Jetzt, da Herr Doctor Will auf ewig Herrn Gottschalcks Jungfrau Tochter liebt, und Ihr darauf und Sie Ihm wieder Ring, Hand und Ja vorm Altar giebt, so wird bey diesem Hochzeit-Feste, wo treue Liebe triumphirt, ein Schäfer-Stückgen musicalisch von einem Freunde aufgeführt Den 25. des Brachmonats 1737. Galathee, Galatin, Philis, Corydon, Lysander. Philis: So bald der Sonnen-Gold durch Nacht und graue Wolken Hindurch gebrochen war, und ich das Vieh gemolken, Nahm ich den Schäfer-Stab und trieb mit süsser Müh, Und angenehmer Last mein frommes Wollen-Vieh Auf das geschmückte Feld, und zu den fetten Triften. Das kleine Feder-Volk sang lieblich in den Lüften, Und füllte Wald und Feld mit zarten Tönen aus. Da sprang ein muntres Reh aus dem Gesträuch heraus, Nach einem Brunnen zu. Dort sang ein Hirt im Stillen Ein schön und reitzend Lied von seiner Amarillen. Ein junger Schäfer schnitt in Bäume Namen ein; Der grif die Flöte an, und jener sang darein. Und als ich Corydon den Hirten spielen hörte, Worbey er sonderlich die Galathee verehrte, Sprang ich von Rasen auf, und eilte nach dem Baum, Daran er sich gelehnt. Er merkte dieses kaum, So gieng er auf mich zu, und sprach vergnügt: Willkommen! Ich fragte: Corydon! was hat dich eingenommen? Was spielest du so schön von unsrer Schäferin , Der schönen Galathee : was kommt dir jetzt in Sinn? Sie hat es zwar verdient, daß man ihr Lieder bringet, Und unser Schäfer-Volk von ihrer Tugend singet. Es kommt der Galathee nicht jede Hirtin gleich, Und manche Schäferin ist nicht wie sie so reich An Tugend und an Zier, Verstand, Geschicklichkeiten. Wie reitzend schlägt sie nicht die nett-gestimmten Sayten? Wie artig und geschickt setzt sie die Flöte an, Und bläst, daß sich das Ohr nicht satt ergötzen kan! Singt, schlägt und spielet sie, so müssen Schäferinnen, Die Schäfer doch noch mehr, Sie herzlich lieb gewinnen. In unsrer ganzen Flur, in Thälern, auf der Höh, Verehret jedermann die Schäfrin Galathee . Drum ist auch Galatin der Schäfer mit Verlangen, Und mit besondrer Treu ihr lange nachgegangen. Ich weis, sie liebt ihn auch, und man erzehlet frey: Daß dieses schöne Paar auch ein verlobtes sey. Sangst du vielleicht davon? Ich habs nicht recht verstanden. Drauf sagte Corydon: Ja, ja, Sie liegt in Banden, Und wird auch heute noch mit Galatin getraut. Sie setzt den Kranz schon auf, und schmücket sich als Braut. Drum war ich im Begrif ein Stückgen zu probiren, Das ich beym Hochzeit-Mahl gedachte aufzuführen. Wohlan! versetzte ich: So fahre immer fort. Ich aber wünsche ihr: So viel als dieser Ort Und Gegend Schaafe zehlt; so viel als Hähner krehen; So viel als Aehren jetzt auf unsern Aeckern stehen: So vieles Glück und Heil genüsse in der Eh Die holde Schäferin, die kluge Galathee! Drauf riefe Corydon die Schäfer allzusammen, Und dann besungen sie die reinen Liebes-Flammen. Cantata. Beyde Corydon und Lysander: Zierde unsrer Schäferinnen! Angenehmste Galathee! Unterbrich dein zärtlich Scherzen Bey den hellen Hochzeit-Kerzen; Bey dem Anfang deiner Eh. Schenke ein geneigtes Ohr, Deinem treuen Schäfer-Chor, Merke jetzt auf ihr Beginnen, Zierde unsrer Schäferinnen! Angenehmste Galathee! Wo ist ein Schäfer in den Gründen, Und eine Schäferin in unserm Feld zu finden, Die nicht von deiner Tugend Preiß, Und deiner Treflichkeit, und Kunst zu sagen weiß? Du hast durch deine Sitten, Und Gaben der Natur, In unsern Schäfer-Hütten, In unsrer grossen Flur Den Ruhm vor vielen weggetragen. Und wenn du auf dem Feld bey deiner Heerde bist, So weiß ich wie begierig jeder Schäfer ist, Ein Stück von dir gespielt zu hören. Dein reiner Klang, dein kunstgeübtes Saytenschlagen, Und deiner Flöten-Thon sucht jeder zuvermehren, Was Wunder, wenn der Schäfer-Orden Sich nach der Galathee und ihrer Liebe sehnt! Doch nur ein einziger ist also glücklich worden, Daß ihre Gegen-Gunst ihn krönt. Der Schäfer Galatin allein, Muß vor den andern glücklich seyn. Beglückter Schäfer Galatin! O! wie siehst du zum Vergnügen, Durch der Vorsicht weises Fügen, Dein gewünschtes Glücke blühn! Galathee liebt dich alleine, Und ganz zärtlich, treu und reine. So bleibt stets dein Glücke grün, Beglückter Schäfer Galatin! Wo haben wohl zwey Herzen unsers Seegens-Landes. Und angenehmen Schäfer-Standes, So treu, so schön, so fest, so dauerhaft, Mit solcher Macht und Kraft, Als Galatin und Galathee geliebt? Also, daß ihre edle Liebes-Glut Jedweden unter uns das schönste Beyspiel giebt. Das macht, kein geiler Brand durchdrunge Beyder Blut. Der Liebe Ursprung kam nicht so von ohngefehr; Nein, sondern bloß von beyder gleichen Jugend; Und gleicher frommer Zucht und Tugend, Von beyder gleichen Sinn und Geist, Und was man sonst an schönen Seelen preist, Ja kurz, vom Himmel selber her. Die Vorsicht hat schon längst geschrieben: Dieß Paar soll sich auf ewig lieben. Wo der Himmel selber wehlet, Und ein Paar zusammen giebt, Muß Gedeyen Auf sie schneyen. Wo ist was, das sie betrübt? Wo ist etwas, das sie quälet? Wo der Himmel selber wehlet, Und ein Paar zusammen giebt? So bist du nun, o! höchst-erfreute Stunden! Beliebte Galathee! Verliebte Schäferin! Mit deinen treuen Schäfer, Dem muntern Galatin verbunden. Nunmehr wird Euer gleicher Sinn, Und Euer gleiches Herz, die Eh Zu einen Paradiese machen. Wird Galatin betrübt, so weinet Galathee , Und wenn der Hirte scherzt, so wird die Hirtin lachen. Wir aber wollen nach der Pflicht Dieß frohe Hochzeit-Fest besingen, Und nach der Schäfer Brauch getreue Wünsche bringen: So viel man heuer Obst von denen Bäumen bricht; So viele Tropfen Milch die Schafe von sich geben; So viel man Blätter an den Reben, Und an den Bäumen zehlen mag; So viel in diesem Jahr noch Lämmer schreyen werden; So reich sey Euch Eh an Seegen auf der Erden; Werdet an Vergnügen reich, Scherzt und liebt bey euren Heerden. Alle Jahre müsse euch Auch ein junges Lämmgen werden. Legt das zarte Lämmgen weich: Wiegt und küßt es auch zugleich. Lebt, und werdt an allen reich.