Der Knabe und der Stieglitz an der Spree Ein bunter Stieglitz ward gefangen, Und einem Knaben auf Verlangen Zu seinem Eigenthum geschenkt, Der ganz entzückt auf nichts mehr denkt, Als seines Vogels recht zu pflegen. Er sucht daher ihm allerwegen Sein liebstes Futter, füllt sein Glas Des Tages oft mit frischem Naß; Vergoldet ihm sein kleines Haus, Und bringt ihm manchen Distelschmaus. Der Stieglitz aber findet doch Zuletzt ein unbemerktes Loch, Aus welchem er gar bald entkam, Und fröhlich seinen Abschied nahm. Der Knabe rief ihm freundlich zu: Wohin, du armer Vogel, du? Was hat dir denn bei mir gefehlt, Daß sich dein Flug das Weite wählt? Hab' ich nicht Alles dir gegeben, Wovon die Herr'n Stieglitze leben? War nicht dein Käfich ein Palast, Mit gold'nen Drähten eingefaßt? Und ward dir nicht aus meiner Hand Manch Stückchen Zucker zugewandt? Komm' wieder, bitt' ich dich, herein! Der Stieglitz gab zur Antwort: Nein! Weg mit der gold'nen Sklaverei! Hier hab' ich mehr, denn ich bin frei.