O Mensch! an dem die Allmachts-Hand Aus dem 103. Psalm der 1. Vers Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Ode. O Mensch! an dem die Allmachts-Hand Die Grösse ihrer Kunst bewiesen, Und dessen Wesen, Art und Stand Sie stets vor andern hoch gepriesen. Nun sage schönste Creatur! Worzu bist du so schön bereitet? Bloß darzu, daß dein Wesen nur, Dich zu des Schöpfers Lobe leitet. So werde denn mit Geist und Zungen Des grossen Meisters Lob besungen. Worzu hat sonst der Schöpfer dir Verstand, Vernunft und Mund gegeben, Als daß du damit für und für, Sein Lob und Namen solst erheben? Vor allen hat die höchste Macht Uns darzu eine Seel geschenket, Daß man mit Andacht und Bedacht, Die Grösse seiner Huld bedenket. Wohlan! so suche auch vor allen, Durchs Lob dem Schöpfer zu gefallen. Geh nur ins heilge Buch hinein, Und ließ es; so wirst du erblicken, Daß deine Schuldigkeit wird seyn, Ein Lob-Lied in die Höh zu schicken. Geh weiter fort, und sieh nur an, Wie sich die werthen frommen Alten, So viel man ihrer finden kan, In diesem Dienste stets verhalten? Betracht es nur, so wirst du lesen, Wie munter sie zum Lob gewesen. Dort lobt ein Jacob seinen Gott, Und Israel singt Freuden-Lieder. Auch Mirjam gieng Gott Zebaoth Zu Ehren jauchzend hin und wieder. Ein David nahm sein Harfen-Spiel Und sunge seinem Gott zu Ehren. Mein Herz, erwege doch, wie viel Er Freuden-Psalmen liesse hören. Hat Judith nicht mit froher Zungen, Des Schöpfers Gütigkeit besungen. Lobst du die Hand des Höchsten nicht, So bist du in dem Christen-Orden, Ein finstres und verlöschtes Licht, Ein faul und todtes Glied geworden. Du wärst nicht werth, daß dich ein Mund Ein göttliches Geschöpfe nennte, Wenn nicht dein Herz zu aller Stund Vom Lobe deines Gottes brennte. Du must dich dankbarlich erweisen, Und Gott vor seine Liebe preisen. Laß deine Seel und deine Brust Von heisen Andachts-Flammen glühen, So kanst du dich dadurch mit Lust Zu deinem Glück zum Himmel ziehen. Dein Herz stell' einen Altar für, Worauf die Opfer-Gaben liegen, Die Gott, der Seelen schönste Zier, Gefällig seyn, und ihn vergnügen, Besing mit frölichem Gemüthe, Des hohen Schöpfers Gnad und Güte. Auf! lobe täglich den, der dich Aus Nichts gemachet und bereitet, Und welcher dich so väterlich In Seilen seiner Liebe leitet. Die Meinung Gottes ist zwar nicht, Stets laut und öffentlich zu singen. Ist nun dein Herz so eingericht, Den Dank mit Seufzern darzubringen; So darfst du dich darum nicht grämen, Gott wird ihn warlich gerne nehmen. Dein Amt und dein Beruf kan dir Nicht die geringste Hindrung geben, Du kanst mit sehnlicher Begier Dein Herz zu Gott im Himmel heben. Die Seufzer unter deinem Schweiß Und Arbeit hört der Höchste gerne, Er höret seines Namens Preiß, So in der Näh, als in der Ferne. Laß nur dein Herz auf dieser Erden, Von Lob und Dank nicht müde werden. Frag nicht, warum du deinen Gott Solst ohne Ziel und Mase loben? Dir giebt der Herr Gott Zebaoth Ja täglich neue Liebes-Proben. Geh in dein Herz, durchsuche nur Die kleinste Zeit von deinen Jahren, So wirst du mehr als eine Spuhr Von seiner Gnaden-Hand erfahren. Leib, Leben, Seele und Gemüthe, Erfüllet Gott mit seiner Güte. Ey! hebe deine Augen auf, Und sieh dich um, so wirst du finden, Daß Gott der Herr in seinem Lauf Und Wundern gar nicht zu ergründen. Sieh dich nur um, so wirst du schon Gnug Anlaß Gott zu preisen haben: Gott giebt dir ja von seinem Thron Fast stündlich neue Gnaden-Gaben. Gott ist ein Brunn, der immer quillet; Und uns mit seinem Gut erfüllet. Auf! schaue deine Seele an, So must du wohl mit Freuden sagen: Der Herr hat viel an ihr gethan, Er hat sie in der Hand getragen. Wie manche sündliche Gefahr, Wie manche Noth hat er verhütet; Er machte die Verheisung wahr, Daß er die Seinen wohl behütet. Wie reichlich labt er deine Seele, Mit seinem heilgen Freuden-Oele? Drum lobe den, der dich gemacht; Der dich mit seinem Wort erquicket; Der dir die Kindschaft zugedacht, Und dich mit weisen Kleidern schmücket. Auf! lobe den, der dich erlößt, Und dir sein Fleisch und Blut gegeben; Der dich durch seine Wunden tröst, Damit du ewig köntest leben. Auf! lobe den, der dich regieret, Und dich zur rechten Weisheit führet. Erwege und betrachte auch, Wie sehr dich Gott der Herr geliebet, Da er durch Trübsal, Dampf und Rauch Dich nicht erschrecket noch betrübet. Bedenke, wie er dich ernehrt, Versorgt, beschützet und bekleidet; Betrachte, was er dir beschert, Und wie er dich auf Rosen weidet. Erwegst du diß; so wirst du sagen: Gelobt sey Gott, der mich getragen! Wie sorgt Gott nicht so väterlich Vor die Erhaltung deiner Glieder; Kein Schmerzen übereilet dich, Du wandelst munter hin und wieder. Die Glieder thun ja insgesamt, Die Werke, die sie leisten sollen. Ein jeder Sinn verricht sein Amt, Worzu ihn Gott verordnen wollen. Ist dieß nicht gnug, die vielen Proben, Des grossen Schöpfers hochzuloben? Heb deine Augen über dich, Und schaue den gewölbten Bogen; Ich weiß, du wirst gewaltiglich Zu Gottes Lob und Preiß bewogen. Sieh nur das grosse Welt-Licht an, Wie es die Erde fruchtbar machet. Wie sicher jeder wandeln kan, Indem es gleichsam uns bewachet. Wer dieß erwegt, der muß bekennen: Es sey ein Wunderwerk zu nennen. Der Mond ist auch darzu bestimmt Daß er des Schöpfers Allmacht lehret; Sein Schein die Finsterniß benimmt, Die sich am Abend zu uns kehret. Die Sterne an dem Firmament Bezeugen gleichfals Gottes Güte, Ihr Licht, das uns zum Dienste brennt, Ergötzt so Augen als Gemüthe. Wer solte nicht bey solchen Dingen Dem Schöpfer Lob und Ehre bringen? Bald muß der Sonnen Glanz und Schein Die Felder bauen und beleuchten; Bald stellet sich ein Regen ein, Der muß das dürre Land befeuchten. Des Himmels Thau benetzt das Feld, Und läßt auf Saat und Feld und Wiesen, Und was der Garten in sich hält, Sein Perlen-Naß zum Wachsthum fliessen. Wie? soll nicht auch vor diese Gaben, Der Höchste Freuden-Lieder haben? Wohin ich nur mein Augen dreh, Da weiß ich mir die Seegens-Quellen, Bald in dem Thal, bald auf der Höh Der höchsten Allmacht vorzustellen. Ja was ich seh, woran ich denk, Das dienet mir zu meinen Leben: Wohin ich nur die Sinnen lenck, Das muß mir Nutz und Nahrung geben. Erwegst du dieß, so laß vor allen, Auch deinen Dank davor erschallen. Wie manches Kraut beschützet dich Vor Schwachheit und vor Krankheits-Fällen. Der Höchste weiß gar väterlich Dadurch dein Leben herzustellen. Selbst das Gewürme, das die Hand Der Aerzte künstlich zubereitet, Thut deiner Schwachheit Wiederstand, Indem es mit der Krankheit streitet. Auch das geringste dieser Erden Läßt Gott zu deinem Nutzen werden. Du kanst dem Schöpfer warlich nicht Ein lieblicher Gethöne bringen, Als wenn dein Herz mit Freuden spricht: Auf! laß mich meinen Gott besingen! Gott hört uns mit Vergnügen zu, Wenn wir von seinem Lobe lallen, Drum wohl mir, wenn ich dieses thu; Mein Dank-Lied wird ihm wohlgefallen; Ich lasse meinem Gott zu Ehren Wie David muntre Psalmen hören! Gott loben, ist ein solches Amt, Das auch die Engel selbst verrichten. Die Himmels-Fürsten insgesammt, Dieß Opfer ihrem Gott entrichten. Du bist so schön als sie gemacht, Drum suche doch vor allen Dingen Dem, der dich also hoch geacht, Auch einen gleichen Dienst zu bringen. Bestrebe dich dadurch auf Erden Den edlen Geistern gleich zu werden. Wer, wie die Engel gerne singt, Den haben sie auch desto lieber; Ihr Schutz den Feind zu weichen zwingt; So gehet manche Noth vorüber. Wir sollen dort an Glanz und Pracht Den Seraphinen ähnlich heisen, Drum, sollen wir uns auch mit Macht Dergleichen nachzuthun befleisen. Wer ihnen hier nicht gleich geworden, Der bleibt auch dort aus ihrem Orden. Dieß ist des Vaters strenges Wort, Daß wir in Werken und Geberden Dem Felß des Heils, dem Gnaden-Hort Im Leben sollen ähnlich werden. Wie nun der Sohn nichts liebers that, Als daß er mit erfreuter Zungen Vor seinen lieben Vater trat: Wie schön hat er sein Lob besungen! So must du gleichfals dich bestreben, Dem Theuren Heyland nachzuleben. Gott hört sein Lob zwar gerne an; Allein er wird dadurch nicht grösser: Wir aber nehmen Theil daran, Wir werden dadurch immer besser. Wir machen uns bey ihm beliebt; Sein Herz wird recht zu uns gezogen, Daß er uns größre Wohlthat giebt; Er wird dadurch zur Huld bewogen. Das Lob, das wir dem Höchsten geben, Ist unsre Festung, Kraft und Leben. Durchs Lob des Schöpfers können wir Die Seelen-Feinde überwinden. Viel Trübsaal weicht von unsrer Thür, Und darf sich nicht mit uns verbinden. Ein jedes Lob und Ehren-Lied, Bringt eine Wohlthat mit zurücke. So hold ist der, der alles sieht! So gnadenvoll sind seine Blicke! Drum auf! und singet Gott zu Ehren! So wird er unser Glück vermehren. Das Lob des Höchsten heist mit Recht, Ein starker Vorschmack jenes Lebens. O Würde! die gewiß nicht schlecht! O Hoffnung! welche nicht vergebens! So laßt uns denn bemühet seyn, Dergleichen Himmels-Süßigkeiten, Noch jetzt in dieser Sünden-Pein Durch Gottes Lob uns zubereiten. Kommt! laßt uns unsern Schöpfer loben, So leben wir, als wie dort oben! Die Tempel sind darzu erbaut, Daß man dem Schöpfer aller Dinge, Dem, der auf unsre Werke schaut, Ein Opfer-Lied darinnen bringe. Nun sind ja unsre Herzen auch Zu Gottes Tempeln ausersehen, Von diesem Altar muß ein Rauch, Zu Gott durch Luft und Wolken gehen. In diesen heilgen Gottes-Häusern, Muß Gottes Lob sich stätig äusern, Du kanst nie größre Lieblichkeit, Nie größre Lust und Ruh ergründen, Als die du wirst zu aller Zeit In deines Vaters Lobe finden. Und weil der Herr in jeder Stund Dir viele Huld und Gaben schenket; So ist es billig, daß dein Mund Auch stündlich an sein Lob gedenket. Drum lob' den Herren meine Seele, Und seine Gütigkeit erzehle. Doch aber soll ein Christen-Herz Nicht nur in guten Tagen singen; Es soll auch Gott in Noth und Schmerz Ein süsses Ehr- und Dank-Lied bringen. Denn wenn er uns ein Kreutze schickt, So stärket er auch unsern Rücken, Daß uns dasselbe nicht erdrückt; Er will uns auch mit Trost erquicken. So kanst du auch in bösen Tagen, Von deines Gottes Liebe sagen. Die Wege Gottes sind stets gut, Wer wird sie jemahls tadeln können? Die Ruthe die empfindlich thut, Ist eine Balsam-Frucht zu nennen. Sein Schlag macht unsre Herzen klein, Und lehret uns aufs Wort zu merken. So kan es ja nicht anders seyn, Das Kreuz muß unsern Glauben stärken. Hier muß man auf den Höchsten hören, Und sich an die Vernunft nicht kehren. Ist man im Creuz mit Gott vergnügt, Und lobt man ihn in seinem Leiden; So wird das Ungemach besiegt Und Gott verwandelt es in Freuden. Ein frölich Herz ist in der Noth Der Vorschmack, daß uns Gott vom Bösen, Das uns so hart zu schaden droht, In einer Kürze werd erlösen. Ein singend Herz in Unglücks-Fällen Weis uns die Hülfe vorzustellen. Zwar weis uns unser Fleisch und Blut Zum Lobe Gottes nicht zu führen, Sein Geist es nur alleine thut, Der muß das Herz darzu regieren. Derselbe treibt und zündt es an; Nur dieser muß es feurig machen; Der ist der Matten Helfers-Mann; Der ist der Stärker derer Schwachen. Drum gieb mir deinen Geist von oben, So kan ich dich mit Andacht loben.