5. Der Mohnkopf Im herben Wind, am Dornenzaun, Bei toten, raschelnden Ranken, Verödet muß dies Greisenhaupt Die trüben Tage durchwanken. Und aschendürr und aschenfahl, Von Gram gebeugt, hinab Zur wüsten Erde starren: Du meiner Hoffnung Grab! – Ach wohl, im Sommer! – als flammend heiß Im Blauen die Sonne stand, Da war von üppigen Träumen Mein jugendlich Haupt entbrannt. Ich loderte glutig und dünkte mich selbst Solch herrlicher Flammenbronnen Und wollte im Herbste Garten und Flur Besäen mit roten Sonnen. Doch als er kam, der Herbst – da ward Ich zage wie welkendes Laub, Und als ich neigte mein Haupt zur Saat, Da war manch Körnlein taub. Und etliches fiel auf dürres Gestein, Der Vogel hat es gepickt, Und etliches wird, wenn es keimt, zertreten Oder von Dornen erstickt. Und etliches hat der barsche Sturm Geschleudert – weiß nicht wohin – Auch den vermessenen Jugendtraum Gezaust mir aus dem Sinn. – Nun steh ich hier am Dornenzaun Bei toten, raschelnden Ranken Und muß mit ödem Greisenhaupt Die trüben Tage durchwanken. O Jugend, du fliegst kühn und rasch, So wie die Schwalbe schnellt; Doch, gleich der Schnecke träge, schleicht In Ewigkeit die Welt.