreche zu viel. Dann hust' ich. So sprich weniger. Will's versuchen, weiser Mann; will nach Hause gehn. – Ich huste mich so allmählich ins bessere Leben hinüber; – na, dabei gewinn' ich. Hüstelt. Eßt euer Brot und lebt wohl! Links hinter dem Hause ab. Gäb's keine strengre Christen, Jamlichus, Als den, dein Herzglück hätte nichts zu fürchten! Aus der Basilika beginnt die christliche Gemeinde herauszutreten. Männer, Frauen und Kinder aller Stände; auch die Sklaven und Sklavinnen des Apelles, doch andere als in den ersten Aufzügen. Sie kommen. Gehn wir. In Apelles' Haus Erwart' ich ihn! Er war mein Freund und ist es, Und wird es sein. Getrost! Ich red' mit ihm Und sag' ihm eure Not, und er wird helfen! Mit Jamlichus ab in Apelles' Haus. 3. Auftritt Dritter Auftritt. Volk, Herennianos der Vorsteher der Gemeinde mit den Presbytern und Diakonen, Apelles mit Persida und Tryphena Apelles ergraut, doch sonst in blühender Kraft, Persida noch jugendliche Matrone. Tryphena eben gereift, angesehene Palmyrener darunter Aurelius Wahballath alt, gebrechlich, auch Krieger mit ihren Hauptleuten alle aus der Kirche. Drei Worte noch, Apelles, eh' du heimgehst; Vor diesen allen, die hier Gott gedient. Obwohl noch nicht der Unsre, warst du mit uns, Die heilige Weihe dieses Gotteshauses Mit anzuschaun, das deine Kunst erbaut, Um meiner Schwester, deiner Persida, Der Liebe Werk zu thun und ihr Gelübde So zu vollbringen, wie nur du es konntest. Sie nahm die Schätze, die die Welt ihr gab, Dem Heiligen diese Stätte zu bereiten; Du nahmst die Schätze deines Künstlergeistes Und schufst, von edler Gattenlieb' entflammt, Ein Denkmal deines Nuhms! Die alte Form Der weltlich römischen »Basilika« Erfülltest du mit neuem Geist, erhöhtest Die Säulenhalle zum erhabnen Raum, Der im allheiligen Halbrund herrlich endet, Gabst ihr der Decke Pracht, aus Zedernholz Vom Libanon erbaut, und schmücktest Wand Und Nisch' und Boden mit Musik der Farben, Die, weltlich prangend, doch zum Heiligen leitet. Dafür dich preisend, dank' ich dir – Nicht mir, Herennianos. Deiner Schwester danke: Für meine Hausfrau that ich's – – nun, ihr kennt Sie alle, jeder ehrt sie; ich, ihr Gatte, Will sie nicht rühmen. Drum genug der Worte – Und diese Hand zum Gruß! Will gehn. Noch eins, Apelles, Wenn du vergönnst. Ein Wunsch aus Persidas Liebreicher Seele, die an diesem Tag, Der ihr Gelübd' erfüllt, den Frieden der Versöhnung gern auf jeder Stirne sähe. Seit jenem Zwist, der mit Aurelius Wahballath dich entzweite, habt ihr nie Euch Blick und Gruß gegönnt; die Sonne stieg Und sank viel tausendmal, ihr bliebt verbindet. Wahballath nun, dem Himmel zugewandt, Am Rand des Grabes, dürstet nach Versöhnung; Und deine Hausfrau bittet – verfinstert. Sie durch dich ? – – Ich hab' nicht euren Sinn, bekenn' ich dir, Dem Feind die Hand zu reichen; hab' ich Grund, ihn Zu hassen, hass' ich treulich; mag er leben, Mir liegt er schon im Grab! Persida nimmt Apelles' Hand, mit bittendem Blick. Doch weil sie bittet, An diesem Tag – und das nun alles ist, Was von Aurelius übrig blieb – so nehm' er Die Hand des Friedens hin! Hab' Dank, Apelles. Ergebnen, frommen Dank! – Ja, ja, hast recht: Es blieb nicht viel mehr vom Wahballath übrig. Ich bin nun nichts mehr: andre walten hier – Gewiß um Besten dieser Stadt. Mein Geist Ist nun der Stadt der Seligen zugewendet; Lebt jenseits, jenseits! Jahr' und Leiden mahnen; – Du bist noch rüstig – seltsam, wunderbar – Wie keiner von den Alten. Doch der Tod Vergißt uns nicht! – Septimius ging voran; Mußt' alle seine Schätz' auf Erden lassen – Ich weiß, ich weiß. Die Zeit ist fern: man kann wohl Ein Wörtlein davon reden! Dieses Blatt hier Ließ mir Septimius; als Erinnrungszeichen Laß ich es dir nun: dir gehört's. Ihn ein wenig beiseite nehmend, leiser. Das schrieb Für dich die schöne Phöbe, eh' sie starb; – Ein frühes Ende; doch ein gottergebnes. Nun kommt's denn doch noch – spät – in deine Hand. Gibt ihm ein zusammengerolltes Blatt, das er aus seinem Gewand hervorgezogen; nimmt dann Apelles' Hand. Noch einmal Dank, Apelles! von derselben Schauspielerin dargestellt, welche die Zoe und die Phöbe spielte; in Haltung und Ausdruck mehr der Zoe ähnlich, doch in matronenhafter Milde und Würde. Auch den meinen. Ich that's für dich. Mit einem zärtlichen Blick auf die Tochter. Und wenn Tryphena bat, Mein junges Röslein, hätt' ich's auch gethan. – Sie leuchtet wie die Rosen von Damaskus Und Saron; duftet noch der Erde zu, Lebt nicht im Reich des Friedens wie Aurelius. Für frischen Kampf des Lebens glühn die Wangen – Streichelt sie. ernst. Im Dienst des Himmels, hoff' ich. verschlossen, sanft. Ja, mein Oheim. Folg deiner Mutter: dieses Vorbild gab dir Ein gütiger Wille! – Zu des Tages Feier Hat sie – in Liebeswerken unerschöpflich – Auf eine Schar junger Mädchen aus dem Volke deutend. Hier diese Jugend, die mit dir erblüht ist, Gekleidet und geschmückt; ihr Mutterherz Will vielen Glück bereiten. Irr' ich nicht, So sinnt sie noch auf mehr – herzlich lächelnd. Du hast's erraten. Zu ihren Sklavinnen, die seitwärts stehn und warten. Geht, bringt's heraus! Die Sklavinnen ab ins Haus. Persida zu den jungen Mädchen, deren eines sie sanft umschlingt. Ihr lieben Kinder sollt Nicht ohne Gaben gehn, die freu'n und nützen. Ihr bleibt! zum übrigen Volk gewendet. Wir wandeln heim, im Frieden Gottes. Leb' wohl, Apelles. – Du, Tryphena, geh Mit deinem Oheim; Rechts hinausdeutend. Dort in meinem Haus Laß uns ein Wort noch reden. Zu dem Volk, das ihn beim Abschied umdrängt. Seid gesegnet! zu Apelles. Noch einmal Dank – und Frieden! gelassen. Jetzt und immer. Herennianos mit Tryphena rechts ab, durch das Säulenthor; ein Teil des Volks, darunter Aurelius, folgt ihm, der andre entfernt sich nach links. Nur Persida bleibt mit den jungen Mädchen im Hintergrunde; die Sklavinnen kommen zurück, mit gefüllten Körben und Bündeln, die Persida während des Folgenden unter die Mädchen verteilt. Apelles, im Vordergrund allein, öffnet das zusammengerollte Pergament, starrt eine Weile schweigend hinein. Dann, bewegt für sich. So rinnt die Zeit hinweg; in Tropfen, langsam – Zuletzt ein Meer, das uns vom Einstmals trennt. Dies alterswelke Blatt beschrieb die Hand, Die einst so süß mir wohl that, dann so weh; Der armen Phöbe Hand – denn wie das Schicksal Sie schuf, sich selbst ein unerforschlich Rätsel, Nahm sie und gab sie Liebe, Schmerz und Tod. Früh kam der rasche Tod; – doch nicht zu früh: Nun lebt sie noch verklärt, entschuldigt im Versöhnten Herzen – In das Blatt hineinblickend, lesend. Und ihr Scheidewort Klingt wieder wie Gesang! – – Im Sterben rief sie Den heiligen Trost der »frohen Botschaft« an, Die Lehre des Erlösers; Christenwort Beschwichtigte die bange junge Seele – Dann flog sie jenem dunklen Ufer zu. Wohin? Wo liegt's? Wie nennt sich's? Hat es Namen? Ist's, wie das Leben selber, nur ein Traum? Hier steh' ich – grau, nicht alt; im festen Bau Unsterblich Mark, so scheint es; doch erfahren, Beruhigt, Lächelnd. Weise – Lieb' und Leidenschaft Dämmern so ferne – und der Zeiten Hammer Rings um mich schmiedet eine neue Welt. Du dort, der Tempel meiner Glückesgöttin, Du stehst verwundert, trauernd; hie begrüßt dich Das Haus des neuen Gotts. Die Seelen wandeln Sich wie die Zeiten; Welle folgt der Welle, Meinung der Meinung, und vom Meer des Lebens Umrauscht, ein einsam Schifflein, tauml' ich weiter! Die Mädchen haben sich mittlerweile hinten nach rechts und links, die Sklavinnen ins Haus entfernt; Persida betrachtet den Apelles schon eine geraume Weile aus dem Hintergrunde. Jetzt tritt sie zu ihm und legt eine Hand leise auf seinen Arm; er fährt aus seinen Gedanken auf. Es sind wohl ernste Dinge, die du denkst. Ist dieses Blatt der Inhalt, glaube nicht, Du müßtest mir verschweigen, was du denkst; Ich weiß von Phöbe, hab' dein ganzes Leben Dir nachgelebt, und fühl' es auch mit dir. Wem du vergeben hast, hab' ich vergeben – auf das Blatt deutend. Auch ist's ein Gruß nun wie von andren Sternen: So weltenweit! – Doch damals litt ich, wie Giftkranke leiden; nur der Mutter Herz Befreit zu sehen, gab dem meinen Stärke; – Und sie beglückt zu sehn, hätt' ich vielleicht Der guten Chryse Tochter noch gefreit – Da losch der Mutter freundlich Leben aus, Ihr Wunsch mit ihr, und wieder einsam blieb ich Mit meines Leids Gefährtin, meiner Kunst. Und immer schaffend, sah ich dich als Kind Lieblich und zart heranblühn; oft erstaunend, Wie du der Phöbe glichst; – doch ernster, edler – Doch auch ein heimlich Feuer tief im Aug', Das zu verheißen schien: entfache mich, So werd ich brennen, wie's in Phöbe brannte – Nur so vergänglich nicht! – Mir war, als wandle Ihr Geist verklärt in dir; drum liebt' ich dich Schon eh' ich's wußte; und du sah'st mich staunend Mit großen Augen an, als du, die Knospe, Die kaum erst aufbrach, zwischen Tau und Tag, Den ernsten Mann von Liebe reden hörtest Und fragen: willst du meine Hausfrau sein? Du schmiegtest dich in deiner Mutter Arm, Verschüchtert, fast geängstigt ... Doch das Feuer, Es ward entfacht! Es kam ein Tag, da flogst du In meinen Arm. Nimmt ihre beiden Hände. Und sonnige Jahre kamen – Gleich Frühlingstagen, wo die Lerche weckt Und Philomeles Lied die Nacht verkündet; Gedämpfter. Und Friedensjahre, die die Arbeit segnet – Ihre Hände langsam wieder sinken lassend. Und Jahre dann voll Eifer, Heiligkeit, Aufwärts gekehrtem Trachten – gleich dem Adler, Der sich emporschraubt in das Blau des Himmels, Bis er dem Aug' des Sterblichen entschwindet! Du sagst es lächelnd, doch mit Bitterkeit. Mein Herr und Gatte! dient' ich je dem Himmel So übertreu, daß ich der Lieb' und Treue Vergaß, die dir gehört? Hab' ich dich je Verklagt? verkannt? – Das Schicksal fügt' es so! Es kam ein neuer Geist in deine Seele, Nach Glaub' und Opfer dürstend; jenes Feuer In dir ward Andacht, Himmelsglut – geschürt Von Herennianos, deinem feurigen Bruder, Dem »Knecht des Herrn«. Ich ließ die Freiheit, schwieg – Doch Narben trag' ich; nun, wer trüg' sie nicht. Die Frühlingstage kommen uns nicht wieder; In unsrem Herbstlaub raschelt noch der Vogel, Derselbe Vogel ist's – nur singt er nicht. Genug. Gehn wir ins Haus! Wie schwermutsvoll Heut deine Stimme klingt. – Nun zag' ich schon, Zu sagen, was ich wollte. freundlich. Sprich. O gib mir Ein gutes Wort; dann hab' ich Mut! lächelnd. Ich will Dich »liebe Thörin« nennen, so zu bitten – So hold gesagt, ist's gut! – Mein Freund und Gatte, Du, der so liebreich Auf die Basilika deutend. mein Gelübd' erfüllte, Tritt über die Schwelle noch, die du gelegt, Und trinke drin mit uns den Kelch des Lebens! Persida! Persida! Was rufst du so? Und kennt denn nie das Weib den Mann? Ist alles, Was wir bezeugen durch die That des Lebens, Wie nicht gethan? – Der Wurm zu deinen Füßen Bleibt, was er ist und sein muß, wie dein Fuß auch Ihn dreh'n und wenden mag; und Mannessinn. In Geistesfeu'r und Schicksalswind gehärtet, Ist dir ein Wölkchen, das dein Hauch verändert? Ich sollte sagen: »Weil sie bittet, glaub' ich, Was ich nicht glauben kann«? Apelles – Laß mich! Ich ließ dem Geist dich folgen, der dich führte, Ich gab die Tochter deinem Glauben hin, Ich baute diesen Tempel eures Gottes, Weil Kunst und Weisheit, meine Göttinnen, Mir dieses Werk der Liebe nicht verwehrten; Doch wo ich lügen müßte, bet' ich nicht. Ich kann das Leben keines andern leben, So auch sein Wort nicht sprechen; was der Abgrund Des dunklen Schicksals trennt, das bleibt geschieden! Er geht ab ins Haus. Persida blickt ihm in düstrer Schwermut nach. »Das bleibt geschieden.« Ja, nach Gottes Willen. Weh' uns, daß er's gewollt! 4. Auftritt Vierter Auftritt. Persida; Herennianos von rechts durch das Thor. Du hier noch, Schwester. Dich such' ich; – dich, Tryphenas Mutter. Gehn wir Zu dir ins Haus. Was willst du? Dein Gesicht Ist streng und finster und eschreckt mich. Wo Blieb meine Tochter? Wo sie bleiben wird, Bis wir Vernunft in ihre Seele flößten: In meinem Haus. Du sprichst so herrisch. Ist sie Doch meine Tochter. Was beging sie? Noch Des Willens Sünde nur; doch die von Herzen. Mir ahnt' es wohl, darum befragt' ich sie; Und hart bedrängt gestand sie's. Hingegeben Hat sie ihr junges Herz dem Jamlichus, Der noch den Heidengöttern dient, sich weigert, Auf Gottes Wort zu hören; doch Tryphena Will ihren Abgott frei'n. Sie will! das Mägdlein! – Ich aber sag' dir: das wird nie geschehn. Gott will's nicht mehr. Die Zeiten sind gekommen, Da die Gemeinde seiner Heiligen Den Sieg, den er ihr gab, vollenden muß; Da sie dem Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, Den Kopf zertreten muß, den Namen »Heide« Austilgen aus dem Buch des Lebens. Nie mehr Soll Heid' und Christ sich paaren! nie mehr Weltlust Des schwachen Herzens den Triumph verzögern, Den Gottes Werk von unsrer Stärke fordert! mit Bangigkeit. Nun wohl; was soll geschehn? Tryphena soll Vor dir und mir bei Christi Blut geloben, Daß ihrem Abgott sie entsagt für immer; Sonst send' ich sie nach Antiochia, zu Den gottgeweihten Jungfrau'n – dort zu bleiben, Bis Gott ihr Herz erweichte. Und Apelles? Du zauderst, deucht mir. Zauderns ist nicht Zeit. Es ward schon ruchbar in des Herrn Gemeinde, Daß deine Tochter diesem Heiden hold ist. Sie dulden noch, daß du dem Gatten bleibst, Wenn auch mit Unmut; nie verstatten sie Den zweiten Heidenbund! Der greise Jarchai, Den sie den Heiligen nennen – einst ein wilder Verfolger unsres Glaubens, jetzt der strengste Der Gläubigen im Volk – er hat's erspürt Und trägt es durch die Gassen und erregt Die schaumige Masse jener Eiferer, Die ruhlos an der Oberfläche brodelt. Ich will zum Hafen vor dem Sturm. Dein Haus Ist meins; nie duld' ich, daß das Aergernis Aus unserm Hause komme! mit zitternder Stimme. Bruder! Und Apelles? Muß sich fügen! Muß! Tritt ihr näher, blickt ihr fest und drohend ins Auge. Mit gedämpfter Stimme. Laß mich Nicht glauben, daß du nochmals einen Menschen Mehr lieben könntest als den Herrn! – Du weißt, Ich kenne deine Schwachheit. Ich allein. Als du im Siechtum dalagst und gelobtest, Wenn Gott noch einmal dir Genesung schenke, Dich ihm zu weihen, in Antiochia bei Den heiligen Jungfrau'n ganz nur ihm zu leben – ihn unterbrechend. Mein Geist war trüb und meine Seele matt. Ein fremdes Feu'r entbannt' in mir. Die Lust An Mann und Kind schien mir ein böser Dämon, Dem ich entsagen müsse – Was auch immer! Du gabst dem Herrn des Lebens dein Gelübde – Und brachst es, als er neu dir Leben gab, Weil von Apelles du nicht lassen wolltest! Ich liebt' ihn allzusehr! – Mein Herz ist nicht Wie deins geschaffen; es ist warm und zärtlich. Und warm ist auch mein Blut! Ich weiß. Es lebt Von Jugend auf ein Feind in deinem Blut; Ein Geist von fremder, nicht von unsrer Art, Wie durch Magie aus einer andren Seele Gewandert in die deine. Bis der Geist Des Herrn in dir erwachte ... Dem gehorch nun, Und ohne Zaudern! Zieh den Harnisch Gottes, Der dich entbietet, an; ergreif den Schild Des Glaubens und den Helm des Heils, und nimm Das Schwert des Geistes! – Sühne deine Schuld! O wie bedrängst du mich. – Um sie zu sühnen Hab' ich dem Herrn dies Haus erbaut – Das tilgt So große Schuld nicht weg. Er fordert jetzt, Daß du dein Herz ihm opferst! Ach, ich bebe. Und wenn mein Kind, mein Gatte mich verdammen, Wenn ihre Liebe mich verläßt –! Unschuldig War Abraham und opferte den Sohn. Und der Erlöser litt das Kreuz für dich ... So leide du für ihn! – Du warst entheilig; Reinige deine Seele! ringt die Hände. Gott, o Gott, Vergib mir meine Schuld! Wie kann er sie Vergeben, wenn du drin verharrst? Nimmt ihre Hände; sanfter. Doch wer Da überwindet, wird zum Pfeiler werden Im Tempel Gottes; – und am Tag der Herrlichkeit Wird er einst dastehn vor dem Herrn, geschmückt Mit weißem Kleid, die Palme in den Händen. Und Gottes Finger wird die Thränen ihm Abwischen von den Augen – gen Himmel starrend. Ja, du sagst es. Ihr schmerzvolles Gesicht nimmt einen ergebenen, dann allmählich einen feierlich schwärmerischen Ausdruck an, ähnlich dem der Zoe im ersten Aufzug, nur daß der Gram mit dem er kämpft hindurchscheint. »Und Gottes Finger wird die Thränen ihm« – O hilf mir, Herr und Gott! – Abfallen wird Von mir das Glück des Lebens; ach, ich fühl' es; – Doch ach, du strafst gerecht! Was mich zur Sünd'rin Gemacht, das muß ich opfern; wo die Schuld Erwuchs, da muß ich büßen! Kniet. Straf mich! Gieße Die Schale deines Zorns auf meine Seele, Wenn ich noch einmal zage; – doch erduld' ich Mein Kreuz, so nimm mich an und sprich: Vergeben! So wird er thun. – Steh auf. steht auf. Mit tonloser Stimme. Was nun? Was soll ich? Ich bin bereit. So folg mir zu Tryphena. wie abwesenden Geistes. Ja, zu Tryphena. Doch wohin? verwundert. Zu mir. Dort blieb sie. Ja, dort blieb sie. Das vergaß ich. Will gehen; tritt unsicher auf, schwankt. So führe mich! sie führend. Nur wenige Schritte sind's. – Du wirst ihr sagen – Ja, was Gott gebietet. Im Gehen. »Zieh an den Harnisch Gottes – und ergreife Den Schild des Glaubens« – Sucht die Worte, stockt. Und den Helm des Heils – Und sühne deine Schuld! Bleibt stehen, streift sich mit der Hand über die Stirn, atmet tief auf; blickt nach oben. Dann wie erwachend. Ich komme. Gehn wir. Beide ab, durchs Thor. 5. Auftritt Fünfter Auftritt Apelles, Longinus, Jamlichus aus Apelles' Hause. im Gespräch. Was! So an mir zu zweifeln – du, mein Freund! Nur weil ich dachte – zu Jamlichus. War das Persida, Die durch das Thor ging? Ja, sie war's. wieder zu Longinus. Du dachtest, Dein Freund Apelles sei zum Weib geworden, Das einem Herrn gehorcht in seinem Haus! Ein Knecht der Rücksicht, feig – lächelnd. Nein, nein! So hör doch – Ich höre nichts mehr. Dies mein Wort, mein letztes. Tryphena geb' ich dem, wenn sie's begehrt; Sie findet keinen Bessern, und ich will ihn! Und wenn die Christen kämen – Glaube mir, Sie werden kommen, dir's zu wehren – Mir! Hab' ich kein eigen Kind? Hör' an. Wir halten Vom Wahn uns frei, weil wir die Weisheit lieben; So laß uns weise sein, um frei zu bleiben. Wer viel Geräusch macht, lockt den Widerhall; Still sein und handeln, ist Vernunft! Bist du Entschlossen, meinem Sohn dein Kind zu geben – Beim Zeus! So mach es still. Wir senden beide Zum Gastfreund in Emesa; der vermählt sie, Und mit den Geldern, die er uns verwahrt, Versorgt er sie. Indessen wird hier Sturm, Dann Wind, dann Stille; was geschehn ist, wird Wohl auch gelitten; deines Namens Ehre Steht in Palmyra hoch. Und endlich kehren Die Kinder uns zurück – zu zwei'n – vielleicht auch Ein drittes noch dazu! mit halbem Lächeln. Wie weise. Mir Zu weise, Mann; mir schwillt das Herz, zu denken, Daß ich mich würdelos verstecken soll, Um meines Kindes Recht, des Vaters Recht Zu retten – hier in meiner Väter Stadt, Wo sich der Christ verstecke! – – Doch die Zeiten, Sie ziehn dahin, dahin! – – So muß das Herz denn Sich weise ducken, nicht zu groß sich machen – Es wäre besser! Besser! – – Wohl – Verworrener Lärm hinter der Scene rechts. Was gibt's? Dort in der Säulenstraße? Lärm – Mir ist, Als hört' ich Jarchais schrille Greisenstimme, Des wilden Eiferers. geht nach hinten. Jemand flieht hierher ... Tryphena! 6. Auftritt Sechster Auftritt. Die Vorigen; Tryphena, dann Persida, Herennianos, Jarchai der erste Bürger aus dem ersten Aufzug, jetzt weißhaarig, auf einen Stab gestützt, doch noch nicht entkräftet. Volk, später Pausanias alle von rechts.; Apelles' Gesinde von links. hereinstürzend. Vater! Vater! Rette mich! Sinkt ihm zu Füßen hin. Sie kommen – horch! Sie kommen, mich zu greifen. Du, du, verlaß mich nicht! An deine Kniee Klammr' ich mich, Vater; schütze du dein Kind! Wär ich dein Vater, wenn ich dich nicht schützte? – Steh auf! – Was ist geschehn? Sie wollen mich Zum Eide zwingen – ewig lassen sol ich Den Bräutigam meines Herzens – oder draußen Im fernen Lande, fern von euch vergehn. Doch sterben will ich hier zu deinen Füßen, Als dem gehorchen. Rette mich! Sie drohten, Da rief mir der Verzweiflung Stimme: flieh! Und floh hinaus – und durch die Menge, die Da draußen stand, hindurch – hinweg, hierher – Und bin nun hier bei dir! Und wohl behütet. Steh auf! Erhebt sie. Wer wagt die Tochter des Apelles So ruchlos zu bedrängen – Der Lärm hat sich genähert. hinter der Scene. Schont sie, schont sie! Es ist mein Kind! hinter der Scene. Das Kind des Herrn ist sie Und will ihm trotzen! Tritt ins Thor, aufgeregtes Volk ihm nach, auch Persida und Herennianos. Seht, dort steht sie. Seht, 's ist richtig! Dort den Heiden will sie frei'n, Und er steht neben ihr. Sie trotzt dem Herrn. Reißt sie hinweg! Hinweg? Was schreist du, Alter? Ich steh' bei ihr, der Vater! Heid' auch du! Du hast kein Wort in dieser Sache. Die da Ist Christin; laß sie gehn. Herennianos, Was schweigst du? Auf, und sprich! Du hörst, Apelles. Das Wort des Herrn wird laut durch diesen Mund. Tryphena trotzt dem heiligen Gebot. Gib sie dem Hirten, mir; und füge dich – ihn unterbrechend. Ich? Hat ein Kind nicht Vater mehr, noch Mutter? – – Dort steht die Mutter, Persida. Sie soll euch Das Wort, das rechte, sagen; sie, die Christin – Nun, Persida, so sprich! in heftigem Kampf, für sich. O Gott! leiser. Du mußt. Der Herr erwartet, daß du ihm nun dienest Und nicht den Menschen. Sprich! tritt näher. So rede! rede! mit zitternder, allmählich festerer Stimme. Tritt her, Tryphena. Beuge dich dem Herrn Und denen, die ihm dienen. Und gelobe, Was dir sein Zorn gebietet! nach starrem Schweigen, mühsam. Persida! – Ich hör' nicht recht. Du hörtest recht. Sie sprach So, wie sie muß. In ihr hat Gott gesprochene Und du tritt her, Tryphena! Die Menge wächst allmählich an, von rechts und von links. Apelles' Sklaven und Sklavinnen sind nach und nach aus dem Hause gekommen. Persida! So hör auch du mich recht. Dies Kind, das hier In meinem Arme bebt – von dir verlassen, Weil du's dem Zorngott opferst – dies mein Blut Und Leben halt' ich fest Mit einer grimmigen Gebärde gegen Jarchai. dem Schakal trotzend Und allen Jarchais dieser tollen Erde. Doch dich verwerf' ich, wenn du mich verwirfst; Von meinem Herzen fällst du, wenn die Jarchais In deiner Brust gebieten. Her zu mir Und weg von ihm – sonst fahren Lieb' und Treu' Und Pflicht und Glück wie dieser Hauch dahin! Was willst du? Was bedrohst du sie so schwer Und feierlich – und siehst, wie sie erzittert? Sie folgt nur Gottes Spruch – Bist du ihr Mund? Ich sprach zu Persida. – Gib Antwort! Bist du Apelles' Weib, Tryphenas Mutter, oder Sklavin der Sklaven Jarchais? Pause. Sprich! Persida, eine Hand am Herzen, will reden, bewegt sich, wie zu Apelles hin; Herennianos tritt einen Schritt vor, bannt sie durch seinen Blick. Sie schweigt, Der Herr schließt ihr die Zunge. – Gib Tryphena Heraus! Du Schakal! Hört! Der Heide will uns Das Kind des Herrn verweigern! – Werft ihn nieder! Reißt sie aus seinen Armen! wild durcheinander. Her mit ihr! Her mit Tryphena! mit schwacher Stimme. Haltet ein! Sie sinkt; Herennianos hält sie in seinen Armen aufrecht. Das Volk dringt auf Apelles ein; Jamlichus tritt vor, um ihn und Tryphena zu schützen. zu Jamlichus, ihn zurückweisend. Gib mir Nur freie Bahn. – Kommt an! Noch hab' ich Mark, Um euch den Haß, den euer Bellen weckt, Wie einen Donnerkeil ins Herz zu schmettern! Ihr herrenlosen Hunde, die der Samum Der Wüste toll macht – denn das Heilige wird In euch um Wahnwitz, heiß wie Wüstenwind – Kommt an, zerschellt an mir die hohlen Schädel, Daß ihnen dieser Irrwahn, der euch hetzt, Als heißer Dunst entflattert! Das Volk bleibt in einiger Entfernung eingeschüchtert stehen, weicht zum Teil zurück. zum Volk. Was? Ihr wollt ihm Die Christin lassen? – Her, Tryphena! Du Bist unser; her zu deinem Volk! Tryphena schmiegt sich zitternd in Apelles' Arme. Sie will nicht! Sie trotzt dem Volk des Herrn! – So greift sie, greift sie! Halt ein! ihm aus den Armen sinkend. Ich sterbe! mitten in der Menge. Steinigt, steinigt sie! Wer ruft da »steinigt sie«? Den will ich töten Mit diesem nackten Arm! Dringt wild auf die Menge ein. Alle fliehen nach hinten; nur Pausanias bleibt stehen, der – mittlerweile ungesehen unter das Volk getreten, wie die Bürger gekleidet – den Apelles starr und ruhig anblickt. Apelles, ihn erkennend tritt in der ersten Ueberraschung einen Schritt zurück. Gespenst des Abgrunds! – Du auch hier? Rabe, der das Opfer wittert? – Bin ich unsterblich, bin ich stark wie du – Bin Herr des Todes. Nieder, Höllengeist, Auf deine Kniee! Faßt ihn gewaltig, beugt ihn auf ein Knie. Fürcht' ich dich? Ich fürchte Nicht Tod noch Leben; – auch das Leben nicht. Und komm' es hundertmal mit Grimm und Haß Und bellendem Wahnsinn und mit Herzenbrechen, Ich trotz' ihm – halt' es fest – umklammr' es so, Die zu ihm flüchtende Tryphena wieder in die Arme schließend. Wie ich dies Kind umklammre – und dich Erbfeind Schüttl' ich wie Staub hinweg! Zum erschreckten Volk. Gebt Raum! Ich kann euch Dem Tod hinwerfen, ihr könnt mich nicht töten. Palmyra bleib' euch! Glaub' und Haß und alles – Gebt mir nur Raum, zu gehn! scheu, wie betäubt. Er redet irre! am Boden, von einigen Bürgern gehalten. Sie gehn! – O Heiland! neben ihr, leise. Sühne deine Schuld! Es spricht der Herr: Sei treu bis in den Tod, So will ich dir des Lebens Krone geben – zu Longinus und Jamlichus. Ihr Freunde, gehn wir! Niemand, der uns hält. Im Land des Perserkönigs wohnen Menschen, Raum ist noch viel auf Erden! Komm, Tryphena, Nach einem Blick auf Persida. Nun doppelt mein! ganz mein! Das scheu zurückweichende Volk hat ihnen eine weite Gasse gemacht; Apelles, Tryphena, Longinus und Jamlichus ab, nach links. indem sie gehn, vor sich hin. »Und Gottes Finger Wird ihm die Thränen aus den Augen wischen« ... Plötzlich laut. Apelles! – – Helft mir! Schließt die Augen. Der Vorhang fällt. 4. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Longinus im höchsten Alter, weißhaarig, schwach, sitzt unter dem Kastanienbaum; dann Apelles. sieht gen Himmel. Ich seh' ihn; dann wieder nicht. Ruft. Apelles! – – Nun zieht es wieder im Bogen durch das Blau dahin. Ruft. Hörst du nicht, Apelles? tritt aus der Hütte; äußerlich nicht mehr gealtert, kraftvoll, in einfacher Kleidung. Ich höre; da bin ich Ist das ein Geier, was da oben kreist? späht hinauf. Nichts kreist da; ich sehe nichts. Gar nichts? Nein – Es muß ein schwarzer Fleck in deinem Aug' sein, Longinus. nickt; ergeben. Ja, muß wohl so sein. In meinem Aug'. Eine Hirtenschalmei erklingt hinter der Scene, rückwärts. Das Licht schwindet mehr und mehr und das Dunkel wächst! – Aber ich höre gut. Das ist eine Schalmei, nicht wahr? setzt sich. Ja; unser Hirtenbub, der das Schaf und die Ziegen weidet, unsre kleine Herde. Wenig Futter, Apelles, auf dem Steingehänge. lächelnd. Und doch wird noch Milch daraus! Ernsthaft. Die Mutter Erde gönnt es ihren Kindern, ohne heiliges Wenn und Aber. Nymphas singt hinter der Scene, rechts. Hörst du auch den Nymphas? Er singt über der Schlucht. horcht. Hm! – Wohl! Das Lied sollt' ich kennen. Ein altes Lied vom Adonis, das die Jünglinge und die Jungfrauen singen. Weiß wohl, Apelles; weiß wohl. Die Mutter des Nymphas sang's, die Nachtigall, die Tryphena; als wir noch am Euphrates, in Vologesias lebten – Nicht doch, Longinus. Warum »nicht doch«; weiß ich doch, was ich sage. Ihre flötende Stimme sang's, als sie und mein Jamlichus noch wie die Zwillingsstämme einer Zeder unter uns wandelten – Du irrst. Sie sang's nie. Nie. – Hm! – Ich dachte. Dein Gedächtnis ist gut; aber zuweilen versagt's. Bin alt, alt! Ueber neunzig. Ich auch. nickt. Du auch. Aelter als ich. Zeus mag wissen, wie du es anstellst, so im Saft zu bleiben; wandelst noch wie ein Hirsch bei Tage, wie ein Löwe bei Nacht. Als wärst du nur gealtert bis zu einem Tag, der dir als letzter bestimmt war; dann gab dir ein persischer Magier einen Zaubersaft und nun lebst du unveränderlich wie die Götter weiter! Lacht. Vielleicht. drückt die Augen zu. Ich hab' genug. – Wie kommen wir zwei dazu, daß wir noch über der Erde sind? All die andern, die modern längst, oder sind eine Handvoll Asche. Ja, ja, sind nun alle gleich! Die Brennessel Timolaos, und die Kletterranke, der Aurelius, und Septimius, der Goldregen – niemand sieht sie mehr für verschieden an; Asche ist Asche, Erde Erde. – So werden auch wir vergehen, du und ich, und nicht wiederkommen! Weißt du das? Ich nicht. – Seit ich wie die Adler lebe, die Welt von oben betrachte, besuchen mich in stillen Nächten wunderliche Gedanken. Nicht wiederkommen? Warum? Die Weisen in Indien sagen: wir werden sein – und sind schon gewesen! Langsam, sagen sie, reift der Menschengeist, nicht in Einem Leben. Um gottähnlich zu werden, muß er durch viele und mannigfaltige Gestalten gehen ... 2. Auftritt Zweiter Auftritt. Die Vorigen; Nymphas erscheint auf dem Felspfad; ein blühender, anmutiger Jüngling, von der Darstellerin der Persida gespielt, ihr sowohl, wie der Phöbe ähnlich; steigt langsam herab. bemerkt nicht, daß Longinus einnickt, sieht auch Nymphas nicht; spricht, vor sich hinblickend, weiter. Warum könnt's nicht sein? – Wenn ich zuweilen daliege und mir sage: Wer war wohl jene Zoe, mit dem Geisterblick? Und Phöbe, und Persida – wandelte in ihnen Zoes Seele weiter? Und du, mein Nymphas, mein Liebling – hätt' ich auch dich schon gekannt? – Zuweilen ist mir, als hätt' ich dich schon gekannt – steht schon eine Weile hinter Apelles; legt ihm eine Hand auf die Schulter. Uebermütig lächelnd. Ich war ein heiliges Ichneumon am Nil, oder auch eine Priesterin der Vesta, die man lebendig begrub; die Geschichtsforscher haben es noch nicht ergründet. wie die Gedanken von sich abschüttelnd, mit liebevollem Blick. Du bist's! – – Schau, Longinus schläft. lächelnd. Aber er wird's leugnen. An Longinus' Ohr, nicht laut. Großvater Longinus! schläfst du? erwacht. Ich? Wie sollt' ich schlafen. Schlafe bei Tage nie! Für sich. Wie er heut der Persida gleicht. Laut. Du warst in Palmyra, sagte mir Apelles. Ja, diesen Nachmittag, indes du – wachtest. Ich war klug – mehr als sonst! – hab's mit Vorsicht erforscht. Sie wissen es schon in Palmyra, daß wir hier hinter ihren Bergen leben; ein alter Bettler, der neulich nachts unter diesem Baum schlief, hat am Morgen den »Meister von Palmyra« gesehen. Aber sie kümmern sich nicht um uns, werden uns nicht aufsuchen; die sich damals an euch ärgerten, die sind alt oder tot. Auch haben die Palmyrener jetzt andre Dinge im Herzen – Hm! – Was thun sie denn? Hadern und streiten – Glaub's wohl; sie sind Men schen. – Um was hadern sie? feurig. Um den Mann, der die Welt nun wieder umkehrt, um den großen Kaiser Julianus! Die einen verwünschen ihn – laut auf dem Marktplatz, ich hört' es – weil er wieder abgefallen ist vom Glauben seines Oheims, des christlichen Constantinus, nennen ihn den Abtrünnigen, den Apostaten; die andern predigen dem Volk, wie weise und groß er ist, und verkündigen die Wiedergeburt der alten Zeiten. Wenn er die Perser überwunden habe, die er jetzt bekämpft, dann werde er als Sieger nach Palmyra kommen und auch hier den Christentrotz vor sich niederwerfen. Und die gefallene Herrlichkeit des alten römischen Reichs wird wieder auferstehen – trübe lächelnd. Glaubst du? – Die liegt; wird nicht auferstehen. Einem im Sumpf versunkenen Elefanten können wieder nur Elefanten helfen. So ein Riese kommt nicht. Dahin sind die Zeiten! Der Hirt bläst wieder die Schalmei. Lassen wir die Zeiten. Zeitlos leben, wie wir, ist des Menschen Glück! – Mir ist so wohl in dieser Abend stille. Streit und Not hatten wir genug; lange, ruhlose Irrfahrt durch der Menschen Länder! Hier krächzt uns die Soge nicht an, und die Wünsche schlafen. Das wilde Palmyra, unsrer Väter Stadt, so nah und so fern; das schweigende Meer der Wüste unter unsern Füßen; Blickt auf. und über uns die ewig feste Friedensburg, die Kuppel des Weltbaumeisters, im unergründlichen Blau, – bis die silbernen Rätsel, die Flammen der Nacht, sie durchbrechen. Erhabene Einsamkeit! nur du entzündest in uns erhabene Gedanken; die nicht erlöschenden Feuer unsrer Seele, auf des Lebens Gipfel! nickt. Am Giftbaum des Lebens wachsen zwei gute Früchte: Weisheit – und Freundschaft! Nimmt Apelles' Hand, drückt sie. hat vor sich hingeblickt. Andre, meinst du, nicht. wieder müde. Giftige genug! Weiß wohl. So jung ich bin, hab' ich viel erlebt. Aber die Götter, denk' ich, gaben uns die Welt, damit wir sie besser machten – Hm! Nickt wieder ein. lächelnd. Da schläft er. ebenso. Deine junge Weisheit singt Ihn in den Schlaf. – – Doch, Kind, ich fühl' dir's an, In Blick und Wort, in jedem Zeichen deines Beschwingten Lebens: dich bewegt die Welt; Du strebst ihr zu! – Mein junger Philosoph, Mein früh gereifter Schüler – fühlst dich doch Zu einsam? lebst zu alt hier mit den Alten? – Nur noch ein Weilchen, Kind, gedulde dich. Dann brechen wir dies Lager ab und wandern, Da es denn sein muß, in die Welt zurück, Die du noch bessern willst! – – Ihm beide Hände auf die Schultern legend. Doch glaube mir, Sie wird dich bald enttäuschen. Du, so redlich Und gut und edel, und so klug zugleich, Wirst bald ins Herz ihr sehn! Es dreht sich drinnen Ein Rad mit bunten Speichen auf und ab; Die Dinge wechseln, doch sie kehren wieder; – Und all die Menschenseelen sind verschieden Gefärbte Gläser, die der eine Geist Des Lebens – nenn ihn, wie du willst – durchleuchtet. Der steht, unsichtbar, hinter jeglichem, Sein wahres Ich, und lebt in uns sein Leben! Doch wir, die ihn nicht sehn, wir sollen ihn In diesen andern, unsersgleichen, suchen Und in den Besten lieben. Lieben! – Du Bist jung, und fein, und liebevollen Herzens; Du wirst auch Frauen lieben. Guter Nymphas, Doch glaub mir, sie sind keine Göttinnen; Und keine, fürcht' ich, wird dich ganz beglücken. Die lieben können, können nicht berauschen; Und die berauschen, lieben mehr den Zauber, Der dich berauscht, als dich! – – Doch schweigen wir Von dem, was war und nicht mehr ist. – Du bist mir Nun Weib und Kind und alles! Und du mir Das Teuerste auf Erden! Bin ich's, Nymphas? Dann sag mir, was dir ist. Bekenn' mir's ehrlich. Seit Tagen, Wochen bist du ruhlos worden, Strebst nach Palmyra, findest immer Grund, Hinabzuwandern; kommst du dann zurück, Bist du bewegt und träumst. – Ein Weib? Nein, nein. Gewiß nichts? Lüg' ich je? Was dann? – Ich fand Dich gestern hinterm Fels, du schwangst und zücktest Das alte Schwert, das im Gemäuer hier Vergraben lag, und kämpftest, wangenglühend, Mit einem unsichtbaren Feind. Was hat dich So kriegerisch gemacht? Wenn dieser Hader Da drunten – – 3. Auftritt Dritter Auftritt. Die Vorigen; Pausanias kommt den Felspfad herab; in griechischer Kleidung, vollbärtig, eine vergoldete Leier über die Schulter gehängt. Es ist dunkel geworden; nach einer Weile kommt hellster Mondschein. flüchtig hinschauend. Wer ist das? der Hirtenbub? Ein fremder Mann. erstaunt. Was führt ihn her in diesen Verborgnen Winkel? – Frag ihn, was er will. Nymphas geht dem Pausanias einige Schritte entgegen. Longinus erwacht, blickt verwundert umher. Die Nacht ist da, Longinus. – Doch der Mond Wird kommen; gestern war er voll. nachsinnend. Ja, gestern. zu Pausanias. Sei mir gegrüßt. Was führt dich her? Die Wand'rung. Fernher vom Euphrat komm' ich Du vom Euphrat? Wie kommst du dann zu uns? nach hinten deutend. Dort liegt der Westen und Damaskus, nicht der Euphrat. Ich ging irre, Will nach Palmyra; – doch ermüdet bin ich. Wenn hier der Gast nicht unwillkommen ist, So gönnt mir kurze Rast. Der müde Wandrer Wird nie vertrieben. Setz dich. Trink auch eins – ablehnend. Ich danke dir. Ich trank schon. Wo? Ich stieß Auf eine Karawane, wohl mit fünfzig Kamelen, die nach Norden zog, gen Sura. Zu meiner Leier hörten sie ein Liedlein, Lobten und labten mich, dann zog ich weiter. Legt die Leier ab. Sie sitzen unter dem Kastanienbaum; nur Apelles steht noch seitwärts, in seine Gedanken versunken, dann den Mond betrachtend, der – unsichtbar, von rechts vorne – zu scheinen beginnt. verwundert. Ein fahrender Sänger bist du? Wohl. Und wanderst Durch diese Wüste? Will ans Meer; zur Heimat. Du bist ein Grieche? Ja. Pausanias heiß' ich. Pausanias! Guter Name für den Sänger: »Der Sorgenlöser«. dem Nymphas fest ins Antlitz blickend. Ja, man kann mich auch Den »Sorgenlöser« nennen. Wenn du nicht Zu sehr ermüdet bist, sag' mir noch eins. Du kommst vom Euphrat; was erfuhrst du dort Vom Heereszug des Kaisers Julianus? Ich sah den Kaiser steht vor Ueberraschung auf. Du? lächelt. Wie sollt' ich nicht? – Ich kreuzte seinen Zug. Die Götter hatten Ihn schwer getroffen: er, der große Feldherr, Siegreich in West und Ost, daß schon die Schmeichler Mit Herkules und Bacchus ihn verglichen, Die West und Ost bezwangen, – er, am Tigris In seines Feindes Hauptstadt Ktesiphon, Er muß zurück! Es lockt ihn unterwegs Ein schurkischer Ueberläufer in die Wüste, Wo Sand und Glut und Durst und Perserpfeile Das Heer verzehren; und der Siegesmarsch Wird Irrfahrt, Rückzug. Doch in dieser Not Bewährt sich nun der edle Held! Geduldig, Enthaltsam, weise, tapfer – Ich erlebt' es, Als ich ihn sah. Er saß vor seinem Zelt, Feldherrn und Krieger um ihn her; von Siechtum, Das ihn befallen, war sein Antlitz bleich Und mager, gelblich, und die Schläfen grau; Doch dunkles Feu'r im Aug', hoch ausgerichtet, Als läg' der Perser eben ihm zu Füßen, Wie auf dem Throne saß er, und die Stimme, Noch leidend, klang doch wie Trompeten durch Die klare Wüstenlust. Und sind wir erst In Syrien wieder sprach er, da ich's hörte, So rollen wir das Rad! Die Glückesgöttin Des alten Rom soll wieder oben stehn; Der Götter Feinde nieder in den Staub! der dem Bericht mit lebhafter, wechselnder Bewegung – wieder sitzend gehorcht hat, springt unwillkürlich auf. Schlag zu! Schlag zu! fährt zusammen. Was ist –? hat etwas seitwärts gesessen, vor sich hinblickend; schaut betroffen auf. Wie wird dir, Nymphas? faßt sich, sucht zu lächeln. Vergib. – Mir fuhr's hinunter in die Glieder – Und dann zur Zung' hinauf. – Ich bin schon wieder Des Philosophen Schüler. Zu Pausanias. Wie verließest Du dann den Kaiser? Jenen Abend noch – Dies war das letzte – da sein Aug' mich sah, Ließ er mich rufen: spiel und singe mir! Ich that's – und ihm gefiel's. Der Kaiser, sagst du! Hier diese Leier hat vor ihm erklungen – Ja; vor dem großen Julianus. Laß mich Die Leier sehn! Nimmt sie in die Hand; fährt einmal über die Saiten. Ich bitt' dich, spiel auch mir Dasselbe Lied! Gewiß. – Ein Lied von eurem Adonis, doch im griechischen Geist gedichtet. Wie zwischen Unterwelt und Oberwelt Adonis wechselt, nach der Götter Willen – Das sing' auch ich. So singe du; ich spiele. nach kurzem Vorspiel des Pausanias, singt. Also will's der ewige Zeus: du mußt nun Niedersteigen unter die blühnde Erde, Mußt die dunkle Persephoneia küssen, Schöner Adonis. horcht eine Weile gleichmütig sich der Stimme des Nymphas freuend; dann befremdet, erregt. Für sich. Was für ein Saitenspiel ist das? – So spielt Nur Einer, den ich hörte – beginnt die zweite Strophe. Wenn im Lenz dann wieder die Quellen rauschen – ist aufgesprungen, tritt vor Nymphas hin. Schweig! Du bist – – Nun kenn' ich dich! Longinus und Nymphas schauen verwundert auf; Pausanias rührt sich nicht. Wer bin ich? Schweig, du Unhold! Nenn deinen Namen nicht! nicht du, noch ich. Doch diese Leier, die mein Haß verfluchte, Nimm sie und geh! Du irrst – Hinweg! steht auf. So geh' ich; – Doch irrst du. Sahst du mich doch nie. Was schiltst Du diese Leier; ist sie doch nicht anders Als andre; schau sie an. Und wenn ihr Spiel Dem Jüngling dort gefiel – Nymphas nickt. sieht es; entsetzt sich. Hinweg mit dir! Da Nymphas ihn befremdet und fragend anblickt, sucht er sich zu fassen. Ruhiger. Laß ihn und uns; geh nach Palmyra weiter – Und kehr' nicht wieder! Wohl denn; nach Palmyra. – Doch mich verkennst du – Auf eine Bewegung des Apelles. Doch ich schweige. – Hell Scheint mir der Mond. Lebt wohl! Geht vorne rechts ab. Apelles schaut ihm nach, bis er verschwunden ist. Nymphas betrachtet schweigend Apelles; legt ihm endlich schüchtern eine Hand auf den Arm. Was ist dir, Vater Apelles – Laß. Für sich. Nun ist er fort. Du sagst, Du kanntest diesen Mann? Ich sah ihn einst – – Vielleicht auch irrt' ich. Laßt es, wie es ist. Mög' ihn sein Weg denn nach Palmyra führen. Spät ist's, Longinus. Deine Zeit ist kommen. Ich führe dich ins Haus. lehnt sich auf Apelles, um zu gehen. Er spielte gut, So deucht mir – fährt zusammen. Laß ihn; geh! lächelt gutmütig. Ei doch, wie herrisch. – Du folgst uns, Nymphas? aus seinen Gedanken geweckt. Bald. – Die Nacht ist schön, Mein Geist noch schlaflos. von seiner Bewegung übermannt. Nymphas! Rufst du? faßt sich; ruhig. Nein. – Wir sehn uns noch. an der Hütte. Schlaf wohl! Schlaf wohl! Longinus und Apelles ab in die Hütte. 4. Auftritt Vierter Auftritt. Nymphas; Zabbäos jung, bartlos, ein Schwert umgegürtet, kommt leise, spähend von rechts, tritt hinter ein Felsstück, das ihn gegen die Hütte deckt. Er kränkte Den Fremdling. – Muß man Erdenkinder kränken? Ist nicht ihr Anrecht Mitleid? Zabbäos tritt behutsam hervor. Wer ist dort? – Zabbäos! leise, rasch. Ja. Ich komme, dich zu holen. Heut nacht geschieht's. in plötzlich aufwallender Freude. Geschieht's! – O Zeus! Im Tempel Der Glückesgöttin sammeln sich die Freunde, Geheim, bewaffnet. Wird ein Feu'r entzündet Aufwärts am Gräberweg – durch dessen Schein Die Stadt erschreckt soll werden und verwirrt – So brechen wir hervor und thun das Unsre, Wie's abgemacht ist. Wohl! So waffne dich Und komm. hinter ein Felsstück deutend. Dort liegt mein Schwert. Geht hin. mit Gebärde gegen die Hütte. Und er? Apelles? bleibt stehen. Unmöglich war's! Nie hätt' er zugestimmt. 's ist schad'. Im »Meister von Palmyra« hätten Wir einen Führer, dem man Ehrfurcht zollt. Entschlossen lächelnd. Nun gut; wenn nicht mit Ehrfurcht, dann mit Furcht! erschrickt. Die Thür geht auf. Dann muß ich fort! – Du folgst mir! Entflieht hurtig nach rechts. 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Nymphas; Apelles aus der Hütte. sieht dem Fliehenden mit banger Unruhe nach. Nymphas! mit unsicherer Stimme. Mein Vater! Wer war hier? Wer steigt dort Zur Schlucht hinab? Der – Grieche? Nein. Der Sänger? Bei allen Göttern, sag's! Ich sagte: Nein. Was macht ihn dir so schrecklich – aufatmend. Still. – Er war's nicht; – Wer dann? Wer sprach mit dir? Zu dieser Stunde, In unsrer Einsamkeit? zögernd. Vergönne mir, Zu schweigen. eine Weile stumm. Nymphas! Nymphas! beklommen. Zürnst du mir, Vater Apelles? Dahin kam's denn also? Ein erst Geheimnis zwischen dir und mir? Dies Seelenbündnis, innig wie kein andres, Doch halb nur, wie sie alle? Vater! Tiefbewegt, will reden; hält wieder inne. Ja, Du schweigst noch immer. – Laß denn mich dir's sagen, Denn nun errat' ich's. In Palmyra streiten Die Weißen und die Roten – oder wie Die Farben der Parteien diesmal heißen. Und du, du streitest mit! nach kurzem Zögern. Und mußt du so Verächtlich davon reden? Wenn wir streiten Um das, was heilig ist? Wenn wir dem Kaiser Mitstreiten wollen, ihm vollbringen helfen, Was er zum Heil der Welt erschaffen will? Es ist! Es ist so! – Du ! Warum nicht ich? Bin ich nicht auch ein Jüngling meines Volks? – Hast du's erraten, will ich auch nicht schweigen; Vor dir zu heucheln, drückt mir längst die Brust. Bittend. Laß mich! Ich muß hinunter nach Palmyra – Noch heut? Noch heut. Des Kaisers Feinde töten – Wir töten niemand, der nicht sterben will. Doch unsre Feinde – sind's doch auch die deinen – Sie sind noch Herrn und sollen's nicht mehr sein! Noch herrscht der Christen Bischof in Palmyra; Der weibische Prätor dient ihm. Beide fangen Wir diese Nacht und bannen sie hinweg, Verkünden Freiheit und die alten Götter! Und Bischof, Prätor werden willig gehn? Die Truppen alle sind in Persien. Das Volk ist uneins – und der Feige fällt Dem mutigen Sieger zu! Und warum harrt ihr Auf Julianus nicht, daß er euch bringe, Was ihr begehrt? Der Kaiser ist zu milde, Behutsam – Weise – Und er harrt vielleicht, Daß ihm die Völker, selbst sich regend, helfen: Groß ist der Christen Macht. Gutheißen wird er, Was wir vollbringen, und das Werk uns segnen! Und wenn er stirbt? und wieder Christenkaiser Im Reich gebieten? – – Kind! O Kind! Wollt ihr Das Rad zurückdrehn? Hörst du nicht das Sausen Des Windes, der es rollt? – und siegtet ihr Auch heut für Einen Tag, wie wird er enden? Auch wir befreiten einst die Stadt der Väter, Wir schufen neues Recht für alle; doch Weil Menschen Menschen sind, ward unser Werk Bald faul, verderbt und nichtig gleich dem Alten. »Zum Heil der Welt!« O Kind! Wie ist die Welt? Sie steinigt heute den und morgen jenen. Laß deinen Wahn und bleib! Vergib! Ich ehre Dein Wort wie das der Götter; – doch ich muß Hinab, ich hab's geschworen. Will gehen. Nein! Nein! Nein! Ich laß dich nicht! Tritt ihm in den Weg. O Nymphas! Sieh mich an! Auf dieser Erde hab' ich nur noch dich, Nur dich – und du willst gehn und dich verderben. Ja, dich verderben! Das Adonis-Lied Tönt mir im Ohr noch, und das Spiel des Todes. – – Abbrechend. O bleib mir Kind! Ein Todesgranen bebt mir Durch diese starre Brust. Du warst das Beste, Holdeste, Liebste mir, das reinste Glück, Die Sonne, die mir nie versank! Dich ließ Mir deine Mutter – und der Mutter Mutter, Die bald der Gram erlöste – dich, ihr Abbild, Doch angestrahlt vom goldnen Sonnenlicht Taghellen Frohsinns, holden Ebenmaßes, Drin jeder Makel wegschmolz; – ach, mein Nymphas, Was preis' ich dich! Dein helles Auge sieht Und weiß, was du mir bist. Und jetzt erhebt sich Dein edler Geist auf seiner Jugend Flügeln Und flattert mir hinweg, dem Abgrund zu; – Doch nein, ich duld's nicht! Mit dir leben will ich Und mit dir sterben, doch nicht um dich weinen! sinkt ihm ans Herz. O du mein Vater! und mein Gott auf Erden! Doch laß mich, laß mich; denn ich muß hinab. Mich ruft die Ehre – und die Götter rufen – hält ihn fest. Nur einer ruft: der Tod! Ich hab' geschworen; Soll ich meineidig werden? Ein Feuerschein, allmählich wachsend, fällt von rechts auf die Bühne. Götter! Weh mir! Es leuchtet schon das Zeichen durch die Nacht. Ich muß, ich muß! Fahr wohl! Reißt sich los. wild. Nun denn, so ruft Auch mich, ihr Götter – mich mit meinem Nymphas! – Dich laß ich nicht! Hinab denn! Edle Tollheit, Nimm auch den Vater hin; mein Kind will ich Beschützen, mit ihm siegen oder sinken! Apelles von Palmyra schwingt noch einmal Das Schwert für seine Götzen oder Götter; Das Feuer ruft; hinab! Du willst, mein Vater – Mein Schwert! Mein altes Schwert! Reißt die Thür der Hütte auf, tritt hinein. Nymphas eilt zu dem Felsstück, hinter dem sein Schwert liegt, hebt es auf. in der Hütte, unsichtbar. Was gibt's? – Apelles! tritt wieder hervor, mit seinem Schwert. Es wächst der Schein. Und uns das Herz. Hinunter! »Der Götter Feinde nieder in den Staub!« Stürmt mit Nymphas hinweg, nach rechts. in der Hütte. Apelles! – Nymphas! 6. Auftritt Sechster Auftritt. Longinus. Dann eine Stimme hinter der Scene. tritt heraus. Was geschieht? Apelles Hinweg, und hört nicht? – Alles still? – Ist das Ein roter Schein am Himmel oder nur In meinem Aug'? – Apelles! – Mann, wo bist du? hinter der Scene, laut, geisterhaft. Der Kaiser Julianus ist gefallen! Der Apostat ist tot! horcht verwirrt, entsetzt. Wer ruft? – So fremd Wie Geisterstimme ... Wie man sagt, daß einst Unsichtbar eine Stimme durch die Welt rief: »Der große Pan ist tot!« Und alles horchte – ferner, nach rechts. Der Kaiser Julianus ist gefallen! Der Apostat ist tot! erbebt. Schon wieder. Abwärts Und gen Palmyra wandert's. – Ja, ich hört' es; Ich träumte nicht! – – Wo seid ihr? Nymphas! – Laßt ihr Den Alten hier allein? Wankt, auf seinen Stab gestützt, nach rechts. Apelles! Nymphas! Rechts ab. Offene, rasche Verwandlung. Der Platz vor Apelles' Hause in Palmyra, wie im dritten Aufzug. Nacht, wie bisher; Mondlicht und Feuerschein. Das Thor des Tempels hinten ist geöffnet; die Basilika scheint zu brennen. 7. Auftritt Siebenter Auftritt. Apelles, Nymphas, Zabbäos, eine Schar bewaffneter junger Palmyrener kommen teils aus dem Tempel, teils durch das Säulenthor hinter der Basilika. Schmetternde Trompeten von verschiedenen Seiten, schon während der Verwandlung. zornig. Wer warf die Fackel in die Kirche dort? Wer steckte sie in Brand? Wir wissen's nicht, Edler Apelles – Das empört die Christen, Die schon vertagten, zu gerechter Wut! Das schreckt die Freunde und vermehrt die Feinde! Neue Trompetenrufe. Horcht hin! – Ich wußt' es wohl: ihr unterschätztet Den Prätor und die Seinen! Er entkam uns – hinter der Scene. Der Kaiser Julianus ist gefallen! Der Apostat ist tot! betroffen. Wer ruft? Alle stehen bestürzt. Der Kaiser tot? War das 'ne Menschenstimme? hinter der Scene. Hört es, Bürger! Der Kaiser ist gefallen! Hört! der letzte Der Heidenkaiser tot! – Greift an! Mit uns Ist Gott und seine Scharen! 8. Auftritt Achter Auftritt. Die Vorigen; Agrippa Sohn des Jarchai, Bürger, einen Harnisch über der Brust, ein Hause bewaffneter Bürger kommen von rechts durch das Thor. Neue Trompetenrufe, näher, von rechts und von links. Seht, dort stehn sie; Seht, nur ein Häuflein. – Kirchenschänder ihr, Mordbrenner! Ich, Agrippa, Sohn des Jarchai, Im Namen Gottes fordr' euch auf: ergebt euch! Wir uns ergeben? – – Nymphas! steh bei mir. – Frei sein ist unser Ziel, nicht uns ergeben. Seiner Schar mit dem Schwert zum Angriff winkend. Der Götter Feinde nieder in den Staub! wie vorhin. Der Kaiser Julianus ist gefallen! Der Apostat ist tot! Die mit Apelles vordringenden jungen Palmyrener bleiben stehn, als die Stimme ertönt; weichen dann langsam, scheu verzagt, zurück. zu seiner Schar. Ihr hört es! Gott Verkündet uns den Sieg durch seine Boten! Seht die Mordbrenner, wie sie Furcht versteinert! sein eigenes Grauen überwindend. Ihr Brüder! was vertagt ihr? Kamt ihr nicht, Menschen und Götter zu bekämpfen, und Erschreckt vor einer Stimme? Jauchen nicht Die Kriegstrompeten uns Begeist'rung zu, Sieg, Ehre, Freiheit? Tritt vor; reißt sich von Apelles los, der unwillkürlich ihn zurückhalten will. Laß mich! – Wehre dich, Agrippa, Sohn des Jarchai! Verwundet ihn. taumelt, hält sich aufrecht. Das bezahl' ich Dir, eh' ich falle. Verwundet den Nymphas; fällt. Nymphas sinkt auf ein Knie, legt eine Hand auf die Brust. aufschreiend. Nymphas! am Boden. Schlagt sie nieder! Mit uns ist Gott! Trompetenrufe von links. Auch dort die Unsern – hört ihr's – Schickt sie dem Kaiser nach! Die Schar des Agrippa greift an, jagt die des Apelles – Zabbäos unter ihnen – nach links hinaus; draußen fortdauerndes Getöse und Waffenklirren. Einige Augenblicke sind nur Agrippa, Nymphas und Apelles auf der Bühne; Apelles kniet neben Nymphas, ihn stützend. O Kind! du blutest – Doch wirst du mir nicht sterben. ermattend. Doch; ich sterbe. Verlaß mich nicht! in wilder Verzweiflung. Ich wehre dir's! Ich will nicht, Daß du vergehst! so jung! so gut! – Ihr Götter, Ihr sollt nicht, sollt nicht! Ich versuch' es, Vater – Richtet sich langsam auf. Ein Teil der Siegenden ist von links zurückgekommen, dringt auf Apelles ein. am Boden. Sieg mit euch! Schlagt ihn nieder! tötet einen der Angreifer, die andern weichen zurück. Fahr hinunter! – – Steh aufrecht, aufrecht, Kind! sinkt wieder aufs Knie. Ich kann nicht, Vater. Leb wohl! So will ich sterben! So verfluch' ich Dies Leben, das nicht endet! – Tod! wo bist du! Zeig mir dein Angesicht! Kannst du ihn töten, So töte mich mit ihm! – Heran, ihr alle; Wirft sein Schwert weg. Hier biet' ich euch die unbewehrte Brust – – Hier, hier! stoßt zu! Einige zücken die Schwerter gegen ihn, doch ohne ihn zu treffen; weichen dann, wie die andern, scheu vor ihm zurück. Könnt ihr nicht treffen Seid Ihr feig, behext, entmannt? So bleibt! So tötet! Ihr Metzger, schwingt das Beil! Er geht ihnen entgegen; sie weichen. Ich bin verflucht. Und niemand kann mich töten. – Nymphas! Nymphas! Tritt wieder zu ihm, sinkt neben ihm auf die Kniee. schwach. O du! Was willst du? deutet nach hinten. Dort im Tempel laß mich Bei meiner Göttin sterben – Komm! Ich trag' dich; Noch einmal du, mein Kind! – Und du, mein Tempel, Nimm hier dein letztes Opfer! Sei verflucht, Daß keins mehr komme, wenn dir dies gefallen! in seinen Armen. Mein Vater, gute Nacht! Apelles trägt ihn in den offenen Tempel, wirft das Thor hinter sich zu. Von links und rechts drängen die Haufen der siegenden Bürger auf die Bühne. Ferne und nahe Trompetenrufe. zu den Bürgern, die ihm emporhelfen wollen. Ich muß hier sterben. Werft Feuer in den Tempel! Brennt ihn nieder! Der Vorhang fällt. 5. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Zabbäos in reifem Mannesalter, bärtig, Mäonios und vier junge Palmyrener andre als im vierten Aufzug sitzen umher, auf Säulenstücken und Blöcken; einige haben Kränze neben sich gelegt oder am Arm hängend. steht auf. Wollt ihr noch länger rasten? Ich bin müde Vom Stillesitzen. Gehn wir. Ruhlos wie Der Schakal, wenn ihn hungert! – Warte noch – lächelnd. Faul wie die satte Schlange! Nun, so laß uns Hier liegen wie die Schlangen; Schlang' und Eidechs Gedeihn hie gut – und Menschen denn wohl auch. Wir kommen früh genug; zur Gräberschlucht Sind kaum fünfhundert Schritte – Mehr. Nicht mehr. – Dies ist ein Platz zum Träumen! Lustig raschelt's Im Gras; und Grillen singen; und die alten Gemäuer, Säulen, Blöcke, so vom Zahn Der Zeit benagt – man denkt sich was dabei. Und wenn am Abend von den Gärten her Die Knaben singen – – Zu einem der Jünglinge. Sing uns eins, Seleukos. Sing uns das griechische Liedlein vom Adonis, Da wir ihn heute feiern. So begehn wir Das Fest mit Ehren, und Mäonios gib Noch eine Weile Ruh'! Sei's drum. So streck' ich Mich wieder hin. – Nun singe! singt. Also will's der ewige Zeus: du mußt nun Niedersteigen unter die blüh'nde Erde, Mußt die dunkle Persephoneia küssen, Schöner Adonis. 2. Auftritt Zweiter Auftritt. Die Vorigen; Apelles erscheint rückwärts zwischen den noch aufrechten Säulen; in vernachlässigter, phantastischer Gewandung, das graue Haar verwildert, einen Stab in der Hand; bleibt dort, finster schwermütig horchend, stehn. singt weiter. Wenn im Lenz dann wieder die Quellen rauschen, Aufwärtssteigen wirst du, beweinter Jüngling, Küssest froh die goldene Aphrodite, Schöner Adonis! Ein hübsches Lied; mein Leiblied. Bemerkt den Apelles. Halblaut. Schaut! Wer steht Dort bei den Säulen? – Kein zufried'ner Mann, Will mich bedünken. Wenn mir der bei Nacht Im Gräberthal begegnete, beim Zeus, Ich dächt': er kommt aus einem Turm gestiegen Und lag dort eingesargt! leise. Er kommt hierher. Seid mir gegrüßt. Ihr sangt ein Lied, das ich – – Das ich vor Zeiten hörte – Vom Adonis. auf den Sänger deutend. Seleukos sang's. Es ist der Tag, an dem wir Den Gott Adonis feiern zu Palmyra. sinnend, nickt. 's ist heut der Tag! – – Darum die Kränze dort – zutraulich. Auch noch um andres, Alter. Lächelnd. Meld es nur Den strengen Vätern von Palmyra nicht: Die würden finster schau'n! Die wollen auch Die alten Götterfeste ganz verbieten! – Wir gehn die Gräber unsrer Väter schmücken, Die für die Freiheit und die Götter fielen, Als Kaiser Julianus starb. Du bist Ein Fremdling, Alter, wirst davon nicht wissen. Ein wenig. Alle fielen Auf Zabbäos deutend. bis auf den. Der kam davon; nach Jahren kehrt' er wieder: Da war's vergessen. vergnügt lächelnd. Und nun leb' ich noch, Und denk', noch manchen guten Tag! zu Mäonios. Du sagtest, Sie alle fielen. Wohl. Doch war noch einer, Den sie den Geister von Palmyra nannten; Ich sah ihn einmal nur, – in jener Nacht. Der kämpfte wütend mit, und dort im Tempel Vebrannt' er: andre sagen: nein, er lebt. Man sah ihn später noch – so sagen sie – Bei diesem Tempel, jetzt kein Tempel mehr: Zuerst der Brand und dann, vor Jahr und Tag, Erdbeben – zweimal kracht' es unter ihm – Das hält kein Tempel aus! – Der Meister aber Soll ruhlos wandern sagt man; Jesus Christus Hat ihn verdammt, zu leben – oder sonst Ein Christen-Heiliger. Nun, die mögen's wissen. Ja, der war auch dabei! Ihr schmückt die Gräber Der Toten, ihr, die Jungen. Nun, und ihr? Was wir? Und hofft ihr noch? Auf was? Auf beßre Zeiten. sieht ihn eine Weile verwundert an. Wo, Alter, wären die? Vielleicht in euch. Du magst wohl scherzen. Aus ist's. Wir sind unten, Die Christen oben. Und dem Reich der Römer, Dem geht's wie diesem Tempel! – Krach! – Es hält wohl Noch eine Weile, doch dann wird es fallen. Die Völker der Barbaren wandern durch Die ganze Welt, sie schlagen unsre Heere, Sie plündern die Provinzen. Nun, was hilft's? Man trägt es auch. Wir gehn so mit der Zeit; Wer uns nur leben läßt, der mag uns haben. Klein ist Palmyra worden; doch es lebt sich Auch heut noch gut darin. Der Weise sagt: Schick dich und duck dich, und genieß die Stunde! für sich. Der lebt! Und Nymphas starb! Ja; pflück den Tag! Wie's jener Grabspruch sagt: »Ich war nichts, bin nichts; Du, der du lebst, iß, trink und scherz, und komm!« – Mir soll man einst aufs Grab, wie jenem Römer, Mein steinern Bildnis legen, in der Hand Die Schale, draus ich trank, und drunterschreiben: »Trink, Freund, und liebe; alles andre frißt Das Feuer und die Erde!« – Alter, du Bist nicht so weise. Siehst nicht fröhlich aus. Woher des Wegs? Bei vielen Völkern war ich, In vielen Ländern; – und vielleicht in allen. War, wo die Sonne hoch im Scheitel brennt, Und wo sie nur am Rand des Himmels wandert; Wo Meere leuchten und wo Nebel dämmern; Wo lang die Nacht wie hier der Winter ist, Schlammkrater spei'n und Eisgebirge schwimmen. Und doch so weise ward ich nicht wie ihr. Scherzt ihr und trinkt! leise zu den andern. Er faselt; oder foppt uns. leise. In seinem Schädel mag's nicht richtig sein. Laßt ihn, und kommt! 's wird spät! Laut. Wir gehn. Zum Thal Der Gräber. Träume du von deinen Bergen Von Eis, die schwimmen, und von Schlammvulkanen Leb wohl! Sie gehen, leise mit einander lachend. Leb wohl! – Sei wieder fröhlich, Alter. Bist trotz der Jahre noch so fest gebaut; Gehst aufrecht um Erstaunen. Denk des Spruchs: »Iß, trink und scherz und komm!« Folgt den andern, die schon nach links abgegangen sind und jetzt zu singen anheben, sich allmählich entfernend. Gesang, allein. Rose, glühend wie Aphroditens Purpursaum – Gesang. Du wirst vergeh'n. Säule, tragend des Göttervaters Tempelbau – Kannst nicht besteh'n. Augenpaar, du thu dich nur auf, genieß die Welt – Kannst sie noch seh'n. Bald drückt dich zu die kalte, die letzte Hand – Dann ist's gescheh'n! hat still gehorcht. »Dann ist's gescheh'n.« O ihr Zufriednen! Fröhlich sein und sterben! – Mein Leben tritt sich aus die Fersen, wie Die Nacht dem Tag und dem Herbst der Winter; Ewiger Winter hingelagert auf Dem kalten Schneetuch, das den Sommer deckt. Umherblickend. O Heimat! »Thal der Gräber« um mich her! So wie die Geister von Gestorbnen, die Man nicht begrub, die Todesstätte, sagt man, Ruhlos umkreisen, so umwandr' ich, ein Lebendig Toter, dieses Leichenfeld Meines erschlagnen, nicht begrabnen Lebens. Und von den fernsten Wanderungen kehr' ich, Als riefe hier der Geist, der Frieden heißt, Zum Ort des Grams zurück! – Ihr Mauern steht noch – Die letzten meines Hauses. Dort erklang die Unwillige Thür, als Phöbe mir entfloh, Den Frühling mit sich fortnahm. Dort vor dir, Zur Basilika gewendet. Gepriesnes Werk des Meisters, lag im Staub Mein stolzer Sommer, meine Persida Und rang die Hände, sich dem Himmel opfernd, Der mich verbannte. Du mein Tempelbau! Haus meiner Göttin! Glück ihr Name, Fluch Ihr letztes Wort! Auf ihrer Schwelle hauchte Mein holder Nymphas seine Seele hin; Mein spätes, höchstes Glück, mein Abendstern, Trost, Hoffnung, alles! – Und ich kann nicht sterben! Longinus starb – ich nicht! Die Müden sterben, Die Weinenden, die Lachenden – Geschlechter Und Völker sterben – Tempel stützen nieder Ich nicht! Ich nicht! Wie Mond und Steine rollt Mein Leben weiter; hoch am Himmel steht Geschrieben: »ewig!« und durchflammt die Nacht, In der ich ruhlos wandre. Tod! dich ruf' ich! Wenn dich der Schrei der Sterblichen – doch weh mir, Ich bin nicht sterblich – – wenn die heisre Stimme Des irren Wandrers, der sich müde rief, Dein Ohr erreichen kann, du Totenfährmann, So komm! Ich will hinab! 3. Auftritt Dritter Auftritt Apelles; Pausanias tritt aus den Trümmern von Apelles' Haus hervor; wie im vierten Aufzug, doch nicht mit der Leier. Du siehst, ich hör' dich. So bin ich nun willkommen? Scheuchen mich »Genuß und Arbeit«, deine Zwillingsbrüder, Nicht mehr hinweg? Ich will hinab! Dahin Sind Stolz und Trotz der todesmüden Seele! – Genuß! Genossen hab' ich bis zur Hefe; Und nur die Arbeit fühl ich noch, zu leben. Ihr rüstigen Glieder, seid verflucht! Vertrocknet Ist mir des Daseins rieb und Lust; gestorben Sind meine Zeiten, über Gräber wandl' ich. Nur der kann leben, der in andern lebt, An andern wächst, mit andern sich erneut; Ist das dahin, dann, Erde, thu dich auf, Treib neue Menschen an das Licht hervor, Und uns, die Scheinlebendigen, verschlinge! Zu Pausanias. Führ mich hinab! Ist mir des Lebens Zeichen Auf diese Stirn gezeichnet, Schlägt seine Stirn mit der geballten Faust. Ich zerschlag' es; Ich bin ein Mensch, ich hab' des Todes Recht, Und wie die Toten alle will ich sterben! Wirft sich auf die Erde. Willst du auch sterben, kann ich dich nicht töten. Hier lag die Chistin, und des Geistes Stimme Verdammte dich durch ihren Mund. »Du wirst Nun ewig wachen ohne Schlaf des Todes!« – – Rufst du mich nun? Wie hast du mich geschmäht, Den »Höllengeist«, den »Unhold«. Kennst du mich Nun besser? Gar so unhold bin ich nicht. Ich bin der Tröster auch, der »Sorgenlöser«, Der müde Häupter auf das Kissen legt Und Schmerzen heilt, die anderm Schlaf nicht weichen. Und wer verbürgte dir, daß ich der letzte Von allen Schlummern bin? daß diese Hand Nicht langsam, leise – oder knarrend auch – Die Thür nur öffnet, die ins Feie führt Ins Andre? Ins – – Wer weiß es? Wie auch immer. Sei, wer du seist! Dich will ich! Dich, den Tod! schüttelt langsam den Kopf. Ich habe keinen Teil an dir. Und ich, Wie soll ich leben? In Geduld. Ich kann nicht. Tot ist Geduld, mit allem, was mir tot ist. Nur noch Erinn'rung lebt in meinem Geist, Das Gift, das tief verwendet, doch nicht tötet. Wenn ich nicht sterben kann, will ich vergessen; Gib mir Vergessenheit! Die hab' ich wohl; Doch für die Meinen nur. Lebend'gen kann sie Nur der Lebend'ge reichen! – – Schau hierher: In dieser Kirche, die du einst gebaut, Die, wie den Tempel, Erd' und Feu'r zerstörten, Daß jetzt der Himmel auf die Steine blickt, Mit denen du so bunt den Boden schmücktest – – Schau hin. Ich sehe nur ein Weib; geführt Von einem Knaben. Schau nur hin. Sie scheint Noch jung; doch bleich die Wangen; und der Mantel Umschließt ihr, halb verhüllend, das Gesicht. Ein ernster Anblick, der zur Wehmut stimmt; Und doch nicht traurig – – Plötzlich. Götter! Nun? was ist? Das ist die Christin! Zoe! lächelnd. Wie du träumst. Die Toten wandeln nicht. – Sie mag im Aug' ihr, Im Haar, in diesem oder jenem gleichen. Schau besser hin. 's ist Zoe nicht – Die sah ich Vor ungezählten Jahren; Auf seine Stirn deutend. unklar dämmert Nur noch ihr Bildnis hier; – doch schien mir plötzlich, Sie wandle wieder, schaue mir ins Antlitz Schauernd. Mit jenem Geisterblick! – – Nun schaut sie weg; Die andre. – – Edel die Gestalt. Doch geht sie Langsam und mühsam Weil die Kraft noch fehlt. Als dieses Dach der Erdstoß niederstürzte, Begrub er sie, mit Mann und Kind. Die beiden Fand man erschlagen; sie, vom Schutt bedeckt, Wie durch ein Wunder wacht sie auf zum Leben – Und an ein Wunder glaubt nun auch das Volk. Doch glaubt es auch, die Gnade Gottes hab ihr Vergessenheit geschenkt: denn niemand hört sie Beklagen, was sie hier verlor. Vergessenheit! – O Götter! Schau noch hin. Es stehen Frauen Und Kinder um sie her; und Männer kommen. – Sie spricht mit jedem; freundlich, anmutsvoll; – Sie lächelt auch. Ein endliches Lächeln; Verwundert träumend. Wie aus vergangner Zeit; denn wundersam Gemahnt's mich an – – Laß das Vergangne ruh'n. Sie spricht mit allen, weil sie hilfreich ist; Denn dieses Volk, das sie für heilig und Von Gott gesegnet hält, erfleht sich Rat Und Trost von ihr und Beistand; wohl auch Wunder. – Was packt dich an? Sie kommt. Und wieder schaut Mir jener Geisterblick ins Aug'; der Blick, Der mir den Fluch des Lebens hingezeichnet – Still! Tritt zurück! 4. Auftritt Vieter Auftritt. Die Vorigen; Zenobia jung, bleich, dunkel gekleidet den Kopf eingehüllt, wodurch sie an Zoe erinnert; von derselben Darstellerin gespielt mit einem Knaben, auf den sie sich stützt hinter ihr ein Greis mehrere Weiber und Kinder alle aus der Basilika. zu den Weibern. Nun geht. Ich dank' euch, dank' euch Für euren Dank; wer mehr noch danken will, Der lass es Gott zukommen. Dem gebührt's. Eine der Frauen will Zenobias Gewand küssen; sie wehrt es ihr. Hinweg von meinem Kleid! Willst du noch einmal Dich so entwürdigen mich zur Hoheit machen, So kenn' ich dich nicht mehr! Die Frau schleicht verschüchtert mit ihrem Kind hinweg. Zenobia ruft sie freundlich lächelnd zurück. Ein Wort noch! – Laß mich Dein Kind noch küssen. Das Kind läuft zu ihr; sie küßt es. Dann zur Mutter. Lieb es mit Geduld; Dann hat es Sonne. – Geht! Mutter und Kind ab, den andern nach, die schon nach links abgegangen sind; nur der alte Mann bleibt stehn. Was willst du noch? Ich sagte dir, ich zaub're nicht. Das Leben Verlängern kann ich nicht und wills auch nicht. Hängst du so sehr am Leben, alter Mann, So geh zum Arzt und bitt ihn, dir zu helfen. Der Alte geht; mühsam, auf einen Stab gestützt, hustend. Zenobia sieht ihm mitleidig nach. So krank! – und liebt es noch, sein elend Leben! Setzt sich auf einen Stein, sinnt vor sich hin. Der Alte links ab. hat Zenobia in wachsender Bewegung beobachtet; für sich. An wie viel andre mahnt mich dies Gesicht. Ihr wechselnden Gestalten, die mein Leben Blüh'n und vergehen sah, wandelt ihr vorüber Auf diesem fremden Antlitz, wie die Farben Des Regenbogens im betauten Licht Tritt mir hier neu geformt der Geist entgegen, Der euch durchlebte der von Form zu Form Sich in den Weg mir stellte, wie um mir Zu sagen: während du dich klammertest An diese Form, die sich Apelles nennt, Und dich als leeren Schatten überlebst, Durchschritt ich Form auf Form, in Zickzackbahnen Doch weiterschreitend, meinem Ziele zu? – – Ich will, ich muß sie anfleh'n – hat wieder nach links geblickt; zu dem Knaben. Elabel! Dort sitzt der Alte nieder. Geh und gib ihm Ein Goldstück. Laß mich dann. Hier will ich sitzen Lächelnd. Und nichtsthun. Kommt in einer Stunde wieder. Der Knabe ab nach links. Apelles tritt vor. Vergib: ich red' dich an. Wenn du – nicht Heilige, Doch heilig gut und liebreich – wenn du neue Gestalt der Seele bist, die wunderbar Mein Leben hat begleitet; oder wenn Die Gnade Gottes dir Vergessenheit Des einst Erlittnen schenkte: hilf auch mir Zu dieser Gnade, diesem Götterbalsam, Der halber Tod doch ist. Vergessenheit! ihn lange und mit tiefem Sinnen betrachtend. Wer bist du – Kenn' ich dich doch nicht. Und doch – In Träumen sah ich dich. Im Geistes-Zwielicht, In rätselhafte Dämm'rung des Gedenkens Erschienst du mir; – so grau nicht – jung – dann älter Und wieder älter ... Dämm'rung schwebt um mich; Ein Traum der Seele. – Wunderlicher Fremdling, Und kenntest du mich auch? Zenobia heiß' ich – Nicht Zoe? – Phöbe? sieht ihn verwundert an. Nein. – Doch fahren mir Die Namen, die du nennst, wie ferne Blitze Durch meines Traumes Nacht. Lebendige Gestalten tauchen auf, und nah'n, und wachsen Zu mir heran – und wenden Ich. Und weiter In Künft'ges schau ich ... Nun zu Nebeln wird's! Lächelnd. Vergib. So träum ich oft. Drum glauben auch Die spöttischen Zweifler, irren Geistes sei ich; Die Frommen grüßen mich als Heilige. Verkehrt ist beides. Nur ergeben bin ich In Gottes Willen, der so schwer mich prüft, Doch mich mit schaurig süßer Ahnung tröstet; Und trachte, gut, den Menschen hold zu sein Und so für das, was kommen mag, zu reifen – Bis mich der Geist wird rufen: Folge mir, Es lichtet sich der Tag! erschüttert, nach längerem Schweigen. Ja, nun erkenn' ich's. O Wunderrätsel du, das meinen Weg So oft verwandelt kreuzte; holde Flamme Des vielgestaltigen Lebens! Nun erfass' ich Des hohen Meistes Meinung, – ach, zu spät. Es springt des Lebens Geist von Form zu Form; Eng ist des Menschen Ich, nur Eine kann es Von tausend Formen fassen und entfalten, Nur Eine Straße geh'n; drum tracht' es nicht Ins lebenwimmelnde Meer der Ewigkeit, Das Gott nur ausfüllt! – Sollt' es dauern, müßt' es Im Wechsel blühen, wie du! von Form zu Form Das enge Ich erweiternd, füllend, läuternd, Bis sich's in reinem Licht verklärt. So könnten wir Vielleicht, allmählich, Gott entgegenreifen. Ein holder Traum! – Doch nicht für mich. Mein Fluch Liegt fest. Ich wandle meines Weges weiter Leb wohl, Zenobia! Geht langsam den Säulen zu. – Die Geistermusik des ersten Aufzugs ertönt wieder. Zenobia horcht auf, wie mit erwachendem Geist. nach einer Weile, mit verändertem Blick und feierlicherer Stimme. Apelles! bleibt stehen. Rufst du mich Bei meinem Namen? Wer du bist, nun ahn' ich's. Und mir im Aug' wird's hell: auf deiner Stirn Seh' ich das Zeichen, das dich schlaflos machte. Und eine Stimme spricht: Erlösung dem, Der, lang geprüft, des Lebens Rätsel und Des Todes Lehre faßte! – Komm zu mir Und neige dich zu mir: ob ich die Stirn Dir kühlen kann, die so von Leben glüht Und nach Erquickung schmachtet. Er sinkt vor ihr nieder; sie legt ihm die Hand auf die Stirn. O Zenobia! Ja, deine Hand ist kühl. Ein weiches Frösteln Durchschauert mich; vom Haupt zum Herzen rinnt's; – Ein selig Stillestehn. – O könnt' ich so Hinüberdämmern in die Nacht des Friedens, Nie zu erwachen! Oder anderswo. Gesang der jungen Palmyrener in der Ferne, gedämpft, im Chor. Also will's der ewige Zeus: du mußt nun Niedersteigen unter die blühende Erde, Mußt die dunkle Persephoneia küssen, Schöner Adonis! während sie singen. Das ist das Lied – – Sie kommen schon zurück. Des Nymphas letztes Lied ... Mein letztes auch? Ist's keine Täuschung? – Dunkler wird's am Himmel. Nein; hie im Aug'! Sein Blick erstarrt. Adonis! – Kehr' ich wie Adonis auch zum Licht? Du wirst's erfahren. Wohl denn. – O Mutter Erde! fahre wohl! Du warst mir hold – ich liebte dich so sehr – Blüh nun den andern! All ihr Lebenden, O seid gesegnet! blüht im Sonnenlicht! Apelles geht zur Ruh. Pausanias steht hinter Apelles, nimmt still dessen erhobene Hand. Noch eine Hand Berührt mich; kalt. – Du bist's! – – Ich danke dir. Stirbt. – Der Gesang dauert noch fort – die andere Strophe sich nähernd. Der Vorhang fällt.