Der Bischof und der Bettelbube Einst ging ein Bischof durch die Stadt; Ein Bettelbube zu ihm trat, Zog vor ihm ab gar tief den Hut, Und sagte: Herr, seyn Sie so gut, Bis an den Hals steck' ich in Schulden, Und schenken Sie mir einen Gulden Zu diesem lieben Neuenjahr; Das wär' ein christlich Werk, fürwahr! Was! (schrie der Bischof eifersvoll) Ich glaube, Junge, du bist toll; Ein Gulden, bei so schlechter Zeit, Ist wahrlich keine Kleinigkeit! Nun, Herr, (fiel ihm der Bettler ein) So mögen's denn acht Groschen seyn. Nichts, nichts! (versetzt der Bischof d'rauf) Geh' fort und halte mich nicht auf! Ihr Gnaden! Einen Groschen dann – Fort, fort! auch den nicht – Nun wohlan! Sie sehn, wie ich mich handeln lasse, Ein Hellerchen? – Geh' deiner Straße, Nichts, gar nichts! Das ist etwas arg, (Sprach d'rauf der Bube). Sie sind karg! Doch lassen Sie sich denn bewegen, Und geben mir nur Ihren Segen! Den sollst du haben, lieber Sohn, (Erwiederte mit süßem Ton Der Geistliche) knie' hin vor mir, Den besten Segen geb' ich dir! So? sprach der Bursche ganz verwegen, Behalten Sie nur Ihren Segen! Ich hab' ihn zu geschwind begehrt; Wär' er nur einen Heller werth, Sie gäben ihn, hochwürd'ger Herr, Gewiß nicht so gutwillig her.