Im Feuernest des Herdes (Moses.) »Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde ... Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge, und die Berge mitten ins Meer sänken.« (Psalmist.) Im Feuernest des Herdes ruht Verloren mein düstres Auge; Und grübelnd starrt die Glut Zurück mit rotem Auge. – Glut, was starrst du? Draußen an der Mauer rüttelt Der Sturm mit drohendem Gebraus; An morschen Gliedern Zittert das Haus, – Wie ein zagender Greis. Ein Bangen kommt geschlichen Und flüstert in mein Ohr; Und zur Decke huscht Scheu mein Blick empor: Wenn die Decke birst, –! Da raunt es und zischelt: »Ja, ducke dich nur Und drehe die Augen nach oben! Sieh die Faust der Vernichtung erhoben! Horch, wie die Balken stöhnen! Sie ahnen, daß dies Haus Einst im Sturze dröhnen Wird wie ein gefällter Riese. Wenn dann der aufgewirbelte Staub Sich senkt auf wüste Trümmer, Kommt das Unkraut Mit tastender Wurzel Geschlichen und wühlt sich In morsches Gestein; Halb vergraben aber im Schutt, Lugt zum mürrischen Himmel empor Mit leeren Augenhöhlen Ein bleicher Schädel – Dein bleicher Schädel! Dein kostbar Haupt!« – – Mein Haupt! – Was ich bedient mit täglicher Plage, Wie eine Mutter ihr einziges Kind, Was ich beim Rascheln der Gefahr Geschirmt mit zuckendem Arm – Das liegt nun hoffnungslos verworfen Zwischen Schutt und hämischem Unkraut, Wie ein zertrümmertes Thongefäß! ... Im Feuernest des Herdes ruht Verloren mein angstvoll Auge; Und grübelnd starrt die Glut Zurück mit rotem Auge. Glut, was starrst du? – Da sprüht es in dem roten Auge Begeistert auf; Heiliges Feuer wallt empor Und stürzt auf meine Seele Wie einer Sturmflut Woge; Und die Flammen singen summend Wie Orgelton, wie Sturmesbrausen: »Gieb es auf, dein nichtig Haupt! Dann magst du es getrost verlieren. Sei gleich uns, verbrenne dich! Viele tasten im Dunkeln und frieren. Sieh die fromme Flammenrose Blätterüppig blühen, Licht und Wärme, Liebesgaben, Ihrem Kelch entsprühen! – Selig, wer aus enger Hülle Freudig sich erhebt, Zu erhabenen Himmelsweiten Selbstverloren schwebt! Wie ein stiebend Aschenstäubchen Flieht die Todesnot ... Überselig ist die Liebe, Ist der Opfertod!«